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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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für seine Untertanen ein Rätsel«, sagte Elwarrd. »Aber er ist nicht verrückt. Jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn, denn er umgibt sich mit einer loyalen Fraktion mächtiger Männer, und jeder, der die Entscheidungen des Königs in Frage stellen könnte, hat Angst, gegen sie antreten zu müssen.«
    Beltan füllte seinen Pokal selbst nach. »Aber aus welchem Grund hat er Eure Höflinge nach Barrsunder gerufen?«
    »Um Schutz zu haben«, erwiderte Elwarrd. »Den Berichten nach, die ich erhalten habe, hat er angefangen, sich als Mann aus dem Volk zu verkleiden, um sich vor dem Tod zu verbergen. Er glaubt, dass es ihm irgendwie helfen wird, wenn auf Schloss Barrsunder mehr Leute leben. Es ergibt keinen Sinn.«
    Grace spielte mit dem Pokal. »Nein, es ist völlig logisch. Er hat Angst, gejagt zu werden, also versteckt er sich in der Menge. Das ist ein äußerst anpassungsfähiges Verhalten. Man nennt es selbstsüchtige Herdentheorie, und Biologen auf …« Ihr wurde bewusst, dass sie dabei war, Dinge ins Gespräch zu bringen, die sie wirklich nicht erklären wollte, und trank hastig einen Schluck Wein.
    »Also lebt niemand mehr an Eurem Hof?«, fragte Falken.
    »Nur noch ich, Leweth und die Diener. Und da sind die Leibeigenen, die meine Ländereien bearbeiten. Ihr habt das Dorf nicht sehen können, da ihr vom Strand gekommen seid. Es liegt direkt hinter dem nächsten Hügel. Aber sonst gibt es niemanden mehr in Meerwacht. Alle meine Ritter sind nach Barrsunder gegangen, und ihre Frauen und Kinder mit ihnen.«
    »Hätten sie sich nicht weigern können?«, wollte Vani wissen.
    Elwarrd sah sie streng an. »Den Befehl des Königs zu verweigern ist Verrat, Mylady, was mit dem Tod bestraft wird. Sorrin hat seine sämtlichen Ritter nach Embarr befohlen. Die, die noch nicht gegangen sind, sind entweder schon gevierteilt worden oder werden es, wenn sie das nächste Mal einen Fuß nach Embarr setzen.«
    Seine Worte schlugen Grace auf den Magen, und sie wünschte sich, nicht so viel gegessen zu haben.
    »Aber was ist mit Euch, Mylord?«, sagte Falken. »Warum seid Ihr nicht mit den anderen Rittern nach Barrsunder gereist?«
    Zum ersten Mal an diesem Abend zeigte sich ein Sprung in Elwarrds Benehmen. Seine rechte Hand ballte sich zur Faust. »Ich bin Graf, Mylord. Das ist mein Geburtsrecht.« Es hatte den Anschein, als würde sein Blick kurz nach oben zur Galerie über dem Saal schweifen. Dann richtete er sich aber direkt auf Falken. »Aber die Ritterschaft ist eine Ehre, die der König verleiht, und ich bin kein Ritter von Embarr. Das ist der einzige Grund, warum ich noch auf Meerwacht bin. Sonst hättet Ihr diese Burg leer vorgefunden.«
    Sie sahen den Grafen schweigend an. Langsam, als würde ihn das viel Kraft kosten, entspannte Elwarrd die Faust.
    »Ihr müsst nach den Anstrengungen des Tages sehr müde sein«, sagte er dann mit sanfterer Stimme. »Leweth wird euch nun in eure Zimmer bringen.«
    Und damit war das Abendessen vorbei. Die Reisenden erhoben sich, verbeugten sich oder machten Hofknickse und bedankten sich bei dem Grafen. Leweth bat sie, ihm zu folgen.
    Als sie den Saal verließen, warf Grace verstohlen einen Blick zur Galerie hinauf, wo Elwarrd eben anscheinend hingesehen hatte. Die Galerie bestand aus einer mit einem Geländer Versehenen Holzplattform hoch über dem Saal. Während Festen saßen dort vermutlich Spielleute, um Musik zu machen, aber jetzt lag die Galerie stumm da, nur mit Schatten gefüllt.
    Einer der Schatten bewegte sich.
    Graces Herz setzte einen Schlag lang aus. Es hatte den Anschein, als würde sich im Dämmerlicht der Galerie eine Gestalt bewegen, eine schwarz verhüllte Gestalt. Grace fing an, mit der Gabe zuzugreifen, um zu fühlen, ob dort jemand – oder etwas – war. Aber Leweth berührte sanft ihren Ellbogen und führte sie durch die Flügeltür, und die Fäden des Zaubers schlüpften ihr durch die Finger.

23
    Am nächsten Morgen hatten sie alle Fieber.
    Beltan war am schlimmsten dran. Falken klopfte kurz nach Einbruch der Morgendämmerung an Graces und Vanis Zimmertür. Er beschrieb die Symptome des Ritters, und sofort marschierte Grace, noch immer in ihr Nachthemd gekleidet, in das Zimmer der Männer. Beltan lag mit geröteten Wangen auf dem Bett; auf seiner Haut perlte der Schweiß.
    »Mir geht es gut«, sagte er, als Grace anfing, ihn zu untersuchen, aber die Glaubwürdigkeit seines Protests wurde beträchtlich von dem Hustenanfall untergraben, den seine Worte

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