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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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überhaupt Einfluss auf etwas zu nehmen, und erst recht eine Welt zu zerstören?
    Es spielte keine Rolle. So, wie die Dinge jetzt standen, waren weder Beltan noch Vani geboren. Und es erschien nicht sehr wahrscheinlich, dass sie jemals nach Eldh zurückkehren konnten, ganz zu schweigen in ihre eigene Zeit. Außerdem fiel es bei der tagtäglichen Mühe, ein Dach über dem Kopf zu behalten, manchmal schwer, nicht zu vergessen, dass er mehr war als ein Barkeeper in einem Saloon im Colorado des Jahres 1887.
    »Sagen Sie mir, wie Sie einen Velvet mixen, Mr. Wilder«, hatte Manypenny ihn gefragt, als er sich am ersten Abend in seinem neuen weißen Hemd und der schwarzen Hose im Mine Shaft zur Arbeit meldete.
    Travis hatte sich über den frisch rasierten Kopf gerieben. Er war immer stolz darauf gewesen, das Rezept für so gut wie jeden existierenden Cocktail zu kennen, ganz egal wie seltsam oder obskur er auch war. Aber sein Hirn war etwas eingerostet. Es war über ein Jahr her, dass er den Mine Shaft verlassen hatte – in seiner Zeitlinie. Trotzdem schaffte er es, das Wissen hervorzukramen.
    »Man nehme zu gleichen Teilen Champagner und Stout.«
    Manypenny nickte zufrieden. »Jetzt beschreiben Sie, wie man einen Flip mixt.«
    Der lag in einer noch verstaubteren Ecke von Travis’ Erinnerung versteckt, aber dann fiel ihm jenes Halloween ein, an dem er im Saloon eine Slepy Hollow -Themenparty gegeben hatte. Er hatte sich als Ichabod Crane verkleidet und zuvor gelernt, die Drinks zu mixen, die in den Kolonialzeiten populär gewesen waren.
    »Rum, Bier und Zucker«, sagte er und zählte die Zutaten an den Fingern ab. »Alles in einem Becher vermischen, dann die Spitze eines heißen Schürhakens reinhalten, bis es schäumt.«
    Manypenny strich sich den gebogenen Schnurrbart, seine kleinen Augen funkelten. »Wie ich sehe, kann man Sie nicht so schnell verwirren. Dann informieren Sie mich doch noch über die Zutaten, die einen Blue Blazer ergeben.«
    Travis zermarterte sich das Hirn, aber am Ende gab er auf. Zweifellos würde ihn das seinen neuen Job kosten, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen. Er würde eben in einer der Minen Arbeit finden müssen, ganz egal, was Maudie davon hielt.
    »Ich fürchte, das weiß ich nicht«, sagte er, gefasst auf Manypennys Groll.
    Stattdessen stieß der Saloonbesitzer ein Lachen aus. »Nun, anscheinend hat die Sphinx diesen Rätselwettstreit doch gewonnen.«
    Travis konnte ihn nur anstarren. Offensichtlich hatte Manypenny mit ihm gespielt, entschlossen, ihn bei diesem Spiel zu schlagen.
    Sein Arbeitgeber schlug ihm auf den Rücken. »Keine Angst, wenn Ihnen ein bestimmtes Getränk unbekannt ist, Mr. Wilder. Der Silberschürfer, der bei Ihnen einen ausgefallenen Cocktail bestellt, wird wahrscheinlich genauso wenig wie Sie wissen, was da rein muss. Zweifellos hat er nur gehört, wie ein feiner Gentleman einen solchen Drink bestellt hat, und will ihn selbst probieren. Allerdings könnte der typische Schürfer Amontillado nicht von Eselspisse unterscheiden. Also mixen Sie irgendetwas zusammen, und er wird es mit Begeisterung trinken.«
    Travis zwang sich zu einem schmalen Lächeln. Etwas sagte ihm, dass die Arbeit für Manypenny sehr abenteuerlich werden würde.
    Wie sich herausstellte, verlangten nur wenige der Männer, die an den Tresen kamen, einen Cocktail. Viele bestellten Bier, aber die Mehrheit wollte nur eines: Whiskey. Für gewöhnlich war es Taos Lightning – oder Old Towse, wie ihn die rauer aussehenden Männer nannten. Das war ein scharfer und starker Whiskey aus der Stadt in New Mexico, die ihm auch den Namen verliehen hatte. Als Travis einen Schluck probierte, kam er zu dem Schluss, dass er die Schärfe und den Charakter einer Dose Sterno hatte – nachdem man den Spiritus angezündet hatte.
    Travis fiel sofort die Ähnlichkeit zwischen den Männern, die in den Saloon kamen, und vielen der Männer, die er auf Eldh kennen gelernt hatte, auf. Man hätte nur ihre Musselin-Hemden und Jeans gegen Wämser und Hosen austauschen müssen, und jeder wäre in Calavan als Bauer durchgegangen. Die meisten waren klein, die Gesichter faltig über ihre Jahre hinaus, ihre Zähne gelb und am Faulen und die Hände von der Minenarbeit auf ewig geschwärzt.
    Viele der Männer hatten harte und leere Augen, als hätte man aus ihnen das Leben herausgespült, so wie man das Silber aus dem Gestein herauslöste. Sie tranken stehend an der Bar, kippten ihren Whiskey schnell und

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