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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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handelte es sich um eine zierliche Frau mit kurzem braunem Haar. Sie war jung, aber ihre Attraktivität wurde von ihrem strengen Gesichtsausdruck entstellt.
    Travis sprang auf die Füße. Im Fernseher trat Carson durch die Öffnung, und der Vorhang fiel zurück. Die Kamera schwenkte wieder zum singenden Publikum, während der Abspann über den Bildschirm rollte. Travis hätte ihn nicht lesen können, selbst wenn er es gewollt hätte. Stattdessen starrte er blindlings nach oben; die Hände an seinen Seiten zuckten.
    Jace. Die Frau hinter der Bühne war Deputy Jacine Windom. Aber sie war nicht länger der Deputy des Sheriffs von Castle City, und ihre Anwesenheit in der Stahlkathedrale konnte nur eines bedeuten.
    Travis wusste, wo Duratek das Tor verborgen hatte.
    »Du hast Glück«, sagte der Mann mit dem Spitzbart und trat an die Theke. »Sieht so aus, als hätten wir noch ein Bett frei. Es gehört dir, also komm.«
    Travis nickte wie betäubt. Er schlurfte hinter dem o-beinigen Mann in den Korridor. Unterwegs passierten sie eine gertenschlanke junge Frau mit gepiercter Nase und langem Haar, das grün gefärbt war. Sie trug einen Aktenstapel.
    Die junge Frau lächelte – ein wunderschöner Anblick. »Willkommen in der Hoffnungsmission«, sagte sie und verschwand in einer Seitentür. Travis wollte einen Blick auf das erhaschen, was sich in dem Zimmer befand, aber der Mann gab ihm zu verstehen, sich zu beeilen.
    Sie kamen in einen größeren Raum, in dem Klapptische und Stühle ungeordnet herumstanden. Der Boden bestand aus zerkratzten Fliesen, die Wände waren mit einem Gelb gestrichen, das zu schmutzig war, um fröhlich zu wirken. An der Decke flackerten Neonröhren. In einer Ecke stand ein weiterer Fernseher, aber glücklicherweise war das schwachsinnige Gelaber einer Late-Night-Talkshow eingeschaltet.
    »Das ist der Speisesaal«, sagte der junge Mann. »Zum Dormitorium der Männer geht es da lang. Dein Bett ist das, das nicht besetzt ist. Da ist auch ein Badezimmer, falls du dich vor dem Schlafengehen noch sauber machen willst.«
    Travis schüttelte den Kopf. Wie sollte er schlafen können, wo er jetzt das wusste, was er wusste?
    Der junge Mann grinste, seine Zähne liefen leicht spitz zu. »Keine Sorge, du wirst nicht hungrig ins Bett müssen. Das Abendessen ist vorbei, aber hier im Speisesaal ist immer eine Suppe zu haben. Teller sind da auf der Theke – zu dieser späten Stunde ist Selbstbedienung. Ich muss wieder nach vorn, aber wenn du etwas brauchen solltest, der Prediger kommt gleich.«
    »Prediger?«, sagte Travis und versuchte, nicht alarmiert zu klingen, obwohl er es war.
    Der junge Mann nickte. »Er leitet dieses Haus, auch wenn ich glaube, dass er da etwas Hilfe hat. Er kommt fast immer um diese Nachtzeit und unterhält sich mit denjenigen, die gerade da sind. Also hoffe ich, dass es dich nicht stört, bei deiner Suppe eine kleine Predigt zu hören.«
    Der junge Mann begab sich mit seinem seltsamen Gang zurück in den Korridor. Der Instinkt befahl Travis, sofort die Flucht zu ergreifen. Nach dem, was er gerade im Fernsehen gesehen hatte, war ein Gespräch mit einem Prediger das Letzte, was er wollte. Aber dieser Ort hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit der Stahlkathedrale, und in der Luft lag der schwere Duft von Hühnersuppe und ließ seinen Magen knurren.
    Travis schaute sich um. Etwa ein Dutzend Leute befanden sich im Speisesaal. Ein paar unterhielten sich leise, einige sahen fern und andere starrten einfach nur Löcher in die Luft. Es waren hauptsächlich Männer, allerdings gab es auch ein paar Frauen. Eine von ihnen – eine Frau in den Dreißigern mit scharf geschnittenen Gesichtszügen – schien mit ihrer teuren Jacke und den Hosen nicht hierher zu gehören. Sie saß allein in der Ecke und starrte auf ihre gefalteten Hände.
    Vielleicht ist dieses Asyl nicht nur für die Obdachlosen gedacht, sondern für jeden, der einer bösen Situation entkommen muss.
    Er ging zur Theke und nahm sich einen Teller Suppe aus dem Warmhaltetopf. Ein paar Männer winkten ihn auf der Suche nach Gesellschaft heran, aber Travis setzte sich an einen der leeren Tische. Er rührte die Suppe mit dem Löffel um und sah zu, wie die Nudeln an die Oberfläche kamen und wieder in der gelben Flüssigkeit versanken. Jace Windoms Anwesenheit in der Stahlkathedrale konnte nur eines bedeuten: Sage Carson war mehr als ein einfacher Fernsehprediger.
    Travis schloss die Augen. Er wusste, dass Jace ihn für den Tod von Max

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