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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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gehalten hätte.« Sie lächelte ihn an, aber dann verschwand der Ausdruck, und ihre Augen nahmen einen dunkleren blauen Farbton an, der dem dunkler werdenden Himmel ähnelte. »Manchmal fällt es so schwer zu glauben, dass Ihr …«
    Travis schluckte den Kloß in seinem Hals herunter. »Dass ich was?«
    »Wir sollten reingehen.«
    Er näherte sich ihr. »Ihr müsst ihnen Bescheid sagen, dass ich hier bin, nicht wahr? Ivalaine und den Hexen. Sie sind der festen Überzeugung, dass ich Eldh zerstören werde, dass ich der Runenbrecher bin – der, nach dem sie Ausschau halten –, und jetzt müsst Ihr ihnen sagen, dass Ihr mich gefunden habt.«
    Ihr Gesicht war eine elfenbeinerne Maske der Entschlossenheit, aber sie zitterte, und etwas sagte ihm, dass das nicht nur an der Kälte lag.
    »Also werdet Ihr sie nicht darüber unterrichten.« Seine Worte verwandelten sich in der Luft zu Nebel. »Der Drache hatte Recht. Er hat gesagt, dass Ihr Eure Schwestern verraten werdet.«
    »Vielleicht habe ich das schon.« Sie verschränkte die Arme und zog die Schultern nach vorn. »Hat Falken nicht behauptet, dass Drachen immer die Wahrheit sagen?«
    Ja, und der Drache hatte auch gesagt, dass Travis dazu verdammt war, die Welt zu zerstören.
    »Grace und Lirith haben sich gestern unterhalten«, sagte er nach einem Augenblick. »Ich habe gehört, wie sie sagten, dass Ihr mächtig seid. Vielleicht mächtiger als jede andere Hexe.«
    »Was bedeutet das?«, murmelte sie, und er hatte das Gefühl, dass die Frage nicht an ihn gerichtet war.
    Er wollte ihr die Hand auf die Schulter legen, aber dann zog er sie zurück. »Keiner von uns hat darum gebeten. Um diese Macht. So sehr unterscheiden wir uns gar nicht voneinander, Ihr und ich.«
    Sie drehte sich überrascht um. »Nein, das glaube ich auch nicht.«
    »Aryn, es ist gut, sie nicht zu wollen. Das habe ich gelernt. Denn wenn man die Macht will, dann kann einen nichts daran hindern, so wie die anderen zu werden.«
    Sie nickte. »Nur dass ich sie manchmal will.«
    »Ihr habt Recht«, sagte er zitternd. »Wir sollten hineingehen.«
    Die nächsten Tage verliefen auf eine seltsame Weise ereignislos. Es war zu kalt, um das Schloss zu verlassen, und drinnen gab es wenig für Travis zu tun. Grace und Beltan verbrachten viel Zeit in Konferenzen mit König Boreas, und das galt auch für Melia, Falken, Durge, Sir Tarus und den Spinnenmann Aldeth. Aryn war oft mit Lord Farvel beschäftigt, der ihre Hochzeit mit Prinz Teravian plante, obwohl der Prinz für gewöhnlich so selten zugegen war wie Schatten zur Mittagszeit.
    Vani war auch selten zu sehen. Travis wusste, dass sie im Schloss und den umgebenden Ländereien patrouillierte und nach Feydrim und anderen Eindringlingen Ausschau hielt. Dennoch hätte er sie gern gesehen, sich mit ihr unterhalten. Oder Beltan. Aber beide mieden ihn noch immer.
    Wenn er nicht allein war, verbrachte Travis seine Zeit oft mit Lirith und Sareth, die auf Tira aufpassten, wenn Grace in einer Konferenz beim König war. Im Gegensatz zu den anderen sprachen die dunkeläugige Hexe und der Mournisch nur selten von dem herannahenden Sturm. Stattdessen schienen sie damit zufrieden zu sein, den zerbrechlichen Frieden des Augenblicks zu genießen. Die Gesetze der Mournisch verbaten ihm, Lirith zu heiraten, aber von seiner Schwester Vani abgesehen war Sareths Volk Hunderte von Meilen weit weg. So konnten Lirith und er zumindest eine Zeit lang zusammen sein.
    Wenn man das bedachte, war es seltsam und zugleich süß, wie flüchtig ihre gegenseitigen Liebesbezeugungen waren. Sie teilten sich nachts kein Gemach, und Travis hatte sie sich niemals küssen sehen. Aber ihre Gefühle kamen ganz klar zum Ausdruck, wenn sie einander anblickten, obwohl da auch oft ein Ausdruck von Traurigkeit war.
    Sie verbrachten die Nachmittage oft in Liriths Gemach. Die Hexe arbeitete dann an ihrer Stickereiarbeit, und Tira spielte stumm mit einer Puppe, die Sareth für sie aus dem Zweig einer Tanne geschnitzt hatte. Travis und Sareth spielten derweil ein Mournisch-Kartenspiel, für das man T'hot -Karten brauchte. Zu Travis' Überraschung gewann er meistens.
    »Ich sollte es besser wissen, als mit einem der Schicksalslosen An'hot zu spielen«, knurrte Sareth eines Tages und schob die Karten zusammen. Schnee prasselte wild gegen die Fenster, und sie alle drängten sich um das Feuer. Alle außer Tira, die barfuß nur mit ihrem Kleidchen bekleidet umherstolzierte.
    Travis rieb sich die Handfläche. Die Haut

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