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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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schrie auf. »Aufhören! Verschwinde aus meinem Kopf!«
    Grace ließ seinen Lebensfaden los. Der Gefangene sackte schluchzend und am ganzen Leib zitternd zusammen. Aus seiner Nase lief Rotz.
    »Das also hat Duratek in dem Labor in Denver gemacht«, sagte Grace; ihr war kalt und übel. »Sie erschufen ein Tor. Zuerst fanden sie eine Möglichkeit, Botschaften hindurchzuschicken, dann Gegenstände. So habt ihr mit den Scirathi kommuniziert, so habt ihr sie mit den Gewehren versorgt. Und jetzt hat Duratek den letzten Schritt herausgefunden. Sie haben gelernt, wie man Menschen durch das Tor schickt, Agent Hudson. Menschen wie dich.«
    Der Gefangene wälzte sich auf dem Boden umher und sprach mit schriller Stimme. Sie wusste, dass das Loch, das sie in seinem Bewusstsein zurückgelassen hatte, ihn bald in den Wahnsinn treiben würde.
    »Die Ersten … sind gestorben. Sie wurden in dem Augenblick in Fetzen gerissen, in dem sie durch das Tor getreten sind. Aber die Wissenschaftler haben weitergearbeitet, und danach haben andere es geschafft, und sie schickten Berichte von der anderen Seite, Berichte über Sprachen und Kulturen und Geografie. Aber bei dem Versetzungsprozess ging etwas schief. Die Wissenschaftler nannten es zellulare Disruption. Ich weiß nur, dass ihre Körper … nach ein paar Tagen zerflossen sie zu Brei. Trotzdem meldete ich mich freiwillig, als sich mir die Gelegenheit bot, zusammen mit Meeks und Stocker. Wir waren die Ersten, die den Durchgang überlebten.« Ein Schauder durchfuhr ihn. »Aber Meeks hat sich vor einiger Zeit etwas eingefangen – eine Krankheit, gegen die die Medikamente nicht halfen. Er ist letzte Woche gestorben. Und Eure Männer haben Stocker getötet, ich bin der Letzte. Ich bin der Einzige …«
    Grace stolperte zurück und wäre vielleicht gefallen, hätte Samatha sie nicht gestützt. »Aber es kommen mehr. Ich habe es gesehen. Sie glauben, dass sie das Tor jetzt weit aufstoßen können.«
    Das Zittern des Gefangenen ließ nach, seine Lippen verzerrten sich zu einem Grinsen. »Das stimmt, Dr. Beckett. Wir haben es hindurchgeschafft, und wir haben es überlebt. Das bedeutet, dass die Wissenschaftler die Kalibrierung des Tores richtig hinbekommen haben. Sie brauchen jetzt nur noch mehr von der Flüssigkeit, die es antreibt, und wie ich gehört habe, haben sie sie bald fässerweise.«
    »Ja«, sagte Grace und sah die Informationen durch, die sie seinem Bewusstsein entrissen hatte. »Elfenblut. Sie versuchen, es in ihren Laboratorien zu synthetisieren. Und sie stehen kurz vor dem Erfolg. Aber wie sieht der Plan aus, sobald sie darüber verfügen?«
    Der Gefangene schaute hasserfüllt auf. »Schluss mit den Antworten, Dr. Beckett.«
    Er biss fest zu. Als Grace das Knirschen zerbrechenden Porzellans hörte, wusste sie, was er getan hatte. Seine Augen rollten nach oben, dann erschlaffte sein Körper.
    »Verflucht, nein!« Grace warf sich neben ihm auf die Knie.
    »Was ist, Euer Majestät?«, fragte Aldeth.
    Sie bog seinen Mund auf. »Er hatte einen falschen Zahn. Er hat ihn zerbissen.«
    Samatha nickte. »Ein Spion erhält oft Gift, um es zu benutzen, wenn er von seinen Feinden gefangen genommen wird.«
    Seine Atemzüge wurden flacher, und sein Lebensfaden verlor an Leuchtkraft. Das Gift breitete sich bereits in ihm aus. Sein Herzschlag verlangsamte sich. Es würde ein schneller Tod sein und schmerzlos.
    Nicht, solange ich etwas dagegen unternehmen kann.
    Grace studierte das Gift, das durch seine Adern floss. Sie schaute immer tiefer, so als wäre ihr Bewusstsein ein Mikroskop, bis sie seine Molekularstruktur wie eine Reihe bunter Kugeln wahrnehmen konnte. Es war einfacher, als sie gedacht hätte. Ein flüchtiger Gedanke, und die Struktur war verändert. Die Veränderung verbreitete sich wie eine Kettenreaktion durch sein Blut.
    Hudson schrie auf, ein Ausdruck reiner, unverfälschter Qual. Sein Körper wurde starr, dann bekam er Krämpfe. Er bog den Rücken durch, seine Halssehnen traten hervor. Seine Haut überzog sich mit purpurnen Flecken, ihm trat gelber Schaum vor den Mund.
    Seine Schreie wurden zu Worten. »Hilfe! O Gott, es brennt!«
    Einen Augenblick lang verspürte Grace einen Stich Mitleid. Sie war Ärztin, oder war es zumindest einmal gewesen. Aber jetzt war sie mehr als das. Sie war Hexe, Königin und Frau. Und dieser Mann hatte die Bomben gelegt, die Calaveres Türme zerstört hatten.
    »Bitte!«, kreischte er. »Helft mir!«
    Sie beugte sich über ihn und berührte sanft

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