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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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der Vergangenheit nichts Magisches enthielt.
    Es ist der Dämon, Grace. Das Ungeheuer ist die Quelle von allem, was sich in dieser Stadt verändert. Aber wieso verstrickt es Melia und die Götter in die Vergangenheit, und die Menschen aus ihrer Umgebung ebenfalls?
    Grace wusste es nicht. Und obwohl sie eine ganze Welt von Melia und den anderen Göttern entfernt gewesen war, erschienen ihr die Relikte der Vergangenheit jeden Tag realer und die Gegenwart dafür wie eine Gespensterparade.
    Sie kamen zum Zweiten Kreis der Stadt. Soweit Grace es verstanden hatte, war das der heilige Bezirk. Auf der Erde hatte sie nie an Götter geglaubt, und selbst hier auf Eldh, wo die Götter real und fassbar waren, wusste sie immer noch nicht, was sie von ihnen halten sollte. Sie waren zugleich schwächer und viel gefährlicher, als sie sich je vorgestellt hätte. Doch die Tempel aus weißem Stein wiesen eine Erhabenheit auf, die sie nicht bestreiten konnte. Über ihnen erhob sich eine große blaue Kuppel. Das musste die Etherion sein, die Melia erwähnt hatte.
    Als sie das Tor zur Ersten Stadt erreichten, fanden sie die vergoldeten Torflügel fest verschlossen vor. Anscheinend hatte es sich der Kaiser nicht anders überlegt.
    Melia richtete den Schleier, der ihr Gesicht verbarg, dann rauschte sie zu einer kleinen roten Tür, die in Tornähe in die Mauer eingelassen war. Sie klopfte einmal, dann noch einmal und dann noch ein drittes Mal. Sie streckte beide Hände aus, und Grace hatte das Gefühl, dass sie im Begriff stand, die Tür in Stücke zu zerschmettern, als die obere Hälfte aufschwang und einen stiernackigen Soldaten mit bronzenem Brustpanzer enthüllte.
    »Bitte informiere den Meister des Tores, dass ich seine Anwesenheit erbitte«, sagte Melia freundlich.
    »Der Meister ist heute für niemanden ohne Termin zu sprechen.«
    »Entschuldigung.« Melia legte dem Soldaten die Hand auf den Arm. »Ich sehe ja, dass du ziemlich dumm bist, also lass es mich noch einmal in einfachen Worten erklären. Ich werde mit dem Meister sprechen.«
    Der Soldat blinzelte. »Natürlich, Eure Heiligkeit. Wie ich bereits sagte, werde ich den Meister auf der Stelle holen.«
    Die Tür schloss sich. Grace wollte Melia gerade fragen, was sie getan hatte – ob man es mit der Gabe nachmachen konnte –, als die Tür aufgerissen wurde. Der Meister des Tores war ein auffallend attraktiver und verschwenderisch gekleideter Mann in Graces oder Travis’ Alter. Sein Bart glitzerte vor Öl, an seinen Fingern funkelten Juwelen. Er warf einen Blick auf Melia und die anderen, dann runzelte er die Stirn, und dieser Ausdruck stahl jede Schönheit von seinem Gesicht.
    »Ich weiß nicht, warum Diebe und Vagabunden in dieser Stadt toleriert werden«, sagte er in verächtlichem Tonfall. »Aber ich weiß, dass sie mit Sicherheit nicht im Schatten des Kaiserpalastes willkommen sind.«
    Melia faltete den Schleier zurück und enthüllte ihr Gesicht. »Es ist wahr, dass ich manchmal eine Wanderin bin, Meister. Doch diese Stadt ist seit fast zweitausend Jahren meine Heimat gewesen. Ich glaube kaum, dass es Euch zusteht, mir zu sagen, dass ich hier nicht willkommen bin.«
    Der Meister riss die Augen weit auf – und zog sie genauso schnell zu kleinen Schlitzen zusammen. »Lady Melindora. Verzeiht meine Unhöflichkeit. Ich habe Euch in dieser … schlichten Aufmachung nicht erkannt. Doch ich muss Euch darüber informieren, dass der Kaiser seine Meinung nicht geändert hat, was Eure Eingabe angeht. Wenn Ihr mich wissen lasst, wohin ich eine Botschaft schicken kann, werde ich Euch in dem Augenblick benachrichtigen, in dem der Kaiser seine Trauerzeit beendet hat.«
    »Nein, Meister«, erwiderte Melia kühl, »Ihr werdet diese Tore auf der Stelle öffnen und uns zum Kaiser führen.« Sie machte eine unscheinbare Geste mit der Hand.
    Der Meister wurde blass. »Wagt es ja nicht, mich mit Euren Tricks beeinflussen zu wollen. Solltet Ihr das versuchen, werde ich Misar, meinen Gott, anrufen, und man wird Euch für Eure Tat vor der Etherion zur Rechenschaft ziehen. Selbst Ihr steht nicht über den Göttern, Melia.«
    »Nur keine Scheu. Ich würde wirklich gern hören, was Misar hierzu zu sagen hat.«
    Der Mann griff nach einem Amulett, das wie eine goldene Feder geformt war und an einer Kette um seinen Hals hing. »Ich schwöre es bei Misar, ich werde es tun!«
    Melia verschränkte die Arme. »Ich warte.«
    Der Meister umklammerte das Amulett so fest, dass sich seine Finger weiß

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