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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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ohne Genuss und traten dann zur Seite, um dem nächsten Mann Platz zu machen.
    Nicht alle Gäste waren so freudlos. Genau wie in der Zeit, in der Travis den Saloon besaß – oder besitzen würde? –, waren viele der Männer, die jeden Tag hereinschauten, Stammgäste und Freunde des Besitzers. Sie waren Bürger der Stadt, keine Silberschürfer oder Minenarbeiter, und viele besaßen Geschäfte auf der Elk Street.
    Im Gegensatz zu den Minenarbeitern waren diese Männer mit Anzügen bekleidet, und aus ihren Westentaschen baumelten silberne Uhrketten. Sie redeten viel, lachten noch mehr, rauchten Zigarren und tranken genauso oft Bourbon und Champagner wie Whiskey und Bier. Und sie waren Männer von Reichtum und Erfolg – Bankiers, Kaufleute, Ärzte und Rechtsanwälte. Travis hatte nicht das Herz, ihnen zu sagen, dass sie alle in ein paar Jahren nach dem Zusammenbruch des Silbermarkts ruiniert sein würden.
    Jedes Mal, wenn Manypenny mit seiner dröhnenden Stimme seinen neuen Barkeeper einem seiner Stammgäste vorstellte, spendierte der Kunde Travis einen Drink. Soweit Travis es zu sagen vermochte, schien es im Wilden Westen ein populärer Zeitvertreib zu sein, dem Barkeeper einen Drink auszugeben, und so gut wie jeder Anlass reichte aus.
    Wenn ein Mann den Saloon betrat, der gerade aus dem Osten angekommen war und der noch den Traum träumte, großen Reichtum zu erwerben, und die Taschen noch voller Geld hatte, bestand er darauf, Travis einen Drink zu spendieren. Travis hasste es, diese Geste akzeptieren zu müssen, wusste er doch, dass derselbe Mann ein paar Wochen später wieder hereinkommen würde, wenn sich sein Claim als Niete erwiesen hatte, mit schmutzigen und zerrissenen Kleidern und leeren Taschen. In dem Augenblick würde Travis damit dran sein, dem anderen einen Drink zu spendieren, während der Bursche nach einer Möglichkeit suchte, genug Geld für das Eisenbahnticket nach Hause zu verdienen.
    Dann gab es gelegentlich auch Prospektoren, denen es gelungen war, ein kleines Vorkommen hochgradigen Erzes zu finden, und die – nachdem sie dem Erzprüfbüro ihren Besuch abgestattet hatten – hereinstolziert kamen und eine Runde für den ganzen Saloon ausgaben. Natürlich war das neu gefundene Vermögen nach ein paar mit Trinken und Spielen verbrachten Tagen futsch. Dann gingen die Silbersucher mit schmerzendem Kopf zu ihren Claims zurück, um wieder von vorn anzufangen.
    Sogar eine stattliche Anzahl der Minenarbeiter – Arbeiter, die am Tag drei Dollar verdienten – gaben Travis einen Whiskey aus, wenn sie selbst einen tranken. Ein Blick auf ihre gehetzten und einsamen Gesichter reichte aus, und Travis konnte es ihnen nicht abschlagen. Denn er hatte den Eindruck, dass diese Männer trotz der ganzen Hektik dieser Stadt und den dicht bevölkerten Straßen einsam waren und es für sie fast so etwas wie Freundschaft bedeutete, mit dem Barkeeper zu trinken. Manchmal erkundigte sich Travis nach dem Namen des Mannes – aber nur nach dem Vornamen, nie nach dem Nachkamen.
    »Fragen Sie einen Mann nie nach mehr als seinem Vornamen«, belehrte ihn Manypenny. »Soweit es mich betrifft, wenn ein Mann diesen Laden betritt, lässt er seine Vergangenheit an der Tür zurück.«
    Travis ballte die Hand zur Faust. Würde das doch nur stimmen. Doch obwohl er die Vergangenheit niemals vergessen würde, wusste er, dass sie hinter ihm lag – ein Schatten, der ihm folgte, und nicht mehr. Das war es, was er in der Etherion gelernt hatte, als er dem Dämon gegenübertrat; das war es, was ihm der Geist von Alice, seiner kleinen Schwester, gezeigt hatte. Also hob er das Glas auf den Burschen, der ihm den Drink spendiert hatte, und sie tranken ihren Whiskey schweigend.
    Natürlich hätte Travis, hätte er jeden Whiskey auch getrunken, an den meisten Tagen bei Sonnenuntergang hinter dem Tresen gelegen. Nachdem er das Glas des Gastes mit dem guten Zeug gefüllt hatte, bediente er sich aus einer Flasche, die er unter der Bar stehen hatte und die mehr Wasser als Whiskey enthielt – ein Überlebenstrick, den die Barkeeper eines jeden Jahrhunderts anwendeten.
    Sobald die Sonne hinter den Bergen versank, veränderte sich der Charakter des Saloons. Die ernsten Trinker, die die Bar am Tag mit Beschlag belegt hatten, wurden von einer lauteren, trinkfesteren und entschieden raueren Menge ersetzt. Zigarrenrauch und Gelächter erfüllten die Luft zusammen mit blecherner Musik, sobald der Pianospieler gekommen war, um ›My Darling

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