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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Tablett voller Brot, kaltem Fleisch und Käse an ihre Tür. Sie war eine kleine, gebückt gehende Frau mit einem schmutzigen, verängstigten Gesicht. Grace seufzte; sie hatte auf dieser Welt nur wenige Diener kennen gelernt, die sich nicht vor ihr fürchteten.
    Und warum sollten sie auch nicht? Du bist eine Königin. Du könntest sie aus einer Laune heraus bestrafen lassen. Sogar hinrichten lassen.
    Aber das würde sie niemals tun. Und sollte sie je durch eine seltsame Fügung des Schicksals eine Königin mit Untertanen werden, würde ihre erste Aufgabe als Herrscherin darin bestehen, eine Methode zu finden, die dafür sorgte, dass keine einzige Person in ihrem Schloss sie fürchtete. Möglicherweise würde sie dann keine besonders effektive Monarchin abgeben, aber das schien die bei weitem bessere Alternative zu sein.
    Grace bat die Dienerin um einen Topf mit heißem Wasser, der schnell gebracht wurde. Sie füllte vier Becher mit je einem Briefchen Kräuterpulver und goss heißes Wasser ein, dann ließ sie die Kräuter ziehen, um Tee zu machen. Sie brachte die anderen dazu, einen Becher zu nehmen.
    »Soll das wie Pferdemist schmecken?«, fragte Falken mit einem gleichermaßen angewiderten wie neugierigen Ausdruck. »Oder ist das bloß ein glücklicher Zufall?«
    »So weißt du, dass es funktioniert.« Grace zwang sich dazu, keine Grimasse zu schneiden, als sie aus ihrem Becher trank.
    »Mir schmeckt es«, sagte Vani und nahm wieder einen Schluck.
    »Wie in aller Welt kann Euch das schmecken?« Beltan stöhnte auf dem Bett. »Ich glaube, dieses Zeug wird mich umbringen.«
    Die Augen der T’gol blitzten. »Darum.«
    Grace hatte genug davon. »Ihr seid jetzt alle still und trinkt«, sagte sie in einem, wie sie hoffte, majestätischen Tonfall. Er musste es gewesen sein, denn alle gehorchten.

24
    Grace hatte sich an ihre Kräuterkunde gut erinnert, denn die Medizin schien alle sich besser fühlen zu lassen, was wiederum die allgemeine Gereiztheit im Raum abnehmen ließ. Während draußen vor dem Fenster der graue Nachmittag vernieselte, unterhielten sie sich leise.
    »Ich vermute, es ist unmöglich, dass sie überlebt haben«, sagte Grace. »Ich meine, Magard und seine Mannschaft.«
    »Das fürchte ich auch, Grace«, erwiderte Falken ernst. »Du hast gehört, was Elwarrd sagte. Mit Ausnahme von dem Strand, an dem wir gelandet sind, besteht die Küste hier nur aus Felsen und Klippen. Und vom Strand führt nur ein Weg zu dieser Burg. Hätten Magard oder einer seiner Männer den Untergang überlebt, hätten sie mittlerweile den Weg hierher gefunden.«
    Grace nickte. Sie hatte nicht nach falscher Hoffnung gesucht, sondern nur nach Bestätigung. Sie musste an Kapitän Magards rauen Humor und sein Zwinkern denken und an seinen verrückten Plan, um die Welt zu segeln, die er für rund gehalten hatte. Jetzt würde er nie die Gelegenheit erhalten, herauszufinden, dass er Recht gehabt hatte. Ein Kloß formte sich in Graces Hals.
    »Aber warum wir?«, fragte Beltan. »Kommt es euch nicht wie ein unglaublich glücklicher Zufall vor, dass ausgerechnet wir vier an den Strand gespült wurden und sonst keiner?«
    Vani zuckte mit den Schultern. »Glück ist einfach eine Fügung des Schicksals, die wir nicht erwarten.«
    Grace nahm einen Schluck Maddok. Trotz Vanis Beschwörung des Schicksals bereiteten ihr Beltans Worte Unbehagen. Sie dachte an den Schiffsuntergang zurück. Alles war so schnell passiert. Da war der schreckliche Lärm gewesen, mit dem das Schiff auseinander gebrochen war, das brutale Eintauchen in das eiskalte Wasser, und die näher kommende Dunkelheit, während sie in die Tiefe sank. Und dann …
    »Hat irgendjemand von euch ein Licht gesehen?«, fragte Grace. »Im Wasser, nachdem das Schiff untergegangen war?«
    Die anderen sahen sie neugierig an, und Grace erklärte, was sie gesehen hatte, als sie nach unten sank: das Licht, das sie eingehüllt und an die Oberfläche gebracht hatte, und das leuchtende Gesicht, das sie gesehen zu haben glaubte. Falken und Vani schüttelten die Köpfe; beide hatten im Wasser das Bewusstsein verloren, und ihre Erinnerung setzte erst wieder am Strand ein. Aber Beltan schien sich an etwas zu erinnern.
    »Es war kurz bevor alles schwarz wurde«, sagte der Ritter und schälte mit dem Dolch einen Apfel. »Aber es war kein Licht. Es war eher das Gefühl, plötzlich … in Sicherheit zu sein. Und da war ein Geräusch. Es war wunderschön, fast so etwas wie Musik. Aber selbst ich weiß, dass

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