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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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eilte nach draußen. Die Sonne stand im Zenit, und der Tag war hell und kalt. Sie befahl dem Wachtposten vor dem Zelt, ein Auge auf Tira zu werfen, dann folgte sie der Spinnenfrau durch das Lager.
    »Was ist los, Sam?«
    »Ich fand die Spuren nicht weit entfernt von hier, und Leris und Aldeth konnten sie überraschen. Aber sie reagierten schnell. Irgendeine Magie bewachte ihr Versteck. Einer von ihnen wurde getötet, aber den anderen haben wir lebend gefangen.«
    Grace griff nach dem Arm der Spinnenfrau. »Wovon sprecht Ihr? Wen habt Ihr gefangen?«
    Die Spinnenfrau streckte die Hand aus. Ein kleiner schwarzer Gegenstand auf ihrer Handfläche absorbierte das Sonnenlicht. Aus dem Lautsprecher des Geräts drang zischende Statik. Grace riss es der Spinnenfrau aus der Hand, dann liefen sie beide los.
    Sie kamen zu einem Zelt am Rand des Lagers. Leris stand davor. Der Spinnenmann war so schmächtig, dass Grace ihn auf der Erde mit einem zwölfjährigen Jungen verwechselt hätte. Das wäre ein tödlicher Fehler gewesen. Leris nickte, und die beiden Frauen traten ein.
    In dem Zelt war es dunkel. Grace konzentrierte sich, berührte die Stränge der Weltenkraft, und eine Kugel grünes Hexenlicht flammte über ihr auf und vertrieb die Schatten. Der Mann saß auf dem Boden, Hände und Beine mit Stricken gefesselt. Aus einem Riss in seiner Wange tropfte Blut. Sie erkannte ihn. Er trug die Lumpen eines Bauern, aber seine Haut war rein, und stehend wäre er sehr groß gewesen.
    »Deine Mission ist zu Ende«, sagte Grace. »Dein einziger Daseinszweck besteht darin, mir meine Fragen zu beantworten. Du wirst präzise, wahrheitsgemäß und ohne zu zögern antworten. Hast du verstanden?«
    Das grelle Hexenlicht ließ den Mann blinzeln, und Grace wusste, dass er sie nicht sehen konnte. »Bitte, Mylady.« Seine Stimme zitterte. »Ich bin nur ein einfacher Bauer. Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht. Ich bitte nur, dass ich in mein Dorf zurückkehren darf.«
    Die Vorstellung war überzeugend. Er sprach Eldhisch, und sein Akzent war der eines Bauern. Sie hatten in den vergangenen Monaten mehr gelernt, als sie gedacht hätte; kein Wunder, dass sie sich so gut angepasst hatten.
    »Ich weiß, wer Sie sind«, sagte sie auf Englisch.
    Der Mann riss den Kopf hoch, und seine Augen wurden ganz groß – aber nur einen Augenblick lang, dann kniff er sie wieder zusammen.
    »Und ich weiß jetzt, wer Sie sind«, sagte er mit heiserer, aber trotziger Stimme. »Es ist hoffnungslos, Dr. Beckett. Wir haben es fast geschafft – wir sind näher dran, als Sie sich überhaupt vorstellen können. Sie können nichts tun, um uns daran zu hindern, uns das zu nehmen, was wir haben wollen.«
    »Ist das so? Ich fand, ich hätte es bis jetzt ganz gut gemacht.«
    Er starrte sie böse an und kämpfte gegen seine Fesseln an; sie knarrten, hielten aber.
    »Schluss mit den Nettigkeiten«, sagte Grace nun wieder auf Eldhisch. »Jetzt ist der Augenblick gekommen, in dem du redest. Du sagst mir, was deine Mission ist, wer dich geschickt hat und wie du hergekommen bist.«
    Auch er verfiel wieder ins Eldhische und sprach mit dem Akzent eines kriecherischen Bauern, nur dass sein Tonfall diesmal spöttisch war. »Von mir kriegt Ihr gar nichts, Mylady. Ihr habt nur die Wahl, mich zu töten, so wie Eure Sklaven meinen Partner getötet haben.«
    Aldeth trat aus einer schattenverhüllten Ecke des Zeltes, kniete nieder und drückte ein Messer gegen die Kehle des Mannes. »Dafür kann ich sorgen, wenn du willst.«
    »Das ist nicht fair, Aldeth«, sagte Samatha und trat mit gezücktem Messer vor. »Du und Leris habt den Letzten töten können. Der gehört mir, und ich werde jeden Augenblick genießen.«
    Grace machte eine energische Handbewegung. »Nein, Sam, Aldeth – keine Messer. Ich kümmere mich darum.«
    Der Spinnenmann und die Spinnenfrau steckten zögernd die Waffen weg und traten zurück.
    Grace überragte den Gefangenen. »Wenn du nicht aus freiem Willen reden willst, mir stehen noch andere Möglichkeiten zur Verfügung.«
    »Und was?«, fragte er höhnisch.
    Sie hatte keine Zeit für Spielchen. »Das hier.«
    Grace griff mit der Gabe zu und packte seinen Lebensfaden. Er kämpfte dagegen an, aber sein Wille gab schnell nach. Zweifellos machte ihn seine Ausbildung widerstandsfähig gegen alle Arten von Folter, aber hierauf hätte ihn nichts vorbereiten können. Sie tastete tief in sein Bewusstsein und suchte nach allem Wissen, das sie herausschneiden konnte.
    Der Gefangene

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