Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter
erforderlich, um den Frieden zu bewahren, vor allem an der Grenze. Und es klingt nicht so, als wären die Hingerichteten unschuldig gewesen.«
»Nein, Mr. Dirk, das waren sie auch nicht. Nicht am Anfang. Eine Zeit lang lebten die Bürger der Stadt in Frieden. Aber nach einer Weile fand man morgens nicht nur die Diebe und Mörder am Strick baumeln. Da war dann ein Goldgräber, der einen der führenden Männer der Stadt in einer fairen Partie Poker geschlagen hatte. Oder ein leichtes Mädchen, das hatte durchblicken lassen, dass ihr bester Kunde einer der aufrechten Männer der Stadt war. Oder ein Prediger, der gegen die Gewalt predigte. Bald zitterten die Leute nachts in ihren Häusern, fürchteten sich vor den Lauten von Revolvern und Pferden vor der Haustür. Und als ein Bezirksrichter eintraf, um dem Ganzen ein Ende zu bereiten, fand man ihn mit einem Kopfschuss in seinem Hotelzimmer, und sein Hirn war auf dem ganzen Boden verteilt.«
Travis’ Blick fiel auf die zerknitterte Ausgabe des Castle City Clarion. War nicht das genau das Muster, das er gesehen hatte, als er den Zeitungsstapel durchgearbeitet hatte? Die Gewalt ging eine Zeit lang zurück, nur um dann schlimmer als zuvor zurückzukehren.
Durge ballte die Hände zu Fäusten. »Was Sie da beschreiben, ist falsch. Das Gesetz muss immer respektiert werden. Das waren böse Männer.«
»Und doch handelten sie unter der Tarnung der Rechtschaffenheit, Mr. Dirk.« Barrett drückte die Zigarre wütend in dem Aschenbecher aus. »Aber vielleicht sind das ja die bösesten Männer von allen. Denn wie soll ein Mann sie beschuldigen, ohne als unredlich gebrandmarkt zu werden?«
Durge verschränkte die Arme. »Die drei Männer, die wir in den letzten Wochen gefunden haben, die Strauchdiebe, die Sir Tanner aus der Stadt verwiesen hat, dieses Vigilantenkomitee hat sie ermordet, nicht wahr?«
»Ich habe es Ihnen gesagt, Mr. Dirk. Sie nehmen die Gerechtigkeit in die eigenen Hände.«
Lirith berührte seinen Arm. »Sie kennen diese Männer, nicht wahr, Lord Barrett?«
»Nur ein paar von ihnen, Miss Lily. Und ich glaube, Sie kennen sie auch.«
Travis sprach den Namen aus, ohne nachzudenken. »Gentry.«
»Das stimmt, Mr. Wilder«, sagte Barrett; seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Lionel Gentry und seine Kumpane, Eugene Ellis und Calvin Murray.«
Durge hob entschlossen den Kopf. »Das muss ich sofort Sheriff Tanner sagen. Wir müssen diese Männer ins Gefängnis schaffen.«
»Verschwenden Sie Ihre Zeit nicht, Mr. Dirk«, sagte Barrett. »Gentry und seine Jungs werden vom Vigilantenkomitee bezahlt, davon bin ich überzeugt. Aber sie sind bloß Vollstrecker, das ist alles. Würden Sie sie ins Gefängnis stecken, würde ein unbekannter Wohltäter ihre Kaution bezahlen, und sie wären wieder frei. Denn die wahren Mitglieder des Vigilantenkomitees gehören zu den reichsten und mächtigsten Männern der Stadt.«
»Aber wer sind diese mächtigen Männer?«, wollte Durge wissen.
Barrett zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht, Mr. Dirk. Ich weiß nur, dass sie, wer auch immer sie sind, zu den führenden Männern dieser Stadt gehören. Jeder von ihnen könnte dem Vigilantenkomitee angehören.«
In der Stimme des Ritters vibrierte leiser Zorn. »Wo ich herkomme, können die Lords und Männer mit Macht oft mit denen, die unter ihnen stehen, so verfahren, wie sie wollen, das ist wahr. Aber Sir Tanner hat mir die Gesetze dieses Ortes erklärt, und sie besagen eindeutig, dass im Auge des Gesetzes alle Männer gleich sind. Es spielt keine Rolle, ob diese Männer, von denen Sie sprechen, reich oder wichtig sind. Sie müssen trotzdem bestraft werden.«
Bis jetzt war Barretts Stimme leise und müde gewesen. Jetzt trat eine gewisse Schärfe hinein. »Ich mag Sie, Mr. Dirk. Sie sind ein erfrischend ehrlicher Mann. Also werde ich ehrlich zu Ihnen sein. Es gibt nichts, das Sie oder Sheriff Tanner tun könnten. Ein Stern auf Ihrer Brust verleiht Ihnen keine Macht über diese Männer. Tatsächlich kann es Ihren Bemühungen nur hinderlich sein, wenn Sie auf der Seite des Sheriffs sind. Verstehen Sie, Sie müssen sich an das Gesetz halten; diese Männer nicht. Der Einzige, der uns jetzt helfen könnte, ist ein Friedensstifter wie Tyler Caine. Und ich fürchte, da besteht nicht viel Hoffnung.«
Travis verspürte einen Stich in der Brust, aber er vermochte nicht zu sagen, ob es Angst oder Aufregung war. Er sah nach hinten. Der Rand des Steckbriefs war gerade eben
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