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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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einer schnellen Überprüfung unterzog.
    »Vani«, sagte sie und stand auf. »Wir haben dich gar nicht reinkommen sehen.«
    »Tun wir das denn je?«, fragte Falken gequält.
    Da hatte der Barde Recht. »Willst du uns abholen?«, fragte Grace die Attentäterin.
    Vani nickte. »Meine Al-Mama erwartet euch.«
    Sie erreichten den Kreis aus schlanken Ithaya-Bäumen auf den weißen Klippen nördlich der Stadt genau in dem Augenblick, in dem die letzten Sonnenstrahlen das Gold der Kuppeln von Tarras zu Kupfer machten. Hier hatten die Mournisch die letzten beiden Monate kampiert, dreihundert Meter über dem Hafen. Grace konnte die fantastischen Umrisse ihrer Wagen, die nun mit den tiefer werdenden Schatten zwischen den Bäumen verschmolzen, gerade noch eben ausmachen: ein Hase, eine Schnecke, ein sich duckender Löwe und ein Drache, der sich wie eine zum Zubeißen bereite Schlange zusammenschlängelte.
    Ein Teil von Grace hatte Himmel nur ungern in der Villa zurückgelassen. Aber er schlief, und ihre sämtlichen Instinkte als Ärztin – und als Hexe – hatten ihr gesagt, dass seine Wunden nicht ernst waren, dass er sich erholen würde. Sie hatte einen der Diener vor seiner Tür postiert, mit dem strengen Befehl, niemanden hineinzulassen.
    Obwohl Sir Tarus von der langen Reise müde war, hatte er sie den steilen Pfad hinaufbegleitet, um die Mouraisch zu sehen.
    »König Boreas hat mir befohlen, mit Lady Aryn nach Calavere zurückzukehren«, sagte der junge Ritter. »Ich werde nicht zulassen, dass ein Haufen Vagabunden sie mir vor der Nase wegstiehlt. Ich habe Geschichten über die Mournisch gehört, wie sie …«
    Er verstummte, als er Vanis harten, goldenen Blick bemerkte.
    Beltan schlug Tarus auf den Rücken. »Und Ihr habt gehört, welch tolle Feste sie feiern, und Ihr wollt auf keinen Fall versäumen, eines davon mitzuerleben.«
    Als sie die Lichtung betraten, verschwanden die letzten Sonnenstrahlen am westlichen Horizont. Im gleichen Augenblick stieg im Osten über dem Rand des Meeres Eldhs gewaltiger Mond auf. Es sah so aus, als wäre er tatsächlich aus den Fluten emporgestiegen, und sein Licht schuf auf dem Ozean eine silbrige Straße.
    Melia blieb stehen und machte einen Knicks in Richtung Mond, dabei murmelte sie etwas. Grace war sich nicht sicher, aber möglicherweise waren es die Worte Es ist schön, auch dich wieder zu sehen, Liebes gewesen. Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, berührten braune Hände ihre Arme und zogen sie und die anderen in den Lichtkreis des Feuers in der Mitte der Lichtung.
    Etwas hatte sich nicht verändert: Die Mournisch wussten noch immer, wie man ein Fest feiern musste. Überall ertönte entfesselte Musik, Tänzer sprangen wie Flammen in die Höhe. Der Duft von gebratenem Fleisch hing schwer in der Luft, und der Becher in Graces Hand schien immer mit feurigem roten Wein gefüllt zu sein. Aber sie war nicht besonders hungrig, und sie war nie eine große Tänzerin gewesen, also war sie damit zufrieden, neben Aryn und Beltan auf einem Kissen zu sitzen und in die Flammen zu starren, während der Wein seine Wirkung tat.
    Irgendwann kam eine der Tänzerinnen – eine üppige Frau mit dunklen Augen – auf Grace zu.
    »Wo ist Euer Freund?«, fragte sie mit melodischer Stimme.
    »Mein Freund?«, fragte Grace.
    »Ja, der Dunkelhaarige mit der ernsten Miene und den vielen Muskeln.«
    Grace blinzelte. »Ihr meint Durge?«
    »Ja, D’hurj.« Die Frau lächelte. »Das war sein Name.«
    Grace verspürte einen Stich im Herzen, und sie fragte sich, ob dieses empfindsame Organ noch mehr Schmerz ertragen konnte. »Ich fürchte, er ist nicht hier.«
    Die Frau war offensichtlich enttäuscht. »Das ist schade. Er war ein guter … Tänzer.«
    Und die Frau verschwand mit wirbelnden Schleiern.
    Das Fest nahm seinen Gang, während Funken aufstoben, um zwischen den Sternen zu funkeln. Dann endete es plötzlich – auf ein Zeichen hin, das Grace entgangen war. Die Tänzer und Musiker verschwanden in den Schatten. Die Türen der Wagen öffneten und schlossen sich. Die Gefährten saßen allein in dem Kreis aus Feuerlicht.
    Nicht ganz allein, Grace.
    Goldene Augen leuchteten in einem faltigen Gesicht und blickten Grace an. Neben Vani saß eine Gestalt auf einem Kissenstapel, die Grace während des wilden Festes gar nicht aufgefallen war. Ihr Hals war dünn und gebeugt wie der eines Geiers, und die Haare auf dem knotigen Kopf waren wie Spinnweben.
    Die uralte Frau lächelte Grace an und entblößte

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