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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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getrunken hatten, wurden sie satt und behäbig, und der Zauberer konnte ihnen Befehle geben.«
    Um was zu tun?, wollte Travis fragen, aber seine Zunge schien an seinem Gaumen festzukleben.
    »Die leuchtenden Städte Amúns erlebten vor zweitausend Jahren ihren Untergang«, sagte Vani. »Die Zauberer erhoben sich gegen die Gottkönige, aber sie wurden vernichtet, und bei der letzten Schlacht wurde der Lauf des Flusses Emyr verändert, so dass Amún zu dem wurde, was es heute ist: die Morgolthi, eine Wüste aus Staub und Knochen.«
    Grace zog die Knie an die Brust. »Ich mag Geschichte, Vani, und was Sie da erzählen, ist interessant. Aber was hat das damit zu tun, wie Sie zur Erde kamen?«
    Vani lächelte. »Die Gegenwart hat tiefe Wurzeln, Grace Beckett, und Augenblicke sind wie Blätter an Bäumen. Selbst einfache Dinge geschehen nur deswegen, weil sich tausend andere Dinge vorher zugetragen haben. Mein Volk nennt das Schicksal.«
    »Ich würde es Chaostheorie nennen«, sagte Grace.
    Vani zuckte mit den Schultern. »Wie auch immer man es nennt, das Resultat ist das Gleiche. Sie müssen wissen, es gab Zauberer, die mitten im Krieg gegen die Gottkönige den Versuch unternahmen, Morindu der Finsteren Geheimnisse zu entreißen – Geheimnisse von großer Macht. Aber statt das zuzulassen, verschlossen die Zauberer Morindus die Tore und zerstörten ihre eigene Stadt, von innen heraus. So wurde Morindu für alle Ewigkeit unter dem Sand von Amún begraben, und ihre Geheimnisse mit ihr.«
    Travis drehte seine leere Tasse in den Händen. »Vani, diese Zauberer, die Morindu die Geheimnisse der Macht stehlen wollten. Trugen einige von ihnen goldene Masken?«
    Vani nickte steif. »In Amún gab es eine Stadt namens Scirath, die von Anbeginn des Zeitalters der Gottkönige eine Rivalin Morindus war. Es waren die Bewohner Sciraths, die die Stadt meiner Vorfahren als Erste die Finstere nannten, denn sie wollten die Gedanken anderer Menschen vergiften, sie dazu bringen, dass sie die Morindai fürchten und hassen. Die Scirathi begehrten das Wissen Morindus und wollten es für sich haben. Aber die Morindai nahmen den Namen an, den man ihnen voller Verachtung verliehen hatte, und trugen ihn voller Stolz. Und ja« – sie erwiderte Travis’ Blick – »die Zauberer von Scirath trugen Masken aus Gold.«
    Grace stand auf. »Vani, haben Sie nicht gesagt, dass in diesem Krieg alle Zauberer vernichtet wurden?«
    »Die meisten. Nicht alle.«
    »Aber es ergibt noch immer keinen Sinn. Warum sollte eine Horde zweitausend Jahre alter Zauberer an mir und Travis interessiert sein?«
    »Aus dem gleichen Grund wie mein Volk«, sagte Vani.
    Grace starrte sie an, dann ließ sie sich zurück in ihren Sessel fallen.
    Vani schaute auf ihre Handgelenke und betrachtete die Linien der komplizierten Tätowierungen. »So wie ein paar der Bewohner Morindus überlebten, so auch einige Männer aus Scirath. Sie haben niemals in ihren Bemühungen nachgelassen, die verlorenen Geheimnisse Morindus aufzuspüren. Und wir haben niemals in unseren Bemühungen nachgelassen, sie daran zu hindern. Vergangene Nacht hat Sie einer der Scirathi angegriffen. Selbst wenn Sie ihn nicht gesehen hätten, Wilder, hätte ich es gewusst. Nur dass sie niemals Gorleths als Sklaven benutzt haben.«
    Grace erschauderte. »Was sind sie, Vani? Die Gorleths.«
    »Ich weiß nicht, welche dunkle Zauberei die Scirathi benutzt haben, um sie zu erschaffen. Ich weiß nur, dass man sie macht, indem man das Fleisch und Blut verschiedener Kreaturen zusammenfügt. Aber solche Gorleths habe ich noch nie gesehen. Sie sind stärker, als mir bekannt ist. Schneller.«
    »Und klüger«, sagte Grace. Sie schaute auf. »Nicht wahr?«
    Vani nickte. »In gewisser Weise bin ich froh, dass sich der Scirathi gezeigt hat. Ich hatte schon seit Monaten den Verdacht, dass es ein Mitglied seines Ordens war, der durch das Tor kam.«
    Jetzt war es Farr, der seine eigenen Regeln vergaß. »Das Tor?« Sein Blick ließ Vani nicht los. »Wollen Sie damit etwa sagen, Sie wissen von einem Tor zwischen Eldh und der Erde?«
    Vani sah ihn an. »Mein Volk hat das Artefakt von Morindu lange Zeit verborgen gehalten. Doch vor drei Jahren haben wir riskiert, es zu benutzen, und so kam ich hierher, auf die Erde, in der Hoffnung, Wilder und Beckett zu finden.«
    »Drei Jahre? Aber Sie können nicht so lange auf der Erde sein. Die Sucher hätten davon erfahren.«
    Vanis Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. »Ich glaube, Sie

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