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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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vornübergebeugt dort stehen, dass Deirdre plötzlich befürchtete, er könnte einen Schlaganfall erlitten haben. Aber schließlich richtete er sich wieder auf, schlurfte aus dem Zimmer und schloss die Tür.
    »Ich bin sicher, Sie sind neugierig, welcher neue Auftrag Sie erwartet, Miss Falling Hawk, also will ich Sie nicht länger im Dunkeln lassen. Es ist zwar nicht ganz so glamourös wie Ihre letzten Aufträge, aber Sie werden mir bestimmt zustimmen, dass es eine wichtige Arbeit ist.«
    Nakamura gab ihr eine Akte. Deirdre schlug sie auf und überflog die Anweisungen, die an einen schmalen Papierstapel geheftet waren, dann schlug sie den Deckel wieder zu.
    Das hatte sie sich schon gedacht. Allem Anschein nach war es eine Übung in datenbankübergreifender Katalogisierung. Genau die Art von Arbeit, die sie vor zwei Jahren gemacht hatte, als sie die Verbindung zwischen den Fällen Graystone und Beckett entdeckt hatte. Wichtig? Ja. Langweilig? Das auch. Es war genauso, wie Sasha gesagt hatte. Die Sucher wollten sichergehen, dass sie sich aus allem Ärger heraushielt.
    Bloß, dass das keinen Sinn macht, Deirdre. Warum befördert man dich und gibt dir eine Echelon-7-Vollmacht, wenn sie dir bloß einen sicheren und langweiligen Schreibtischjob geben wollen?
    Andererseits eröffnete sich ihr mit Echelon 7 eine ganz neue Welt aus Akten und Informationen. Vielleicht würde es ja doch nicht so schrecklich langweilig werden.
    »Danke«, sagte Deirdre und legte die Akte auf dem Schoß ab. »Es wird bestimmt eine interessante Arbeit, da bin ich mir sicher.«
    Nakamura seufzte. »Nun, ich hätte wohl nicht mit ungezügelter Begeisterung rechnen sollen.« Er nippte an seinem Tee und schaute sie dann über den Tassenrand hinweg an. »Das ist keine Bestrafung, wissen Sie? Sie sind für die Sucher sehr wichtig, und ich meine das nicht als Objekt mit außerweltlichen Verbindungen. Sie haben das Talent, Muster, Symbole und Bedeutungen zu erkennen, das anderen völlig abgeht. Sie sind eine unserer besten Agentinnen – jetzt mehr als je zuvor.«
    Deirdre fühlte einen inneren Schmerz. Sie hätte sich leicht vorstellen können, dass Nakamura seine Worte nicht ernst meinte, dass es sich um nichts weiter als ein zynisches Manöver handelte, um ihre Loyalität zur Organisation zu stärken. Aber irgendwie konnte sie sich nicht dazu überwinden, das zu glauben.
    »Sie dürfen gehen, Miss Falling Hawk.«
    Erst als er sprach, wurde ihr bewusst, dass sie ihn angestarrt hatte. »Natürlich«, sagte sie, nahm die Akte und stand auf. Sie eilte zur Tür.
    »Bei Hermes, das hätte ich ja beinahe vergessen.« Nakamura nahm die Brille ab. »Er wird noch einen oder zwei Tage brauchen, um seine derzeitigen Aufträge abzuschließen, aber er wird sich bald mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    Deirdre schüttelte den Kopf. »Was?«
    Nakamura griff nach seiner Tasse. »Das ist einfach unser Standardverfahren. Wir ziehen es wirklich vor, wenn die Sucher zu zweit arbeiten. Und keine Sorge – er ist keinesfalls Ihr Vorgesetzter. Mit Ihrer Beförderung werden diesmal Sie die Senioragentin sein.«
    Deirdres Gedanken rasten; das hier war wichtig, davon war sie überzeugt, aber sie kam einfach nicht drauf, warum es das war. »Ich verstehe nicht. Von wem sprechen Sie?«
    »Natürlich von Ihrem neuen Partner.«
    Deirdres Kiefer klappte nach unten.
    »Einen schönen Tag noch, Miss Falling Hawk«, sagte Nakamura und nahm einen Schluck Tee.

15
    Es wurde Deirdre schnell klar, dass sie heute keine Arbeit mehr getan bekommen würde.
    Nach der Unterhaltung mit Nakamura ging sie in ihr Büro – dasselbe, das sie sich die letzten drei Jahre mit Farr geteilt hatte. Es war dunkel, mit nur einem vergitterten Fenster in Bürgersteighöhe. Aber es war groß, und aus diesem Grund hatten sie es sich ausgesucht. In zahllosen Alkoven lauerten Bücherregale und Aktenschränke, und zwischen zwei revolvergrauen Schreibtischen stand ein abgenutzter Tisch mit Krallenfüßen, den Deirdre oft dazu benutzte, Karten, Dokumentenfaksimiles und andere Dokumente auszubreiten.
    Als sie durch die Bürotür trat, stieß sie auf einen Arbeiter im blauen Overall, der gerade eine Leiter zusammenklappte.
    »Ich habe alle Leuchtstoffröhren für Sie ersetzt, Miss Falling Hawk. Sie fingen an zu flackern. Und ich habe Naturlichtröhren genommen. Das sollte helfen, es hier weniger wie in einem Kerker aussehen zu lassen.« Durch seinen lockigen roten Bart schimmerte ein Lächeln. »Es sei denn, Sie stehen

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