Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher
zusammen wie ein Haufen Lumpen. Beltan trat ins Licht, eine Axt in den Händen, deren Schneide feucht vom Blut war.
Er kniete neben Travis nieder; in seinen grauen Augen lag Sorge. »Bist du in Ordnung?«
»Ich glaube schon.« Travis setzte sich auf. An seinem Hals war ein brennender Striemen, seine Seite und seine Schulter schmerzten. Aus einem Kratzer an der Hand sickerte Blut, aber das war alles. Er warf einen Blick auf die Axt. »Wo hast du die denn her?«
»Sie war in einem Glaskasten an der Wand.« Beltan grinste. »Das Schild sagte, sie wäre für einen Notfall da. Ich glaube, das hier war einer.«
»Kannst du aufstehen?«, fragte Vani.
Sie half Travis mit starken Händen auf die Beine. Das Eisenkästchen lag dort, wo es hingefallen war. Er steckte es wieder ein.
»Nicht, dass ich mich beschweren will, aber wie habt ihr mich gefunden?«
Vani richtete den Blick ihrer goldenen Augen auf Beltan.
»Ich habe Glück gehabt«, sagte der blonde Mann mit einem Schulterzucken.
»Ich würde das kaum als Glück bezeichnen. Du bist nicht einmal falsch abgebogen.« Vani sah Travis an. »Er wusste, wo er dich finden würde. Genauso wie er wusste, dass du in Gefahr schwebst.«
Beltan schaute zur Seite und sagte nichts, aber Travis verstand. Es war das Elfenblut, das ihm Duratek gespritzt hatte. Manchmal wusste er Dinge, die er eigentlich unmöglich hätte wissen können.
»Oben an der Treppe waren Wächter«, sagte Travis. »Sie wollte sie aufhalten. Jace.«
Vani hob eine Braue. »Meinst du die Frau? Wir haben sie tot aufgefunden, zusammen mit den drei anderen.«
Travis schloss die Augen. Er wusste nicht, ob er glauben konnte, dass Jace und Max jetzt zusammen waren, aber er wollte es mehr als alles andere.
Vani holte zischend Luft, und Travis öffnete die Augen.
»Hört ihr es?«, fragte die T'gol.
Beltan nickte grimmig. »Sie kommen. Eisenherzen. Und es ist ein anderer bei ihnen.«
Ein metallisches Summen ertönte. Silbriges Licht flutete nebelgleich aus dem Treppenhaus in den Korridor hinein.
»Ein Phantomschatten«, hauchte Travis. Er griff das Eisenkästchen fester.
Beltan legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wir wissen, warum du hier runtergekommen bist, Travis. Deirdre hat es uns mit dem Sprechgerät gesagt. Du musst gehen.«
Travis fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. »Ich kann euch nicht zurücklassen. Ich kann sie mit den Steinen aufhalten.«
»Nein, damit würdest du nur noch mehr der Bleichen anziehen«, sagte Vani und trat an Beltans Seite. »Wir können sie zurückhalten, während du zum Tor gehst. Du musst es zerstören. So wie es aussieht, haben sie hier ein Heer Eisenherzen erschaffen. Sie dürfen Eldh nicht erreichen.«
Nein, Travis konnte sie nicht verlassen. Wie konnte er, wenn er sie beide aus ganzem Herzen liebte?
Beltan zögerte, dann berührte er Travis' Wange. »Sie wollen, dass du bleibst und kämpfst, das kann ich spüren. Sie wollen dich so lange wie möglich von dem Tor fern halten, um mehr Phantomschatten Zeit zu verschaffen, herzukommen – mehr, als selbst du aufhalten kannst. Gib ihnen nicht, was sie haben wollen.« Er grinste. »Davon abgesehen, wir kommen schon zurecht.«
In diesem Augenblick wusste Travis die Antwort auf seine Frage. Wenn er sie beide liebte, musste er sie verlassen. Denn wenn er das Tor nicht zerstörte, gab es keine Hoffnung mehr für sie. Für keinen von ihnen.
Die Verzweiflung, die er verspürt hatte, verwandelte sich in Entschlossenheit. »Das Artefakt von Morindu«, sagte er zu Vani. »Hast du es da?«
Sie gab ihm das onyxfarbene Tetrahedon, dann warf sie einen Blick über die Schulter. Schatten bewegten sich im Korridor.
»Was tust du, Travis?«
Er entfernte das Oberteil des Artefakts und drückte seine Hand dagegen. Aus dem Kratzer tröpfelte Blut in das Reservoir im Inneren des Artefakts. Als es gefüllt war, verschloss er es wieder.
»Haltet sie so lange auf, wie ihr könnt, dann verschwindet. Wenn ich Recht habe, wird der ganze Ort hier zerstört.« Er drückte Vani das Artefakt in die Hände und erwiderte ihren Blick. »Versprich mir, dass du es benutzt. Dass ihr beide es benutzt.«
Vani nickte. »Wir versprechen es.«
»Jetzt, Travis.« Beltan packte die Axt mit seinen großen Händen fester. »Verschwinde hier.«
Travis zögerte. Es gab noch so vieles, was er sagen wollte, was er ihnen sagen musste.
Silberlicht quoll aus dem Treppenhauseingang. Travis drehte sich um und rannte den Korridor entlang.
Nach weiteren fünfzig
Weitere Kostenlose Bücher