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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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ihnen eine Insel gewesen und kein Landvorsprung. Aber jetzt lag sie hinter ihnen, und das große Schiff mit den roten Segeln würde sie umrunden müssen. Sie hatten ihre Verfolger abgehängt. Für den Augenblick. Aber wer waren die Männer auf dem seltsamen Schiff? Und warum hatten sie die Schicksalsläufer angegriffen? Dann rief sie sich ihre schwarzen Helme und Schwerter ins Gedächtnis zurück und hatte eine Ahnung.
    Bevor sie sie aussprechen konnte, richtete sich Magards Blick auf die vor ihr liegende Gestalt. Sein Grinsen verblasste, er warf ihr einen fragenden Blick zu.
    Grace seufzte. »Er war tot, als er auf dem Deck aufschlug.«
    Magard nickte mit einem harten Ausdruck im Gesicht. »Dann werden wir ihn auf See bestatten, zusammen mit seinem Kameraden, den wir verloren, bevor wir in die Meeresenge eindrangen.«
    Graces Magen verkrampfte sich, Übelkeit stieg in ihr auf. Das Deck rollte unter ihren Füßen. Auf dieser Seite der Enge schien es stürmischer zu sein. Der Himmel war eisengrau, und die Wellen leckten hoch genug, dass Wasser über Deck lief. Grace kämpfte darum, auf den Beinen zu bleiben.
    Ein herrenloses Fass, das sich bei der Kollision losgerissen hatte, rollte über Deck. Beltan ging ihm mit einem Sprung aus dem Weg. Der Ritter runzelte die Stirn, als es weiter dem Schiffsheck entgegenrollte.
    Grace begriff, und kaltes Entsetzen raubte ihr die Luft. »Das Deck. Es kippt ab, in Richtung Schiffsende.«
    Der Winkel war jetzt sichtbar und wurde jede Sekunde steiler.
    Magard fluchte. »Sie müssen uns härter getroffen haben, als ich dachte. Wir nehmen Wasser auf.«
    »Kapitän!«, rief ein Mann aus den Wanten. »Untiefen voraus!«
    Magard stieß noch einen Fluch aus.
    Falken packte seinen Arm. »Habt Ihr nicht behauptet, die Schicksalsläufer könnte in flachem Wasser segeln?«
    »Das kann sie auch«, erwiderte der Kapitän. »Wenn sie nicht tief im Wasser liegt. Aber jetzt, da sich der Laderaum füllt …«
    Magard hielt sich nicht mit weiteren Erklärungen auf. Er stürmte vorwärts und brüllte der Mannschaft Befehle zu. Grace verlor ihn aus den Augen.
    »Was tun wir?«, fragte sie. Ihre Gedanken rasten, aber sie konnte nicht denken.
    Falken warf Beltan einen grimmigen Blick zu. »Bleib bei ihr, Beltan. Was auch immer geschieht, du musst sie beschützen.«
    »Bei meinem Leben«, sagte der blonde Ritter. »Ich schwöre es.«
    Nein, das war Wahnsinn. Sie brauchten einen Plan, keine Untergangsbeschwörungen. Grace wollte etwas sagen, aber ein schreckliches Bersten und Krachen erfüllte die Luft, und wieder machte das Deck unter ihr einen Satz. Sie fiel auf die Knie.
    »Macht euch bereit!«, rief Vani.
    Das Bersten hörte auf, aber das Deck bewegte sich weiter. Es kippte wild nach Backbord. Grace konnte sich nirgendwo halten; sie fing an zu rutschen. Dann fühlte sie eine starke Hand an ihrem Arm.
    »Schwimm«, knurrte Beltan ihr ins Ohr. »Ganz egal, wie sehr die Strömung auch an dir reißt, schwimm mit all deiner Kraft.«
    Plötzlich wechselten Himmel und Meer den Platz. Aus allen Richtungen ertönten Schreie, begleitet von dem schrecklichen Lärm zerreißender Taue und splitterndem Holz. Es gab ein letztes, ohrenbetäubendes Bersten, als das Schiff auseinander brach.
    Dann stürzte Grace in das kalte Wasser, und unsichtbare Hände zogen sie in die Tiefe.
     

 
    ZWEITER TEIL
Die Wiedergeburt
des Raben
     

 
    15
    Es war seltsam, wie schnell die Zeit vergehen konnte, wenn alles, was man tat, allein auf das Überleben ausgerichtet war.
    Travis war sich bewusst, dass ihr Aufenthalt in Castle City allein den Zweck hatte, die Zeit zu überstehen, bis Jack Graystone eintraf und ihnen half, einen Weg zurück nach Eldh und in ihre Zeit zu finden. Grace und die anderen hielten sie vermutlich für tot, getötet beim Einsturz der Etherion. Travis konnte sie das nicht glauben lassen, nicht wenn es noch Hoffnung gab. Manchmal fragte er sich, ob Beltan ihn wohl aufgegeben hatte, oder Vani. Der Gedanke tat ihm weh, aber wem der Schmerz galt – dem blonden Ritter oder der Meuchelmörderin mit den goldenen Augen –, das vermochte er nie zu sagen.
    Davon mal abgesehen ist es vielleicht besser, wenn du niemals zurückkehrst, Travis. Wenn der Drache und die Hexen Recht haben, wirst du Eldh zerstören, ganz egal, was du auch unternimmst.
    Doch falls Vanis Großmutter die Wahrheit sagte und er einer der A’naraí war – einer der Schicksalslosen –, wie sollte es dann sein Schicksal sein können,

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