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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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geht Euch sehr wohl etwas an. Jeder, mit dem ich spreche, erzählt mir, dass die Letzte Schlacht naht, und ich habe keinen Grund zu der Annahme, dass sie sich irren. Also reite ich nach Burg Todesfaust, die sich in der Schattenkluft befindet, direkt vor den Toren von Imbrifale. Dort werde ich auf die Krieger von Vathris warten, die von König Boreas angeführt werden.«
    Die Königin zeigte weder Entsetzen noch Überraschung. Sie saß reglos auf ihrem Stuhl. Aber in ihren Augen lag ein Funkeln, das Grace in der Notaufnahme als ein Anzeichen für Fieber gedeutet hätte – genau wie die roten Punkte auf ihren blassen Wangen.
    »Was ist mit meinem … was ist mit Prinz Teravian?«, sagte Ivalaine leise. »Wird er an der Seite seines Vaters reiten?«
    »Ich glaube schon.«
    »Aber natürlich wird er das.« Ivalaine murmelte die Worte, so als würde sie mit sich selbst sprechen statt mit Grace. »Er muss gehen, oder etwa nicht? Denn nicht der Vater wird diese Schlacht schlagen, sondern der Sohn.«
    Grace runzelte die Stirn. »Schwester?«
    Ivalaine stand auf, und ihr Pokal fiel auf die Binsen, mit denen der Boden bestreut lag. Der vergossene Wein färbte die Unterlage blutrot. Die Königin starrte die scharlachrote Lache an.
    »Ein Omen«, sagte Ivalaine heiser. »Blut wird vergossen werden. Königliches Blut. Aber ich werde vor dem Ende zu ihm gehen. Ich werde ihn sehen, bevor dieser Stier ihn wie ein Schwert zerbrechen kann. Ich werde nicht länger Königin sein. Und auch nicht länger die Mutter. Mir ist egal, was passiert – das alles liegt jetzt hinter mir. Für mich gibt es nur noch eine letzte Rolle zu spielen.«
    Grace konnte das Entsetzen auf ihrem Gesicht nicht verbergen. Während der ganzen Zeit, die sie Ivalaine gekannt hatte, war die Hexenkönigin von Toloria das Musterbild von Autorität und kühler Kontrolle gewesen, Ivalaine hatte stets scheinbar über den Geschehnissen geschwebt, die andere Sterbliche in den Abgrund gezogen hatten; sie war stolz und wunderschön gewesen, unberührt von Furcht oder Sorge. Aber die Frau, die jetzt vor Grace stand, schien nur noch ein Schatten ihrer selbst zu sein. Sie ging gebeugt, das blonde Haar zerzaust, ihre Schönheit von Furcht zersplittert, als wäre sie ein einst makelloses Kristallglas, das nun von feinen Sprüngen durchzogen wurde.
    »Schwester?«, sagte Grace und stand auf, aber die Königin starrte noch immer den vergossenen Wein an. »Euer Majestät?«
    Ivalaine riss den Kopf hoch. »Geht!«, befahl sie mit zischender Stimme und weit aufgerissenen, blutunterlaufenen Augen. »Das ist die letzte Tat, die ich als Königin tun werde – Ihr habt meine Erlaubnis, durch mein Reich zu reiten. Aber beeilt Euch, bevor man Euch und euren Schattenzirkel entdeckt. Ihr Illusionszauber wird sie nicht lange verbergen, nicht vor jenen, die Wache halten. Und wenn man euch entdeckt, kann und werde ich nichts tun, um euch zu beschützen.«
    Mit diesen Worten drehte sich Ivalaine um und verschwand durch einen Schlitz in der Zeltwand. Grace starrte hinter ihr her und versuchte zu verstehen, was gerade hier passiert war. Für mich gibt es nur noch eine letzte Rolle zu spielen, hatte Ivalaine gesagt. Aber welche Rolle meinte sie? Und wo wollte sie hin?
    »Euer Majestät«, sagte eine tiefe Stimme hinter ihr.
    Sie drehte sich um und stieß die angehaltene Luft aus. »Durge.«
    Der Embarraner stand am Zelteingang. »Wir haben die Königin gesehen, wie sie mit ihren Dienern zurück zum Schloss ritt, und nahmen an, dass Eure Audienz beendet ist. Haben wir ihre Erlaubnis, Toloria zu durchqueren?«
    Grace brachte ein steifes Nicken zu Stande. Sie stolperte und griff auf der Suche nach Halt nach der Stuhllehne.
    Durge eilte an ihre Seite und stützte sie mit seiner starken Hand. »Geht es Euch gut, Mylady?«
    In ihrer Brust wühlte der Schmerz. Er war nicht derjenige, der sie das fragen sollte, nicht mit dem, was sich auf sein eigenes Herz zu arbeitete. Aber Grace nickte, dann zwang sie sich zu einer aufrechten Haltung. Wie Königin Ivalaine hatte sie nur noch eine Rolle zu spielen.
    »Kommt, Durge. Lasst uns hier verschwinden.«

24
    Auf dem Marsch nach Osten durch die Hügel von Toloria legten sie auch weiterhin ein sagenhaftes Tempo vor. Am späten Nachmittag des zweiten Tages nach der Flussüberquerung kam die Spitze des Grauen Turms in Sicht. So gern Oragien und die anderen Runensprecher auch nach ihren Brüdern gesehen hätten, machte das Heer dennoch nicht Halt. Am Abend des

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