Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter
die Aktivitäten des Rabenkults ausgemerzt. Es hatte den Anschein gehabt, als wären diese finsteren Tage vorbei.
Aber vielleicht kehren diese finsteren Tage jetzt wieder zurück.
»Was ist mit den anderen Domänen?«, wollte Falken wissen.
»Dort scheinen die Dinge in Ordnung zu sein«, sagte der Ritter. »Calavan erwartet die glückliche Hochzeit von Lady Aryn. Galt steht unbehaglich im Schatten von Eredane, aber ich wüsste nicht, dass es dort Ärger gibt. Toloria ist so, wie ihr es verlassen habt. Und es heißt, dass sich die junge Königin Inara in Perridon als eine starke Führerin erwiesen hat, die im Namen ihres minderjährigen Sohnes weise herrscht.«
Melia glättete den Stoff ihres Rocks. »Ihr habt Embarr vergessen, Tarus.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, Mylady, ich glaube, Embarr hat uns vergessen – genau wie den Pakt, der beim Rat der Könige geschlossen wurde. Es heißt, dass König Sorrin jeden Tag verrückter wird. Dazu kann ich nichts sagen. Aber ich weiß, dass er alle seine Ritter aus dem Orden von Malachor abgezogen hat. Man erzählt sich, dass er seinen eigenen Ritterorden gegründet hat, aber ich kann nicht sagen, wie er heißt oder was seine Aufgabe ist.«
Falken schaute besorgt drein. »Das ist eine seltsame Neuigkeit.«
Tarus sah die alte Mournisch an und erwiderte mutig ihren bohrenden Blick. »Also, was hat das alles zu bedeuten, wo ihr doch so viel aus Euren Karten herauslesen könnt? Stehen die schwarzen Ritter mit all den anderen Veränderungen in Verbindung?«
»Alle Dinge sind miteinander verbunden«, murmelte die Greisin, als hätte sie da eine tiefe Wahrheit ausgesprochen. Und vielleicht war es das tatsächlich.
Tarus schien sich damit allerdings nicht zufrieden zu geben. Er wandte sich Grace zu. »Ich habe Lady Lirith noch nicht gesehen. Muss ich das so verstehen, dass sie eine der … Verschwundenen ist?«
Graces Kehle fühlte sich zu eng für Worte an, also nickte sie stattdessen.
Tarus senkte den Kopf. »Dann hoffe ich, dass sie nicht Recht hatte. Ich hoffe, dass es nicht bereits dazu gekommen ist. Bei Vathris, ich dachte, das wären nur von Priestern erzählte Geschichten. Ich hätte nie gedacht, dass zu meinen Lebzeiten die letzte Schlacht geschlagen wird.«
Grace verstand Tarus’ Worte nicht. Aber ihr entging nicht, dass Beltan, Falken und Melia den jungen Ritter erstaunt ansahen.
Beltan fasste sich als Erster. »Das sind schlimme Neuigkeiten über die Domänen. Aber unsere Aufgabe ist trotzdem klar. Wir müssen zum Schwarzen Turm reisen.«
»Das ist vielleicht nicht so einfach, wie wir glauben«, sagte Falken. »Der Turm der Runenbrecher steht dort, wo die letzten Ausläufer der Fal Sinfath am Großen Westwald enden.«
Beltan runzelte die Stirn. »Aber das heißt, dass er von uns gesehen auf der anderen Seite von Brelegond ist.«
»Genau«, sagte der Barde grimmig. »Und aus dem, was uns der gute Sir Tarus berichtet hat, geht hervor, dass eine Reise durch Brelegond im Augenblick nicht möglich zu sein scheint.«
Beltan schlug sich die Faust aufs Knie. »Diesmal stimme ich Vanis Al-Mama und ihren Karten zu. Wir müssen einen Weg dorthin finden.«
»Nein«, sagte Aryn leise. »Nicht wir alle.«
Die Baronesse saß am Rand des Feuerscheins. Ihre Miene zeigte einen Hauch von Niedergeschlagenheit, aber da war auch Entschlossenheit. Grace stieß die Luft aus. In dem ganzen Gespräch hatten sie Tarus’ Botschaft und was sie für die junge Frau bedeutete ganz vergessen.
»Mein Liebes«, sagte Melia und nahm Aryns Hand. Aryn lächelte schwach.
Grace griff nach der Weltenkraft. Es fiel leicht, Aryns hell leuchtenden blauen Faden zu finden.
Bitte mach dir keine Sorgen, Aryn. Ich bin sicher, alles wird gut.
Grace zuckte zusammen. Diese Worte waren völlig wertlos. Aber hoffentlich würde Aryn spüren, was sie gemeint hatte.
Ich weiß, dass es das wird, drang Aryns Stimme stark durch das Netz der Weltenkraft. Seit ich ein kleines Mädchen war, wusste ich, dass das meine Pflicht sein wird. Und ich werde mich nicht dagegen wehren. Es ist nur, dass im Augenblick so viele Dinge unsicher sind, und ich habe Ivalaine versprochen …
Grace verspürte einen Ruck in ihrem Geist, als Aryn hastig ihren Faden zurückzog und die Verbindung unterbrach. Was hatte die Baronesse sagen wollen? Und warum wollte sie nicht, dass Grace es erfuhr?
Vielleicht, weil du nicht die Einzige bist, die zugehört hat.
Melias Augen waren auf Aryn gerichtet, ihre Miene war unleserlich.
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