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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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vorbei; ihre langen Arme streiften über den Asphalt, während sie herantrabten. Travis zählte drei von ihnen. Dann hörte er auf zu zählen.
    Ein Knall ertönte, als Mitchell den Abzug seines Gewehrs durchzog. Eine Sekunde später folgte Davis seinem Beispiel. Zwei der Gorleths quiekten auf und stürzten zu Boden.
    Mehr von ihnen kamen um den Lastwagen herum. Davis und Mitchell luden die Gewehre durch, feuerten erneut. Zwei der Ungeheuer brachen zusammen. Es reichte nicht; sie kamen schneller heran, als die Männer schießen konnten. Travis fühlte, wie Vani neben ihm die Muskeln anspannte. Dann übersprang sein Herz einen Schlag, als eine weitere Gestalt in Sicht kam.
    Er bewegte sich langsam, sein schwarzes Gewand blähte sich hinter ihm auf. Das Licht der nach Westen ziehenden Sonne war durch die Wolken gebrochen, und es ließ die goldene Maske funkeln. Travis sah, dass sie als Ausdruck ein lebloses Lächeln trug, die Augenschlitze waren schmal und blickten höhnisch. Der Scirathi hob eine Hand, und Travis’ Herz zog sich schmerzhaft in seiner Brust zusammen.
    Vani ergriff seinen Arm. »Travis!«
    Er wollte etwas sagen, konnte es aber nicht.
    Schüsse zerrissen die Luft. Aber sie kamen nicht von Davis’ und Mitchells Gewehren. Ein weiterer Gorleth stürzte kreischend zu Boden. Aber die zweite Kugel verfehlte ihr Ziel. Stattdessen ertönte ein deutlich wahrnehmbares Ping, als sie etwas Metallisches traf.
    Der Zauberer blieb stehen und senkte den Kopf, während etwas Funkelndes über die Straße schepperte. Die Gorleths schwankten kurz, dann blieben sie wie angewurzelt stehen. Travis holte keuchend Luft, sein Herz schlug wieder normal. Was war geschehen?
    Der Scirathi hob den Kopf, die schwarze Kapuze rutschte zurück. Die goldene Maske war verschwunden. Die Kugel musste sie getroffen und vom Gesicht des Zauberers gerissen haben.
    Oder vielmehr das, was von dem Gesicht noch übrig war. Zwei schwarze Augen blinzelten aus einer rosafarbenen, wulstigen Narbenmasse. Der Mund bestand aus einem schiefen Schlitz, die Nase aus zwei tiefen Löchern, die in die Fratze seines Gesichts hineinragten. Travis versuchte mühsam zu verstehen …
     … und dann wurde es ihm klar. Vani hatte gesagt, dass die Zauberer Blut brauchten, um ihre Magie zu wirken. Wie oft war der Scirathi gezwungen gewesen, sich selbst zu schneiden? Wie oft, bevor seine Arme, seine Beine, sein Oberkörper zu geschädigt waren, um wieder heilen zu können, zu geschädigt, um weitere Verletzungen ertragen zu können? Wie lange, bis keine Stelle mehr zum Schneiden übrig war, bis auf …
    Etwas blitzte golden auf. Die Maske des Zauberers funkelte im Licht. Er entdeckte sie im gleichen Augenblick wie Travis, sie lag neben dem Reifen eines der Lastwagen. Der Zauberer sprang auf sie zu.
    Er war zu langsam. Die Gorleths warfen sich in einem schwarzen Bündel der Wut auf den Scirathi. Davis und Mitchell senkten mit entsetzten Gesichtern die Gewehre. Travis machte einen Schritt nach vorn, aber Vanis starke Hand hielt ihn zurück.
    »Also entsprechen die alten Geschichten der Wahrheit«, sagte sie. »Die Masken sind wirklich der Brennpunkt ihrer Macht. Ohne sie kann der Zauberer die Gorleths nicht kontrollieren.«
    Von seinem Willen befreit, wandten sie sich gegen ihn – ihren Schöpfer und Folterknecht. Travis spürte Übelkeit in sich aufsteigen, aber er konnte nicht wegsehen.
    Die Ungeheuer machten kurzen Prozess mit ihrem Meister. Seine Schreie endeten, als sie ihm die Arme aus den Schultergelenken rissen. Nach wenigen Augenblicken waren nur noch Knochensplitter, blutige Fleischfetzen und schwarzer Stoff übrig. Travis ging davon aus, dass die Gorleths nach vollendetem Werk mit ihrem Angriff weitermachen würden, aber das geschah nicht. Stattdessen fauchten sie und griffen einander an, hieben mit den langen Krallen auf ihre eigenen Körper ein. Von dem Befehl befreit, andere zu töten, wandten sie sich gegen sich selbst und ihre eigenen Qualen.
    Schließlich zwang sich Travis, von dem schaurigen Spektakel fortzuschauen. Davis übergab sich auf die Straße, und Mitchell hielt seine Schultern mit starken, sanften Händen.
    Schritte näherten sich. Travis riss den Kopf herum, voller Angst, vor Waffen starrende Sicherheitsleute von Duratek zu sehen. Doch die Pistolen wurden von vertrauten Händen gehalten.
    »Deirdre.« Er sprach den Namen wie ein Gebet, dann umarmte er sie mit aller Kraft.
    Farr senkte die Pistole und blickte auf den mittlerweile erstarrten

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