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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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den Boden erzittern. Aus den Bergen fuhr ein Wind hernieder und schnitt wie ein Messer durch die Kleidung und in das Fleisch. Verästelte Lichtblitze rissen die Wolken auseinander, und die Luft verfinsterte sich, so als wäre ein Schatten über die Welt gefallen.
    »Der Herr des Sonnenuntergangs kommt!«, rief Larad über das Heulen des Windes hinweg. »Mohg wird jeden Moment über uns sein, und er wird uns die Imsari entreißen.« Er streckte den Stein des Eises aus. »Nehmt ihn, Runenbrecher. Geht, bevor es zu spät ist!«
    Melia und Falken sahen Travis mit bleichen Gesichtern und flehentlichen Blicken an. Der Wind blies Asche in seine Augen, ließ sie brennen. Er blinzelte heftig, und als er die Augen wieder öffnete, sah er Beltan vor sich stehen. Es war unmöglich, aber der blonde Mann lächelte.
    »Ich weiß, dass du Angst hast, Travis.« Beltan nahm seine Hand und drückte fest. »Wir alle haben Angst. Ich weiß wirklich nicht, wie das alles funktionieren soll. Aber vielleicht ist das wie bei dem Wachturm auf Calavere nach der Explosion. Manchmal muss man etwas zuerst zerstören, wenn man es retten will.«
    Wenn Travis das ganze Elend, die Trauer und Verzweiflung aufaddierte, die er in seinem Leben verspürt hatte – und die Liebe –, wäre das nichts gewesen im Vergleich zu dem, was er in diesem einen, einzigen Augenblick empfand. Er wollte etwas sagen, aber er schien nur ein Schluchzen herauszubekommen. Vani stand hinter dem Ritter und musterte ihn, ihre goldenen Augen waren nicht voller Furcht oder Zweifel, sondern voller Hoffnung. Sie hatte beide Hände auf den Leib gelegt, und sie lächelte ihn an.
    Beltan küsste ihn auf die Stirn. »Geh.«
    Einen Augenblick lang stand Travis wie erstarrt da. Dann zerriss ein weiterer Donnerhall wie der Schlag einer gigantischen und schrecklichen Peitsche die Luft. Der Schatten wurde dunkler, streckte sich über die Welt aus. Travis drehte sich um und nahm Gelthisar aus Larads Hand. Er fühlte sich nicht eiskalt an, so wie er es erwartet hatte, sondern kühl und glatt wie Glas. Er holte die anderen Steine aus der Tasche und hielt alle drei in die Höhe. Sie schimmerten sanft, der eine blauweiß, der zweite hellrot und der dritte so graugrün wie die Abenddämmerung im Wald.
    Die beiden Maugrim, der Schamane und die alte Hexenfrau, waren an ihn herangetreten. Travis nickte. »Bringt mich zum Dämmerungsstein.«
    Der Mann zeigte mit einem dicken, knotigen Finger auf die Berge und gab einen Grunzlaut aus tiefster Kehle von sich.
    Hier entlang.

27
    Travis schaute nicht zurück.
    Er hatte Angst, sich dann auf Hände und Knie fallen zu lassen, über den staubigen Boden zu Melia und Falken, zu Beltan und Vani zurückzukriechen, sie zu packen und anzubetteln, ihn doch nicht loszuschicken.
    Stattdessen hielt er die Augen nach vorn gerichtet und biss die Zähne zusammen, während er den Maugrim folgte. Sie bewegten sich schnell durch das Tal, gingen mit einem seltsam hüpfenden Gang, und er musste sich beeilen, um mit ihnen mithalten zu können. Die kalte, trockene Luft stach in seinen Lungen, in seinem Mund breitete sich der metallische Geschmack von Blut aus. Wie weit würden sie gehen müssen? War es überhaupt noch möglich, den Dämmerungsstein vor Mohg zu erreichen?
    Der Himmel wurde dunkler. Die Blitze hatten aufgehört, aber der Wind kam jetzt stärker, er heulte aus den Eisenzahnbergen herab und blies die Wolken fort, um eine gezackte Linie zu enthüllen, die sich quer über den Himmel spannte.
    Staub drang Travis in die Augen. Als er ihn fortgeblinzelt hatte, waren die Maugrim aus seiner Sicht verschwunden. Er drehte sich im Kreis, rief nach ihnen, aber der Wind riss seine Worte mit sich. Er hatte sich verirrt, und das war das Ende. Von allem.
    Eine starke Hand griff nach seinem Arm und zog ihn zur Seite. Die Schläge des Windes hörten auf, aber Travis konnte noch immer sein Heulen hören. Er rieb sich die Augen und erkannte, dass er sich in einer Höhle befand. Überall Wände aus nacktem Felsen, die ihn einengten, aber das Gefühl war eher tröstlich als bedrückend. In der einen Richtung lag der Höhleneingang; jenseits davon wirbelte Staub durch die Luft. In der anderen Richtung lag … was? Travis war sich nicht sicher. Es war, als würde im Hintergrund der Höhle ein grauer Vorhang hängen, dessen Stoff sich im Wind bewegte. Ein schwaches silbernes Licht hing in der Luft.
    »Lebt ihr hier?«, fragte Travis, und seine Stimme hallte von den Felswänden. »Ist

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