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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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»Deirdre, sprich mit mir. Ich muss wissen, ob alle draußen sind. Sind alle Leute aus der Kathedrale?«
    Er zählte fünf Herzschläge, aber aus dem Funkgerät kam nur ein Zischen. Er wollte den Knopf drücken, als Deirdres Stimme wieder ertönte, diesmal klarer als zuvor.
    »… die letzten Leute sind draußen. Die Kathedrale steht leer, aber keiner hat Carson gesehen. Und es hat bereits angefangen. Die Story ist auf allen nationalen Nachrichtenkanälen. Sie zeigen das Video nonstop, und mehrere Senatoren verlangen bereits eine Untersuchung. Duratek ist erledigt.«
    Travis musste lächeln. »Das ist gut, Deirdre. Das ist wirklich gut.«
    Eine Pause. Dann: »Travis? Wo bist du …?«
    Er drückte den Knopf. »Goodbye, Deirdre. Und danke. Du bist eine wahre Freundin gewesen.«
    Er schaltete das Funkgerät aus und legte es auf den Tank. Im gleichen Augenblick flutete grelles Licht durch die offene Tür. Darin bewegten sich Gestalten, spindeldürre Arme griffen nach ihm.
    »Kommt schon«, sagte Travis und hob die Steine. »Kommt und holt sie euch, wenn ihr könnt.«
    Er spürte, wie Bewegung in sie kam; es war wie eine Baumgruppe im Wind. Sie wogten ihm entgegen. Travis grinste, dann drückte er die Röhre mit einem Schlag in den Tank. Blut strömte in das klare Plasma, färbte es rot und floss durch die Schläuche.
    In dem Bogen aus dunklem Metall erwachte eine Fläche aus blauem Feuer zu knisterndem Leben. Durateks Wissenschaftler hatten gute Arbeit geleistet; sie hatten viel von dem Zauberer der Scirathi und aus ihrer Forschung gelernt. Das Tor sah genauso aus wie das, das aus dem Artefakt von Morindu entstand.
    Nein, nicht genau. Das Tor wogte an den Rändern, und es schien zu flackern, wurde dunkel, dann wieder hell.
    Sie haben es nicht perfektioniert. Das Tor ist nicht stabil.
    Das Flackern steigerte sich. Es blieb keine Zeit mehr. Die Phantomschatten erreichten die Plattform und umzingelten sie. Hinter ihnen strömten Männer und Frauen in den Raum; ihre Augen waren tot und voller Mordlust. Eisenherzen. Hunderte von ihnen. Die Phantomschatten streckten die schlanken, tödlichen Hände aus.
    Travis verstärkte den Griff um die beiden Steine und warf sich in das blaue Feuer des Tors. Dabei rief ein einziges Wort.
    »Reth!«
    Hinter ihm erschollen schrille Schreie, ein Chorgesang der Wut, des Hasses und der Verzweiflung. Dann übertönte ein Laut wie zerbrechendes Glas die Schreie. Splitter blauer Magie flogen in alle Richtungen und zerschlitzten die Dunkelheit, dann waren sie verschwunden, und es blieb nur noch das Nichts übrig.
    Travis' Bewusstsein schrumpfte bereits. Die Kälte des Nichts ließ ihn erstarren. Trotzdem verspürte er einen schwachen, warmen Funken der Zufriedenheit.
    Du hast es geschafft, Travis. Du hast das Tor zerstört. Mohg wird es niemals dazu benutzen, sein …
    Das Nichts war nicht länger leer. Ein Dröhnen erklang, viel lauter als das Zersplittern des Tores. Es klang wie das Grollen eines Erdbebens, nur dass es hier an diesem Ort kein Land gab, nichts, das zerbrechen konnte.
    Travis verspürte einen harten Ruck. Im gleichen Augenblick erschien ein Spalt im Nichts, eine gezackte Linie aus grauem Licht. Noch während ihn lähmendes Entsetzen erfasste, schlängelte sich der Spalt quer durch die Dunkelheit und wurde breiter. Travis wurde auf seinen Mittelpunkt zugezogen. Er kämpfte dagegen an, aber vergeblich. Der Spalt klaffte wie ein Rachen auf; durch ihn sah er ein Tal, das von zerklüfteten Bergen umgeben wurde.
    Vani!, wollte er aufschreien. Beltan!
    Er hatte keine Stimme. Der Spalt verschlang ihn, und Travis fiel durch ein Loch im Himmel.

21
    Durge stand stocksteif und ohne zu blinzeln da, während die Feydrim in den Saal schlichen. Grace musterte sein Gesicht, suchte nach irgendeinem Anzeichen des Mannes, den sie kannte, irgendeinem Anzeichen, dass sie doch noch zu ihm durchdringen konnte.
    Da war nichts. Seine Züge waren dieselben wie zuvor, zerklüftet und abgenutzt, das Einzige, was fehlte, war der Edelmut, der dort immer zu sehen gewesen war; sie waren wie ein Schloss, dessen freundlicher Schlossherr dort nicht länger lebte, so dass dort jetzt nur noch Schatten hausten.
    Aryn schrie erneut auf, als mehrere Feydrim auf sie zu schlichen; ihre Krallen schabten über den Boden. Sie wich zurück, bis sie gegen die Wand stieß, dann streckte sie die verkümmerte rechte Hand aus. Die beiden nächsten Bestien sprangen knurrend und jaulend zurück, bissen sich in das eigene Fleisch.

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