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Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Sicherheitsmann aus einem Seitentor gestürmt gekommen, bereit und willens, sie in Eisen zu legen, aber ein Fingerabdruck-Scan hatte ihre Identität bestätigt, und er hatte sie mürrisch ins Gebäude gebracht.
    Sasha hob eine dunkle Hand ans Kinn. »Stimmt ja. Ich habe gar nicht mehr an deine neue ID-Karte gedacht. Und, hast du dich damit schon vergnügt?«
    Deirdre gab sich alle Mühe, nicht schockiert auszusehen. Wusste Sasha von ihrer neuen Zugangsberechtigung für Echelon 7? Deirdre war eigentlich davon ausgegangen, dass diese Information nicht allgemein zugänglich war.
    »Was will denn der Assistant Director von mir?«, fragte sie.
    »Nun, du bist ein böses Mädchen, das Unsinn im Kopf hat, und Nakamura will das im Keim ersticken. Na gut, das ist bloß so eine Idee. Trotzdem solltest du dich beeilen.« Sasha stürmte los wie ein entfesseltes Model, dann blieb sie stehen, um über die Schulter zu schauen. »Übrigens, wo steckt denn heute der Ritter von der traurigen Gestalt?«
    Deirdre gab sich alle Mühe, die Stimme neutral zu halten. »Ich habe wirklich keine Ahnung, wo Farr steckt.«
    Sasha nickte, als hätte Deirdre etwas bestätigt, das sie schon längst wusste. Die Aufzugtüren öffneten und schlossen sich, und sie war verschwunden. Deirdre begab sich zur Anmeldung, hinter der eine Empfangsdame mit Mach-Geschwindigkeit tippte. Sie war mittleren Alters, trug eine Schildpattbrille und hatte einen unauffälligen Haarschnitt. Deirdre kannte sie nicht; dem Namensschild auf der Theke zufolge hieß sie Madeleine.
    »Entschuldigung«, sagte Deirdre, als die Empfangsdame nicht von ihrer Arbeit aufschaute.
    »Sie sind eine Sucherin, Miss Falling Hawk. Ich bin fest davon überzeugt, dass Sie des Lesens mächtig sind.« Die Empfangsdame tippte ungerührt weiter.
    Deirdre starrte sie an, dann entdeckte sie das kleine Schild neben einem Klemmbrett. Bitte eintragen, bevor Sie weitergehen.
    »Es tut mir Leid.« Deirdre griff nach dem Kugelschreiber, der an dem Klemmbrett befestigt war. »Früher mussten wir uns nicht eintragen.«
    »Ich bin fest davon überzeugt, dass Sie sich an die Veränderung gewöhnen.«
    Deirdre hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie das nun wieder interpretieren sollte, also kritzelte sie ihren Namen hin und betrat den Korridor, der zum Büro des Assistant Director führte. Bei ihrem Eintreten stand Nakamura auf und lächelte, und ihre Befürchtung, gemaßregelt zu werden, verblasste etwas.
    »Schließen Sie doch bitte die Tür, Agentin Falling Hawk, ja? Und nehmen Sie doch bitte Platz.«
    Sie schloss die Tür und hockte sich auf die Kante des Lederstuhls, während der Assistant Director wieder hinter seinem Schreibtisch Platz nahm.
    Richard Nakamura war Deirdres Wissen nach der höchstrangige Amerikaner in der Organisation der Sucher. Er war ein kleiner, stämmig gebauter Mann mit weißem Haar und einem ovalen Gesicht, das für seine siebzig Jahre überraschend glatt war. Er war in San Francisco zur Welt gekommen, der Sohn japanischer Immigranten, und während des Zweiten Weltkriegs waren er und seine Familie gezwungen gewesen, einige Zeit in Amache zu verbringen, einem Internierungslager im Osten von Colorado. Deirdre vermochte nicht zu sagen, ob es eine Ironie oder eher passend war, dass Nakamura einer der patriotischsten Männer war, die sie je kennen gelernt hatte. In der einen Ecke des Raumes stand eine amerikanische Flagge, genau gegenüber dem britischen Union Jack, und an der Mahagoniwand hing das Bild des amerikanischen Präsidenten neben römischen Totenmasken, mittelalterlichen Wandteppichen und Samuraischwertern.
    Nakamura hatte sich Ende der fünfziger Jahre als junger Mann den Suchern angeschlossen, und auch wenn sein Aufstieg nicht so kometenhaft gewesen war wie der Hadrian Farrs, so hatte er doch beständig Karriere gemacht. Im Laufe der Jahrzehnte hatte er mit seinen Laborforschungen solide Fortschritte gemacht, vor allem auf dem Gebiet des Aufspürens und der Klassifizierung von Energiesignaturen. Fünf Jahre zuvor hatte man ihn zum Assistant Director befördert.
    Das machte Nakamura zu einem der Dutzend mächtigsten Männer und Frauen bei den Suchern – ausgenommen die Philosophen. Die stellvertretenden Direktoren waren nur den Direktoren von Forschung, Operationen und Sicherheit verantwortlich. Und die Direktoren selbst waren allein den Philosophen, verantwortlich.
    Deirdre rutschte nervös auf der Stuhlkante herum; ihr war klar, dass sie besser damit aufgehört hätte,

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