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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Vermögen von Mortimer Hale, dem Verleger des Castle City Clarion, nahe an das von Aaron Locke herankam. Simon Castle hatte die Zeitung gegründet, aber erst unter Hales Eigentümerschaft waren Auflage und Einfluss der Zeitung in ungeahnte Höhen geschossen.
    Weitere Wagen fuhren vorbei, und Kutschen und Männer auf Pferden, und alle waren für den Anlass geschmückt. Knallfrösche explodierten, als wären es Blitze. Die meisten der Saloongäste gingen mit Drinks in der Hand nach draußen auf den Gehsteig, um die vorbeiziehende Parade zu bejubeln. Travis stützte sich auf die Bar und holte tief Luft, als er die plötzliche Ruhe im Saloon genoss.
    »Bitte ein Sarsaparilla.«
    Er sah Lirith in die warmen braunen Augen und lächelte. »Kommt sofort, Ma’am.«
    Travis füllte ein Glas mit der dunklen, süßen Flüssigkeit und schob es Lirith hin; sie und Durge schienen das Zeug zu lieben; Travis bekam es nicht ohne zu würgen runter.
    »Wollen Sie sich nicht die Parade ansehen?«, fragte er.
    »Ich bleibe lieber hier«, sagte sie mit einem Seufzen.
    Travis verstand. Solange die Männer sich die Parade anschauten, konnte sie eine Pause machen.
    »Und was ist mit dem Feuerwerk?«, fragte er. »Ich nehme an, dass sich dafür der Saloon leeren wird. Und ich wette, Manypenny würde uns dafür gehen lassen.«
    »Nein, danke. Ich möchte mir ein Theaterstück ansehen.«
    Travis sah sie neugierig an. Sie stellte den Drink ab und zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus dem Kleid.
    »Das hat mir ein Mann an meinem Tisch gegeben. Er nannte es ein Programm, und dort steht, dass heute Abend im Diamond Theater in der Aspen Street ein Theaterstück aufgeführt wird.«
    »Ein Theaterstück, sagen Sie?«, sagte Niles Barrett vom Ende der Bar. Der Blick des Engländers war leicht getrübt, aber seine Stimme war so lebendig wie immer. »Das ist eine verdammt gute Neuigkeit. Wir könnten in dieser Stadt viel mehr Kultur gebrauchen. Wissen Sie, dass erst kürzlich Oscar Wilde Leadville besucht hat? Wenn diese Ansammlung von Hütten jemanden wie Oscar Wilde dafür gewinnen kann, einen Vortrag zu halten, dann wüsste ich nicht, warum das auch nicht in Castle City möglich sein sollte. Die, die ihn gesehen haben, meinten, er sei ein faszinierender Mann.«
    Der Minenarbeiter neben Barrett schnaubte. »Und ich habe gehört, dass er mehr eine Lady als ein Mann ist.«
    Barrett runzelte die Stirn, aber bevor er antworten konnte, sprach der nächste Mann an der Bar – den schmutzigen Händen nach zu urteilen ebenfalls ein Minenarbeiter.
    »Ich war in Leadville«, sagte der Mann. »Und ich habe diesen Oscar Wilde gesehen. Er war in Samt und Spitze gekleidet, und er trug überall eine Lilie mit sich rum. Als er eine Mine besuchte, servierten sie ihm einen Whiskey, der so übel wie Schlangengift war, weil sie glaubten, ihn zum Narren halten zu können. Und wissen Sie was? Er hat jeden der Minenarbeiter unter den Tisch getrunken, und das trotz der weißen Kniestrümpfe und Knickerbocker.«
    Das entlockte dem ersten Minenarbeiter ein respektvolles Grunzen.
    Barrett rollte mit den Augen. »Ich verstehe. Also sollten wir Mister Wilde wegen seiner Trinkfestigkeit bewundern und nicht wegen seines Könnens mit der Feder.«
    Die beiden Männer starrten ihn an.
    »Egal«, sagte Barrett mit gequältem Blick. Er kehrte den Männern den Rücken zu und sah Lirith an. »Was ist es denn für ein Stück, Miss Lily? Shakespeare? Bitte lassen Sie es Shakespeare sein. Oder noch besser, Marlowe. Der arme Kit, in seinen besten Jahren ins Auge gestochen worden zu sein.«
    Lirith lächelte aufgeregt. »Der Mann sagte, seiner Meinung nach wäre es genau das richtige Stück für mich.«
    Sie entfaltete das Programm und drückte es flach auf den Tresen. Travis versetzte es einen Stich.
    Barrett schnaubte. »Ah. Amerikanisches Melodram. Welch ein Unfug.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Brandy zu.
    Lirith glättete das Programm. »Sehen Sie nur, Travis. Die sehen wie ich aus.« Sie berührte die Zeichnungen der zwei Figuren – ein Mann und eine Frau. Ihre Gesichter waren so dunkel wie Liriths Hautfarbe. Über der überspitzten Darstellung stand der Titel des Theaterstücks.
    ONKEL TOMS HÜTTE
ODER DAS LEBEN UNTER DEN NIEDEREN
EIN MELODRAM IN FÜNF AKTEN
    »Lirith …« Travis suchte nach Worten. Wie sollte er ihr das erklären? »Dieses Stück wollen Sie nicht sehen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Warum nicht?«
    Travis wusste nicht, wo er anfangen sollte,

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