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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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ein Zirkus aus Pferden, Maultiergespannen und weiteren Kutschen. An regnerischen Tagen verwandelte sie sich vermutlich in einen Morast; heute war sie eine staubige Piste, und eine dünne Staubschicht bedeckte alles und jeden.
    Die Geschäfte, die die Straße säumten, waren genauso unterschiedlich und betriebsam aussehend wie die Menschen. Einige bestanden aus Ziegeln oder Stein, aber die meisten waren aus Holzbalken zusammengezimmert, und jedes wies eine falsche Fassade auf, was sie wie ein Minenarbeiter in einem Opernkostüm wirken ließ. Travis erkannte Banken, Restaurants, Barbiere, Lebensmittelhändler, Eisenwarenläden, Buchhändler und Kleiderläden. Und jede dritte Fassade schien eine Art Saloon oder Trinkhalle zu sein. Das Silber floss reichlich aus den Minen, und der Reichtum war überall.
    Aber das würde nicht andauern. Bereits Mitte der Achtziger fingen die Minen an, sich zu erschöpfen. Und Travis hatte Geschichten von dem Zusammenbruch von 1893 gehört, als Präsident Cleveland schließlich den Bland-Allison Act widerrief, der einen künstlichen Silbermarkt geschaffen hatte. Über Nacht fiel der Silberpreis auf einen Bruchteil seiner vorherigen Höhe, und fast jede Mine machte Bankrott. Gewaltige Vermögen wurden an einem Tag verloren. Henry Tabor, der reichste Mann von Colorado, musste dankbar sein, das letzte Jahr seines Lebens als Postmeister von Denver verbringen zu können. Seine Frau, die berühmte Baby Doe, sollte Jahre später als einsame Verrückte sterben. Man würde ihre Leiche in ihrer Hütte in Leadville finden, wo sie so fest am Boden festgefroren war, dass man bis zum Frühjahr warten musste, um sie fortschaffen zu können.
    »Wo sollen wir uns eine Unterkunft suchen?«, fragte Lirith und musterte die Gebäude zu beiden Seiten der Straße.
    Travis war sich ziemlich sicher, dass sie sich das Silver Palace Hotel nicht leisten konnten. »Ich bin mir nicht sicher. Lasst uns die Elk Street hinuntergehen und sehen, ob irgendetwas« – er verschluckte das Wort billig – »erschwinglich aussieht.«
    Sie betraten den hölzernen Gehsteig und suchten sich einen Weg durch das Gedränge, vorbei an Tagelöhnern, Minenarbeiterfrauen und Bürodienern, die im Schnellschritt Botendienste erledigten. Sie kamen an mehreren Etablissements vorbei, die Schilder im Fenster aufwiesen und Zimmer anboten. Doch die Preise schockierten Travis. Manche verlangten bis zu fünf Dollar pro Tag. Bei diesen Raten würden ihre verbliebenen zwanzig Dollar nicht lange reichen. Sie gingen weiter.
    Travis schätzte, dass es neun Uhr morgens war, aber soweit er sehen konnte, waren alle Saloons geöffnet. Die meisten wiesen Schwingtüren auf, genau wie in den Westernfilmen, aber direkt dahinter befindliche dünne Zwischentüren verhinderten, dass man hineinsehen konnte. Trotzdem drang Lachen und das Rollen von Würfeln nach draußen, gelegentlich begleitet von Männern, die müde Augen zusammenkniffen – offensichtlich überrascht, dass die Sonne bereits aufgegangen war –, bevor sie den Gehsteig entlangstolperten.
    Bald erblickte Travis ein vertrautes Schild, das über dem Gehsteig hing. Das Schild sah fast genauso aus wie das letzte Mal, als er es neu gestrichen hatte, die Buchstaben waren so vertraut, dass er es ohne die übliche Anstrengung lesen konnte: THE MINE SHAFT. Der Saloon. Sein Saloon – zumindest eines Tages. Wie würde es wohl sein, durch diese Tür zu gehen?
    Lautes Gelächter unterbrach seine Gedanken. Vor ihnen stützten sich drei Männer auf das Gehsteiggeländer. Sie schienen in ihren Zwanzigern zu sein und trugen weiße Hemden und dunkle, dreiteilige Anzüge, aus deren Westentaschen silberne Uhrenketten baumelten. Auf ihren Köpfen saßen schwarze Stetsons, an den Füßen trugen sie schwarze Stiefel. Einer der Männer war glatt rasiert, einer hatte einen roten Bart, und der Dritte einen sauber gewachsten Schnurrbart.
    Der glatt Rasierte spuckte Tabaksaft aus, dann machte er eine obszöne Geste und zeigte mit dem Finger. Dabei klaffte sein Jackett auf, so dass Travis die Waffe in dem Holster an seiner Hüfte sehen konnte – irgendein Revolver. Aber es war nicht die Waffe, die Travis’ Blut erstarren ließ.
    Der Mann zeigte direkt auf Lirith.
    Travis spürte, wie sich die Hexe neben ihm versteifte. Sie musste es gesehen haben. Die drei Männer lachten wieder, diesmal nur lauter. Der mit dem spärlichen roten Bart – der am besten Aussehende der Gruppe – errötete und senkte den Kopf. Aber der

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