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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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dass ihr hier tatsächlich noch eine Nacht verbringen wollt.«
    Alle blickten nach unten auf den harten Boden, und damit war die Sache entschieden.
    Aus dem Rest der Lebensmittel, die Travis eingekauft hatte, bereiteten sie ein unspektakuläres, aber willkommenes Frühstück zu; die Kälte hatte sie alle hungrig gemacht. Travis hätte alles für eine dampfende Tasse Kaffee getan, aber er hatte in dem Laden keinen gekauft, und soweit er wusste, gab es für Maddok keine Rune. Er wollte Lirith fragen, ob es wohl möglich war, mit Hexenkraft eine Tasse zu beschwören, aber sobald er das Wort Maddok erwähnte, knurrte sie ihn nur an und wandte sich ab, dabei hielt sie eine Hand an den Kopf. Am Ende gaben er und Lirith sich mit einer Tasse heißen Wassers mit ein paar Tropfen Salizylat zufrieden, das sie in der Hoffnung hineingemischt hatten, damit ihre pochenden Schädel beruhigen zu können.
    Es nahm nicht viel Zeit in Anspruch, ihre paar Habseligkeiten zusammenzupacken, und eine Stunde nach Einbruch der Morgendämmerung brachen sie auf. In dieser Höhe schien die Sonne bereits strahlend hell, und Travis war froh, einen Strohhut zu tragen. Mit seinem rasierten Kopf und der empfindlichen Haut war das eine Notwendigkeit, wollte er sie nicht sofort in Dörrfleisch verwandeln. Er hatte für sie alle Hüte gekauft. Trug in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts nicht jedermann einen Hut?
    Ihnen begegnete niemand auf dem schmalen Pfad, der sich den Berg hinunterschlängelte, und die paar Hütten, an denen sie vorbeikamen, waren in einem noch schlechteren Zustand als die, in der sie die letzten beiden Tage verbracht hatten. Aus seinen Jahren in Castle City wusste Travis, dass die meisten Minen kurz nach der Inbesitznahme wieder aufgegeben wurden, sobald das leicht zu erreichende Erz weggeschafft worden war. Mittlerweile würden im Tal nur noch die großen Minen arbeiten, diejenigen, die über genug Kapital verfügten, um die Ausrüstung zu kaufen und die Männer einzustellen, die man benötigte, um in den Tiefen des Berges zu graben.
    Als sie den Talboden erreicht hatten, traf der Pfad auf eine furchendurchzogene Straße. Beim Herankommen konnte Travis sehen, wie bevölkert sie war. Es handelte sich hauptsächlich um Minenarbeiter auf dem Weg zu ihrer Arbeit, allerdings rollen auch schon die ersten mit Erz gefüllten und von Maultieren gezogenen Karren die Straße entlang auf ihrem Weg zum Zugdepot.
    Erst beim Anblick dieser Menschen kam Travis ein beunruhigender Gedanke. Er würde sich in Castle City vermutlich verständigen können – selbst wenn die Frau in dem Laden vermuten ließ, dass das Englisch, das hier gesprochen wurde, nicht unbedingt das Englisch war, an das er gewohnt war. Aber Lirith, Durge und Sareth sprachen überhaupt kein Englisch. Was, wenn jemand versuchte, sie anzusprechen?
    Du könntest einem von ihnen die halbe Silbermünze geben, aber das würde den anderen beiden wenig helfen. Und dann könntest du nicht mehr mit ihnen sprechen, es sei denn, dein Eldhisch ist bedeutend besser, als du glaubst.
    Sie waren stehen geblieben, etwa hundert Meter vor der Straße, auf der sich Menschen und Wagen vorbeibewegten.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Durge. »Diese Männer scheinen ein rauer Haufen zu sein. Ich vermute, sie werden uns in dem Augenblick angreifen, in dem sie uns sehen.« Der Ritter griff über die Schulter nach seinem Breitschwert, das jetzt in Travis’ Nebelmantel gewickelt war.
    »Nein, Durge. Ich glaube nicht, dass sie uns angreifen.«
    Tatsächlich war die Straße so dicht bevölkert – mit so unterschiedlichen Menschen –, dass Travis bezweifelte, dass sie überhaupt jemandem auffallen würden. In der Flut der blassen europäischen Gesichter war eine großzügige Anzahl schwarzer, brauner, gelber und roter Gesichter zu sehen. Aber soweit Travis wusste, war der Wilde Westen ein wahrer Schmelztiegel gewesen. Fast jeder war dem Sirenengesang von Gold und Silber gefolgt.
    Da waren Menschen aus den alten Kolonien – Georgia, den Carolinas, New England – und aus den Staaten, die die erste Grenze nach Westen gebildet hatten: Kentucky und Ohio, Kansas und Missouri. Andere waren über den Atlantik gesegelt gekommen, aus England, Frankreich, Preußen und Schweden. Da waren Russen, die über Alaska gekommen waren, und Mexikaner, die vor gar nicht so langer Zeit dieses Land für sich beansprucht hatten. Die meisten Indianer waren nach Süden und Westen in stetig kleiner werdende Reservate

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