Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters
kehrt und brüllten Befehle. Aldeth half Samatha auf die Füße.
»Wir müssen sie begraben«, sagte Aldeth und betrachtete die toten Spinnenmänner.
Samathas Wangen waren feucht von Tränen. »Aber das können wir nicht, oder?«, fragte sie Grace.
Grace zögerte, dann schüttelte sie den Kopf. »Ihre Körper sind von der Magie des Pylonen verseucht. Wir dürfen sie nicht berühren. Es tut mir so Leid, Sam.«
»Dann nehmen wir Feuer«, sagte Aldeth und fasste die trockenen Büsche um die Toten und den Pylonen ins Auge.
Samatha nickte grimmig. »Ich hole Fackeln.«
»Kommt, Mylady«, sagte Durge heiser. »Lasst uns von diesem Ding weggehen.«
Die Nacht hüllte die Welt ein, und sie marschierten weiter. Glücklicherweise war es sternenklar und ein Viertelmond hing am Himmel, sonst wären sie direkt in eine der Schluchten hineingeritten, die die Landschaft durchzogen. Sie kamen nur langsam voran, suchten sich stolpernd ihren Weg über Heide und Stein und verließen sich auf die Spinnenmänner, die ihnen als Augen dienten.
Grace konnte nicht aufhören, an den Pylonen zu denken und wie er seine schwarzen Tentakel über die Welt geschickt hatte. Vergangenes Jahr hatten sie, ohne es zu wissen, in der Nähe eines Pylonen kampiert, und er hatte sie alle an den Rand der Verzweiflung und des Wahnsinns getrieben. Aber der Stein hatte Stunden gebraucht, um sie zu beeinflussen, während dieser Pylon seine schreckliche Wirkung in wenigen Augenblicken auszuüben schien.
Er liegt nicht länger still wie die anderen. Er ist erwacht, und er funktioniert.
Falken hatte gesagt, dass die Pylonen während des Krieges der Steine vor tausend Jahren erschaffen worden waren und dass der Fahle König sie dazu benutzt hatte, um mit seinen Sklaven zu kommunizieren. Hatte er sie beobachtet, während sie sich vor ihm stritten?
Am Horizont schimmerte es silbrig, als Durge neben sie ritt und ihr sagte, dass sie anhalten mussten. Die Fußsoldaten waren von dem langen Marsch ohne Rast und Essen erschöpft, und einige der Pferde standen am Rand des Zusammenbruchs. Grace selbst war so müde, dass sie kein Wort herausbrachte, also nickte sie bloß.
Bis sie das Lager aufgeschlagen hatten, war die Morgendämmerung hereingebrochen, und sosehr Grace die Verzögerung auch verabscheute, wusste sie dennoch, dass das Heer an diesem Tag nicht weiterziehen würde. Nach einem kalten Frühstück kam Durge zu ihrem Zelt, um ihr Bescheid zu geben, dass alles in Ordnung war, obwohl mit einigen das Temperament durchgegangen war. Es war zu Streit unter den Männern gekommen, ein paar hatten sich sogar geprügelt, aber es hatte keine ernsthaften Verletzungen gegeben.
Die Gewalt war ein Nebeneffekt des Pylonen, das war Grace klar. Sie konnte noch immer seine Gegenwart fühlen, er war wie eine Ölschicht auf ihrer Haut, die sie nicht abwaschen konnte. Grace ließ Tira im Zelt zurück und suchte nach Senrael und Lursa, und gemeinsam webten sie einen Zauber, der es ihnen erlaubte, meilenweit in die Weltenkraft zu schauen, aber sie fanden keinen weiteren Pylonen.
Danach stattete Grace Großmeister Oragien und dem jungen Meister Graedin einen Besuch ab, und kurz darauf durchstreiften alle Runensprecher das Lager und sprachen die Rune des Friedens. Das hatte den beruhigenden Effekt, den Grace erhofft hatte, und danach wurde es still im Lager, weil die Männer endlich zur Ruhe kamen.
Als sie in ihr Zeit zurückkehrte, wartet Durge bereits mit einer Hand voll Männer auf sie. Einige starrten mit leeren Gesichtern zu Boden, während andere nicht zu schluchzen aufhören konnten.
»Diese Fußsoldaten haben in unmittelbarer Nähe des Pylonen gearbeitet«, sagte Durge leise zu Grace.
Sie nickte, dann untersuchte sie sie nacheinander.
»Ich weiß nicht, was mit mir los ist, Euer Majestät«, sagte einer der Männer, als sie seine Stirn berührte. »Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie den Schwanz eingekniffen und bin vor einem Kampf davongelaufen.«
Grace lächelte. »Das kann ich mir vorstellen.« Er war ein stämmiger Bursche mit großen, narbigen Händen.
Diese Hände zitterten jetzt. »Bei Vathris, seht mich an. Ich zittere wie ein verängstigtes Lamm, und es ist nicht mal ein Wolf in Sicht. Es ist albern, Euer Majestät, wo Ihr doch eine so wilde Kriegerin seid und noch eine große Magierin dazu – aber in meinem Inneren ist alles kalt und feucht, als hätten wir keine Chance mehr.«
»Es gibt immer Hoffnung«, sagte sie energisch. »Und mach dir keine
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