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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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nächsten Tages hatten sie den Rand der Wildnis zwischen Toloria und Perridon erreicht.
    »Morgen wenden wir uns nach Norden«, sagte Tarus, als Grace und ihre Befehlshaber am Feuer zu Abend aßen.
    Paladus blickte zu den kalten Sternen hinauf. »Ich habe noch nie erlebt, dass ein Heer so schnell marschiert. Sicherlich müssen uns die Götter zur Seite stehen.«
    Grace umarmte Tira. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass zumindest eine von ihnen das tut.«
    Am nächsten Morgen ließen sie Toloria hinter sich und marschierten in die Wildnis. Als sie im vergangenen Sommer auf dem Weg nach Schloss Spardis durch diese Region gereist waren, hatte Falken sie Dun-Dordurun genannt, was in der Sprache der Maugrim Das-Land-dazwischen bedeutete. Aber die Maugrim waren vor einem Zeitalter verschwunden, und jetzt lebte hier niemand mehr.
    Die Landschaft war von quälender Einsamkeit: eine Reihe nebelverhangener Täler und mit Büschen bewachsener Anhöhen, die sich so weit das Auge sehen konnte in alle Richtungen erstreckten. Die einzigen Laute, die gelegentlich die Stille brachen, waren die Rufe von Falken, und das Heer kam an keinen menschlichen Ansiedlungen vorbei, auch wenn Grace mehrere Male auf fernen Hügeln unregelmäßige Steinkreise entdeckte.
    Die Sonne näherte sich im Westen dem Horizont, als sie das gigantische Bild von Mohg auf der Seite eines Hügels erreichten.
    »Also ist es noch da«, murmelte Grace und zügelte Shandis auf einem dem Bildnis gegenüberliegenden Hügelkamm. Aber es war seit Jahrhunderten da. Sie fröstelte trotz der Wärme, die von Tiras Körper ausging.
    »Was ist das?«, fragte Meister Graedin. Der redegewandte junge Runensprecher war die letzten Meilen neben Grace auf seinem Maultier auf- und abgehüpft und hatte begeistert ihre Fragen über die Bemühungen zur Reparatur des Runensteins beantwortet.
    »Es ist Mohg«, erwiderte Grace, aber der kalte Wind raubte ihr den Atem, so dass die Worte kaum mehr als ein Flüstern waren.
    Graedins fröhliche Miene verschwand. »Der Herr des Sonnenuntergangs. Der gefürchtetste aller Alten Götter und der Mächtigste von ihnen, ausgenommen vielleicht Olrig.«
    Tarus stieß ein leises Pfeifen aus. »Er sieht nicht gerade wie ein freundlicher Bursche aus, oder?«
    Grace konnte den Blick nicht von der primitiven, aber ausdrucksvollen Gestalt wenden, deren Umrisse auf der Hügelseite von Steinen gebildet wurden. Schiefe Zähne füllten den offen stehenden Rachen, und das eine Auge schien direkt in ihr Herz zu starren. Es war mindestens dreißig Meter hoch.
    »Es ist anders als beim letzten Mal«, sagte Durge stirnrunzelnd. »Einige der Steine sind verändert worden. Seht Ihr? Er hält keine Menschen mehr in der rechten Hand. Stattdessen nur drei große Felsen auf seiner Handfläche. Und sämtliche Steine sind anders. Sie waren weiß.«
    Durge hatte Recht. Grace erinnerte sich, dass die riesenhafte Gestalt von weißen Steinen gebildet worden war. Aber jetzt wiesen die meisten Steine eine rostige Farbe auf.
    »Blut«, sagte sie, und den weit aufgerissenen Augen der anderen nach zu urteilen, waren sie zu demselben Schluss gekommen. »Die Steine sind mit Blut bestrichen worden. Jemand muss …«
    Ein ferner Ruf hallte durch die Luft, und Grace verstummte. Im ersten Augenblick hielt sie es wieder für einen Falken, aber der Himmel war leer, und es klang anders – es war ein Laut voller Qual. Oder vielleicht Hunger.
    »Das ist nur der Ruf eines wilden Tiers, Euer Majestät«, sagte Meister Graedin und lächelte beruhigend.
    »Ja, aber was für ein Tier?«, sagte Durge und schaute sich um.
    Grace schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. »Lasst uns reiten.«
    »Verzeihung, Euer Majestät«, sagte Tarus, »aber die Sonne geht bald unter. Wir müssen das Lager aufschlagen, und in diesem Tal ist eine Quelle. Es scheint ein idealer Ort zu sein.«
    »Nein«, sagte Grace scharf. »Wir bleiben nicht hier. Nicht in der Dunkelheit. Wir müssen gehen – jetzt sofort.«
    Das Heer marschierte weiter, während die Schatten länger wurden. Sie erklommen einen weiteren Hügel und kamen in ein felsiges Tal. In diesem Moment verschwand die Sonne hinter dem Hügelkamm und tauchte das Tal in vorzeitiges Dämmerlicht. Das Flüstern des Windes in dem trockenen Gras war der einzige Laut, den es gab.
    »Etwas stimmt nicht«, sagte Durge leise zu Grace. »Die Nacht bricht bald herein. Vögel müssten singen, aber ich höre rein gar nichts.«
    Dieses eine Mal glaubte Grace, dass der

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