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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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»Travis, da gibt es etwas, das ich dir sagen muss.«
    Grace warf ihnen von ihrer Position neben der offenen Aufliegertür einen nervösen Blick zu. »Wir sollten hier verschwinden, so schnell wir können. Dafür ist auch noch später Zeit.«
    »Sie hat Recht«, sagte Travis und ließ los. »Hier ist es nicht sicher. Wir können später reden.«
    Irgendwo draußen ertönten Schüsse.
    »Nein, es kann nicht warten.«
    Beltan ergriff ihn bei den Schultern. Obwohl die Hände des Ritters so schmal geworden waren, steckte dennoch eine unglaubliche Kraft in ihnen, die Travis an Ort und Stelle hielt. Beltan suchte mühsam nach den passenden Worten; seine grünen Augen funkelten.
    »In den Bädern, auf Spardis, ich … ich habe dir gesagt. dass es mir nicht Leid tat. Aber ich habe das nur gesagt, weil ich dachte, ich würde … ich weiß, dass du den Ruf nicht vernommen hast und … und es tut mir Leid, Travis. Es tut mir so Leid, dass ich …«
    »Nein.« Travis sprach das Wort energisch aus, es war ein Befehl. »Nein, wage es ja nicht, dass es dir Leid tut, Beltan. Niemand sollte sich jemals dafür entschuldigen, jemanden zu lieben.«
    Beltan starrte ihn an, sein hageres Gesicht zeigte einen betroffenen Ausdruck.
    »Ja, du hast mich etwas überrascht.« Travis entfuhr ein kleines Lachen. »Okay, um die Wahrheit zu sagen, mehr als nur ein bisschen. Aber das ist in Ordnung. Ich hatte Zeit, darüber nachzudenken. Und obwohl ich noch immer nicht begreifen kann, wieso ich das verdiene, spielt es keine Rolle. Das weiß ich jetzt.« Die Worte brannten in Travis’ Bewusstsein so klar wie Runen. Ja, genau so sollte es sein. »Du musst wissen, Beltan, ich …«
    Das Licht, das von außen in den Lastwagen strömte, verdunkelte sich, und eine schlanke Silhouette zeichnete sich vor der grauen Öffnung ab. Travis drehte sich um. Goldene Augen fixierten ihn. Überrascht trat er einen Schritt von Beltan zurück.
    »Die Wächter kommen näher«, sagte Vani und schritt tiefer in den Auflieger. »Es sind nicht viele – ich glaube nicht, dass sie mit einer Verfolgung gerechnet haben. Vermutlich glaubten sie, dass die Gorleths in ihrer Festung uns vernichten würden. Trotzdem, die Waffen von Davis und Mitchell können sie nicht lange aufhalten. Wir müssen uns beeilen.«
    Der Ritter kniff die Augen zusammen, als er Vani sah. »Wer ist sie?«
    »Sie ist …« Travis befeuchtete sich die Lippen.
    Vani stemmte mit rätselhaftem Blick die Hände in die Hüften.
    »Das ist Vani«, sagte Grace. »Sie ist … eine Kriegerin von Eldh, und wir verdanken ihr unser Leben.«
    Beltan schien sie zu mustern, dann nickte er. »Dann verdanke auch ich Euch mein Leben, Vani.«
    Sie sah Travis an, dann Beltan. »Euer Dank könnte verfrüht sein, Ritter von Calavan. Kommt, wir müssen gehen.«
    »Wartet«, sagte Beltan. »Wir können noch nicht fort. Da ist noch jemand, der unsere Hilfe braucht.«
    Er drehte sich um, machte einen Schritt auf eine der umgestürzten Kisten zu und taumelte.
    Travis stützte ihn. »Beltan …«
    Der Ritter löste sich von ihm. »Travis, du verstehst nicht. Wir müssen ihn befreien. Wir …«
    Silbernes Licht leuchtete auf. Es war schwach und flackerte, und es wurde sofort wieder schwächer, aber es war unmissverständlich, wo es hergekommen war. Travis verspürte ein Kribbeln in der rechten Hand. Er starrte Beltan an. Dann setzte er sich in Bewegung.
    Vani erreichte den Käfig im selben Augenblick wie er. Gemeinsam richteten sie ihn wieder auf. Der Käfig verfügte über eine kleine Klappe aus Maschendraht. In seinem Inneren bewegte sich etwas. Wieder flackerte ein blasser Lichtschimmer auf; es erinnerte an ein sterbendes, silbriges Glühwürmchen.
    »Schnell«, sagte Beltan. »Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube … ich glaube, er ist irgendwie krank.«
    Travis kniete neben der Kiste nieder und schaute hinein. Große, schräg stehende Augen erwiderten seinen Blick. In ihnen lag eine uralte Trauer und ein tiefer Schmerz, aber da war auch noch etwas anderes. Es hätte … Freude sein können. Erkennen durchfuhr ihn wie ein Windstoß. Ja, er verstand.
    »Eisen«, sagte er. »Er kann die Berührung mit dem Eisen nicht ertragen. Oder Stahl, schätze ich. Das kann keiner von ihnen. Darum kann er nicht entkommen.«
    »Was kann kein Eisen ertragen?«, fragte Grace. »Wovon redest du da, Travis?«
    Er antwortete ihr nicht. Stattdessen sprach er zum dritten Mal an diesem Tag die Rune des Öffnens.
    »Urath.«
    Ja, das war

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