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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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rollte vorbei, während sie die Elk Street entlanggingen. Noch ein paar Monate, und der Schmalspurschienenstrang würde Castle City erreichen; bis dahin würden Kutschen die Passagiere vom Ende der Linie zur Hauptstraße der Stadt transportierten. Die Postkutsche kam mit einem Ruck vor dem Silver Palace Hotel zum Stehen. Die Tür öffnete sich, und ein Mann in einem teuren grauen Anzug stieg aus. Er drehte sich um, um einer Lady aus dem Gefährt zu helfen. Sie trug meterweise Schwarz und Kastanienbraun, hinten bauschte sich das Kleid massiv auf, an ihrem winzigen Hut steckten Pfauenfedern.
    Lirith strich über ihr einfaches braunes Kleid, ihre dunkelroten Lippen verzogen sich zu einem trockenen Lächeln. »Nun, das sagt eine Menge über die Frauen aus.«
    »Sind die beiden hier ein Lord und eine Lady?«, fragte Durge. »Denn dann müssen wir zu ihnen gehen und sie um ihre Gastfreundschaft bitten.«
    Der Mann im grauen Anzug schaute sich um, seine Augen lagen im Schatten seines Bowlers. Die Frau richtete den Schleier, der von der Hutkrempe hing. Er legte einen Arm um ihre Taille und führte sie ins Hotel.
    Sareth kicherte leise. »Etwas verrät mir, dass sie nicht von hier kommen. Und dass sie trotz ihrer kostbaren Ausstattung genauso wenig eine Lady ist wie er ein Lord. Oder zumindest nicht die Art von Lady, die Ihr meint, Durge.«
    Die zerklüfteten Wangen des Embarraners verfärbten sich blutrot. Sareth fing an zu lachen, aber Lirith drehte ihm den Rücken zu, und das Lachen erstarb auf seinen Lippen. Er sah sie verwirrt an.
    Durge wandte sich Travis zu. »Wenn das nicht der Lord dieses Landes ist, wer ist es dann?«
    »Es gibt hier keine Lords, Durge.«
    »Aber wer dient dem König und der Königin?«
    »Es gibt auch weder König noch Königin.« Travis schob einen Finger unter den Hut, um sich am Kopf zu kratzen. »Nun, in England gibt es eine Königin – das ist das Land auf der anderen Seite des Ozeans, von dem ich gestern Abend gesprochen habe. Ihr Name ist Victoria. Und damals haben Adlige aus Europa auch Colorado besucht – ich meine, zu dieser Zeit. Ich glaube mich da an etwas erinnern zu können über einen russischen Herzog, der in den Westen kam, um Büffel zu jagen.« Er seufzte. »Obwohl ich vermute, dass es sie jetzt nicht mehr gibt, oder?«
    Durge schien über die Worte nachzudenken. »Wenn ihr in diesem Land keinen König habt, wie wird dann die Ordnung aufrechterhalten?«
    Travis hatte nicht bedacht, wie seltsam Menschen aus einer mittelalterlichen Welt die Dinge hier erscheinen würden. Er versuchte, es so einfach wie möglich zu machen. »Nun, wir haben einen Präsidenten. Ich bin mir nicht sicher, wer das im Augenblick ist. Grover Cleveland? Er war derjenige, der die Silberschürfer in den Bankrott getrieben hat.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber wie dem auch sei, die Menschen dieses Landes wählen alle vier Jahre einen Präsidenten, zusammen mit einer bestimmten Anzahl von Gesetzesmachern. Und jeder Staat hat einen Gouverneur. Und dann gibt es noch örtliche Beamte wie Bürgermeister und Sheriffs, die ebenfalls gewählt werden.«
    »Ein merkwürdiges System«, knurrte Durge in offensichtlichem Missfallen. »Und wer wählt diese Beamten? Die Bauern?«
    »Jeder über achtzehn.« Travis dachte darüber nach. »Nun, zumindest in meiner Zeit. Im Augenblick dürfen Frauen nicht wählen.«
    Lirith drehte sich wieder um und gab einen empörten Laut von sich. »Ich verstehe, manche Dinge sind auf jeder Welt gleich.«
    »Ich glaube, dieser Ort ähnelt eher den Freien Städten«, sagte Sareth zu Durge und Lirith. »Es kommt nicht auf das königliche Blut an, sondern auf Gold und Silber.«
    Dagegen konnte Travis nichts einwenden. In seiner Zeit war Castle City eine ruhige Stadt, vor allem, wenn die Sommertouristen weg waren. Doch in der kleinen Stadt vor ihm ging es hektisch zu.
    Auf den hölzernen Gehsteigen, die die Straßen säumten, eilten Leute aneinander vorbei, einige in der staubigen Kleidung von Minenarbeitern und Cowboys, andere in schwarzen Jacken und gestärkten weißen Hemden – viele der Letzteren konsultierten unterwegs goldene Taschenuhren. Ein paar Frauen spazierten in aufwendigen, schweren Kleidern vorbei, andere trugen die fadenscheinigen Schürzen der Waschfrauen und Tagelöhnerfrauen. Ein Rudel Kinder in schäbigen Schuhen folgte einer steif dahergehenden Lehrerin, und junge Burschen mit Mützen rannten mit Stapeln frisch gedruckter Zeitungen vorbei. Die Straße selbst war

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