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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Männer sprangen zur Seite, um nicht überfahren zu werden.
    Davis klammerte sich am Armaturenbrett fest. »Darf ich fragen, wo du hin willst, Schatz?«
    »Das weiß ich noch nicht so genau.«
    Der Seitenstreifen war zu schmal. Auf der einen Seite befand sich eine steile Böschung, auf der anderen einer der Bagger. Es würde nicht funktionieren. Mitchell trat auf die Bremse, setzte zu einer harten Kehre an. Der Pick-up beschrieb einen Halbkreis, dann schoss er quer über die Straße.
    Grace hörte so etwas wie eine Fehlzündung, dann zersprang die Heckscheibe des Pick-ups zu einer funkelnden Kaskade zerbröckelnden Glases. Sie schüttelte Splitter aus dem Haar und schaute aus dem leeren Fensterrahmen. Die beiden Männer in dunklen Hosen und orangeroten Westen hielten Pistolen in den Händen.
    »Runter!«, rief Travis.
    Grace drückte sich zusammen mit Travis auf den Sitz, aber Vani nicht. Ein weiterer Knall ertönte, gefolgt von einem heißen, pfeifenden Laut.
    Das Sirren stoppte abrupt, Grace schaute auf. Davis starrte mit weit aufgerissenen Augen auf Vanis geschlossene Faust, die sich keine fünf Zentimeter vor seinem Gesicht befand. Vani öffnete die Finger. Dort hielt sie eine kleine, funkelnde Kugel.
    Wieder ging ein Ruck durch den Pick-up.
    »Alle festhalten!«, rief Mitchell.
    Grace konnte in ihrer Stellung nichts sehen. Der Schaufelarm eines Baggers blitzte am Fenster vorbei, dann geriet die Welt außerhalb des Pick-ups in wilde Bewegung. Sie sah den Himmel, dann den flachen Strich des Horizonts, der in einem merkwürdigen Winkel kippte. Das Gefühl einer seltsamen Schwerelosigkeit überkam sie. Der Wagen würde sich überschlagen.
    »Mitchell, jetzt!«, rief Davis.
    Wieder machte der Pick-up einen Satz, dann schoben sich Himmel und Erde mit einem Ruck, der Grace sich auf die Zunge beißen ließ, wieder in die richtige Position. Der Motor brüllte auf, als der Wagen an Geschwindigkeit gewann.
    Sie richtete sich neben Travis auf, ohne sich nach Möglichkeit dabei an Glassplittern zu schneiden. Hinter ihnen verloren die Baumaschinen schnell an Größe. Sie konnte die Reifenabdrücke auf dem südlichen Seitenstreifen sehen – neben dem es kaum weniger steil in die Tiefe ging als auf der anderen Seite, und den Mitchell benutzt haben musste, um ihre Freiheit zu erringen. Sie beobachtete, wie die Männer in den schwarzen Hosen die orangeroten Westen wegwarfen und zu der Limousine rannten. Aber die stand auf der anderen Seite des Kipplasters. Sie wedelten wild mit den Händen, aber der Schatten im Laster schien Probleme zu haben, ihn zu lenken, und er prallte gegen einen Bagger.
    Der Pick-up raste einen Hügel hinunter, und die Szene verschwand aus der Sicht. Grace drehte sich um. Travis betrachtete Davis und Vani. Sie gab Davis die Kugel.
    »Behalten Sie sie als Glücksbringer«, sagte sie.
    Davis starrte noch immer die Kugel an. »Das werde ich, Ma’am. Das werde ich.«
    Travis musterte Vani intensiv. Als wäre sie seiner Aufmerksamkeit bewusst, senkte sie den Kopf und schaute auf ihre im Schoß gefalteten Hände.
    Das Land hob und senkte sich unter dem Wagen. Die Berge rückten näher.
    »Wie weit noch bis Boulder?«, wollte Grace wissen.
    Davis antwortete. »Ich glaube nicht, dass es noch weit ist. Wenn ich mich recht erinnere, führt diese Straße direkt östlich der Ausläufer der Berge zum Highway 93. Der 93 führt nach Boulder.«
    »Er führt aber auch südlich nach Golden«, sagte Mitchell.
    »Schneller«, hauchte Grace in Mitchells Ohr.
    Sie sah zu, wie der Geschwindigkeitsmesser nach rechts kletterte: 70, 80, 90. Der Wagen vibrierte, als würde er gleich auseinander fliegen.
    Ein grünes Straßenschild huschte am Fenster vorbei, zu schnell, als dass Grace es hätte lesen können. Sie erreichten die Kuppe eines großen Hügels, und das Land sackte in eine tiefe, dunkelbraune Senke. Wo sich der Highway auf ihrer Sohle in eine gerade Straße verwandelte, herrschte nacktes Chaos.
    Fünf Sattelschlepper standen dort. Die erste Zugmaschine war ins Schleudern geraten, mitsamt dem Anhänger umgestürzt und blockierte die Straße. Eine schwarze Rauchwolke wogte in die Höhe. Der zweite Lastwagen war in den ersten gerast. Die anderen Wagen hatten es geschafft, einer Kollision zu entgehen, aber die Fahrer hatten sie in verschiedene Richtungen gelenkt, um zu verhindern, dass sie mit den ersten Lastwagen zusammenstießen.
    »Da!«, sagte Travis und zeigte auf die Windschutzscheibe. »Seht ihr es? Direkt vor dem

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