Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
so schlank und geschmeidig wie ein junger Berglöwe. Unter der blassen Haut spielten schwellende Muskeln. Sein dünner werdendes, weißblondes Haar fiel über breite Schultern, und sein Bart war so golden wie das Sonnenlicht draußen auf der Straße. Wo der Nekromant Dakarreth an seiner Seite seine Wunde wieder aufgerissen hatte, war nur eine verblasste Narbe.
    Beltan starrte den Elfen erstaunt an. Es war wegen des Lichts nur schwer zu sehen, aber Travis hatte den Eindruck, dass der Elf lächelte.
    Die letzten Lichtstränge verschwanden um Beltan. Grace wandte lächelnd das Gesicht ab, und Vani schaute beflissen zu Boden.
    Beltan schaute an sich herab, dann ruckte sein Kopf nach oben. »Bei Vathris’ Blut! Es tut mir Leid, Myladys. Äh, Travis …«
    Travis zog den Nebelmantel aus dem Rucksack, den er noch immer über der Schulter trug, und warf ihn dem Ritter über. Seine Hände verweilten auf Beltans Brust; sie war warm und fest. »Wie fühlst du dich?«
    Beltan schenkte ihm ein trockenes Grinsen und hielt den Umhang fest. »Etwas verlegen. Aber sonst geht es mir gut.« Dann stahl sich Staunen in seinen Blick. »Mehr als gut. Da sind nicht mal mehr Schmerzen von meinen alten Schlachtennarben.«
    Leises Glockenspiel ertönte. Der Elf schwebte an ihnen vorbei auf Vani zu. Er machte eine anmutige Geste. Vani schien zu verstehen. Sie holte das Tor-Artefakt aus ihrer Jacke hervor und entfernte das Prisma. Das Artefakt war nun leer.
    Der Elf nahm das Artefakt in die langen Finger und hielt es nahe an den Körper. Es blitzte, und ein scharfer, kristallklarer Laut ertönte, der fast an einen Aufschrei erinnerte, dann nahm das Licht ab, und Vani hielt das Artefakt wieder. Es war nicht länger leer, sondern war wieder mit einer dunklen Flüssigkeit gefüllt.
    Vani befestigte das Prisma wieder und versiegelte das Elfenblut. Allerdings entging Travis nicht, dass sie sich vergewisserte, dass die Seiten des Prismas nicht mit denen des Artefakts abschlossen. Er vermutete, dass sie dies getan hatte, damit kein Tor aktiviert wurde.
    »Danke«, sagte Vani einfach.
    Travis ging zu dem Elfen und hob den Stein des Zwielichts, den Großen Stein, den er kurz nach dem Wintersonnenwendtag dem Kleinen Volk aus dem Dämmerwald anvertraut hatte. »Ihr habt Euch von dem Zauberer gefangen nehmen und durch das Tor bringen lassen, nicht wahr? Ihr habt das getan, damit Ihr zur Erde kommen und mir Sinfathisar bringen konntet. Aber warum?«
    Der Elf legte den Kopf schief, dann läuteten Worte um Travis herum und in seinem Inneren auf.
    Um zu entscheiden, was sein soll.
    Er verstand nicht. Was sollte er entscheiden? Doch bevor er fragen konnte, glitt der Elf fort. Das leuchtende Wesen blieb vor Grace stehen. Dann verbeugte es sich langsam vor ihr.
    Grace legte eine Hand an den Hals, das Licht des Elfen spiegelte sich in ihren Augen wider. Einen Augenblick lang flackerte das Licht, und das Wesen schien eine Hand nach ihr auszustrecken. Doch Travis musste sich das wohl eingebildet haben, denn der silbrige Schimmer, der den Elfen umgab, wurde plötzlich heller und dehnte sich aus wie ein Stern, dann fiel er in sich zusammen und ließ nur einen grellweißen Funken zurück. Der Funke umkreiste sie noch einmal, dann schoss er in die Gasse und war verschwunden.
    Travis warf Grace einen fragenden Blick zu, aber sie schüttelte nur den Kopf und wandte sich Beltan zu. Zuerst ergriff sie nur eine Hand, dann die andere, dann studierte sie sein Gesicht.
    »Das ist unmöglich. Du hast zwei Monate im Koma gelegen, Beltan. Deine Muskeln sind atrophiert, du warst osteoporotisch. Und jetzt« – Grace trat einen Schritt zurück – »jetzt bist du perfekt.«
    Beltans Augen funkelten, er verbeugte sich. »Danke schön. Aber ich war schon immer davon überzeugt, dass ich das bin.«
    »Nein, das meine ich nicht …«
    Er seufzte, und die Heiterkeit in seinem Blick schwand. »Ich weiß, was du gemeint hast. Mein Körper ist gesund, das ist alles«, fuhr er fort und schaute dann auf seine Hände. »Und ich bin alles andere als perfekt.«
    Die Erleichterung, die Travis verspürte, wurde erschüttert. Was wollte Beltan damit sagen?
    »Du hast etwas über das Elfenblut gesagt, Beltan, man hat dir damit eine Infusion gemacht?«
    »Ich glaube schon. Als ich in ihrer Festung erwachte, steckten Röhren in meinen Adern. Sie müssen sie dazu benutzt haben, mir das Elfenblut einzuflößen. Ich glaube … ich glaube, deshalb wusste ich auch Dinge, die ich nicht wissen konnte,

Weitere Kostenlose Bücher