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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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hatte gesagt, sie würden ihm den Weg zum Dämmerungsstein weisen. Aber wie?
    Seine rechte Hand zuckte, als würde etwas daran ziehen. Überrascht ließ er die Steine los. Die drei Imsari schwebten vor ihm und leuchteten im Nebel auf. Dann setzten sie sich in Bewegung.
    Travis war viel zu verblüfft, um etwas anderes tun zu können, als ihnen zu folgen. Die winzigen glühenden Kugeln schwebten schnell wie kleine Kometen. Der Nebel wurde dichter, versuchte ihn zurückzuhalten, aber er erzwang sich einen Weg hindurch.
    »Krond«, sagte er und versuchte, nicht gegen den Nebel zu sprechen, sondern mit ihm zusammen zu flüstern. »Gelth. Sinfath.« Die Steine kannten ihre Namen. Sie strahlten heller und trieben den Nebel zurück, und Travis erkannte, dass er sich leichter bewegen konnte.
    Wieder sagte er die Namen der Imsari, und indem er das tat, eröffnete sich ihm neues Wissen. Travis hatte der Macht der Steine so lange widerstanden; er hatte sie aus Furcht vor jenen, die sie suchten, weggesperrt sowie aus der Furcht vor dem Schaden, den er möglicherweise anrichtete, weil er sie nicht richtig verstand. Erst jetzt, als er es endlich wagte, ihre Namen zu sagen, erkannte er, dass er sie verstand. Zumindest ein bisschen.
    Die Großen Steine waren alles. Schöpfung, Beständigkeit, Zerstörung – die Imsari kombinierten all diese Dinge, so wie die Runenmeister die Künste des Runensprechens, Runenbindens und Runenbrechens zu einer vereinten. Aber obwohl die Magie der Steine auf gewisse Weise wie die Runenmagie war, war sie dennoch nicht das Gleiche. Sie war älter, gewichtiger. Feuer, Eis und Zwielicht – ihre Essenzen waren den Steinen vor langer Zeit durch das Geschick des Dunkelelfen Alcendifar beigemengt worden. Die Runen Krond, Gelth und Sinfath färbten ihre Macht. Aber in seinem Kern war jeder der drei Steine gleich – ein Teil eines Ganzen, das größer als jede Rune war. Zusammen konnten sie Wundervollbringen. Oder Schrecken.
    Es war zu spät, sie aufzuhalten. Die Steine rasten los, jetzt viel schneller, als würden sie spüren, was sie suchten. Travis eilte ihnen hinterher.
    Der Nebel endete. Travis blinzelte und fand sich in einem Wald wieder. Er drehte sich um in der Erwartung, hinter sich einen Nebelvorhang zu sehen, aber da waren bloß Bäume, die in stummen Rängen dahinmarschierten.
    In gewisser Weise war das wie seine erste Reise nach Eldh. Er war durch die Plakatwand gefallen und hatte sich in einem Wald wiedergefunden, in dem es von der Tafel keine Spur gab, keine Möglichkeit zur Heimkehr. Zwar sahen die grauen Bäume dieses Waldes wie Valsindar aus, aber sie ragten höher auf als die Bäume des Winterwaldes, und es gab kein Anzeichen von Falken Schwarzhand.
    »Hallo?«, rief er.
    Das Wort hallte durch den Wald. Es kam keine Erwiderung. Die drei Steine schwirrten wie Insekten um Travis' Kopf. Er streckte die Hand aus, und die Imsari landeten.
    »In welche Richtung muss ich gehen?«
    Sie leuchteten auf seiner Handfläche, bewegten sich aber nicht.
    Travis schaute auf und versuchte den Himmel zu sehen, ob er an diesem Ort genauso zerbrochen war wie in der Welt da draußen, aber in dem üppigen Blätterdach war keine Lücke zu entdecken. Ein schläfriges, grüngoldenes Licht durchdrang die Luft und ließ Travis an einen Nachmittag im Spätsommer denken, und er hörte das kühle Geräusch von fließendem Wasser. In ihm stieg das Verlangen auf, den Strom zu finden, von dem Wasser zu trinken, sich ans Ufer zu legen und zu dösen. Das hier war ein friedlicher Ort, ein uralter Ort. Er setzte sich in Richtung des Flusses in Bewegung.
    »Jetzt ist keine Zeit für eine Pause«, sagte eine schrille Stimme. »Was du suchst, wirst du auf diese Weise nicht finden.«
    Travis drehte sich um. Ein kleiner Mann in grüner Jacke und gelben Hosen saß zehn Schritte entfernt auf einem umgestürzten Baumstamm. Sein Gesicht war so braun wie der Waldboden, und seine Augen funkelten so hell wie Bachkiesel.
    Travis konnte keine Überraschung mehr verspüren. »Trifkin Moosbeere.«
    Der kleine Mann stellte sich auf den Stamm, nahm die befiederte Kappe ab und verbeugte sich.
    Travis trat einen Schritt näher heran – ganz langsam, als hätte er Angst, dass der kleine Mann bei einer heftigen Bewegung verschwinden würde. Er war Trifkin Moosbeere und seiner seltsamen Schauspielertruppe das erste Mal in König Kels Festung begegnet. Dann, an jener schicksalhaften Wintersonnenwende vor etwas mehr als einem Jahr, hatte Trifkin

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