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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Kästchen erneut zu öffnen.
    Er lehnte sich gegen die Laterne; er konnte nicht aufhören zu zittern. Wie viele Blocks war er gerannt, seit er von dem Sender geflohen war? Es spielte keine Rolle. Keine Entfernung war groß genug. Die Phantomschatten würden niemals aufhören, nach ihm zu suchen. Er musste einen Ort finden, an dem er sich verstecken konnte.
    Er schob die Hand in die Tasche und überprüfte das Eisenkästchen, vergewisserte sich, dass es noch immer fest verschlossen war. Dabei berührten seine Finger ein Stück Papier. Er zog es hervor. Es war das Stück Papier, das ihm Anna Ferraro zugesteckt hatte, bevor sie weggefahren war; dort stand eine Telefonnummer. Er steckte sie sorgfältig in die Tasche zurück.
    Sein Atem ging jetzt wieder regelmäßiger, und er schaute sich um, um die Orientierung wiederzufinden, aber er erkannte die Straße nicht, auf der er stand. Er befand sich irgendwo am Rand der Innenstadt – hohe Bürogebäude ragten in den Nachthimmel –, aber im Osten oder im Westen? Er hatte bei seiner blinden Flucht durch die Stadt jede Orientierung verloren. Die Straßen waren leer, die Geschäfte dunkel. Er ging einen halben Block bis zur nächsten Kreuzung, aber die Straßenschilder waren so verrostet, dass er sie nicht lesen konnte.
    Sein Zittern war zu einem Zittern der Kälte geworden. Sie krallte sich in seine Hände und Füße. Ob ihm die Phantomschatten nun folgten oder nicht, er musste von der Straße runter und einen Unterschlupf finden. Ihm fehlte die Kraft, die Rune des Feuers zu sprechen, um sich selbst zu wärmen, und ohne würde er die Nacht nicht überstehen. Aber wo konnte er hingehen?
    In der Dunkelheit erwachte ein Neonschild zu summendem Leben. Es leuchtete über einem torbogenförmigen Eingang. Das Schild war wunderschön, eine Taube mit ausgebreiteten Flügeln, die sich in leuchtendem Blau und Rosa von der Nacht abzeichnete. Unter der Taube pulsierten orangefarbene Worte in einem spastischen Rhythmus. DIE HOFFNUNGSMISSION.
    Travis fragte sich, ob er halluzinierte. Er hatte noch nie von einer Mission in der Innenstadt gehört, die diesen Namen trug, und bestimmt hätten Marty und Jay ihm davon erzählt. Jay kannte jeden Ort in Denver, der Obdachlosen Almosen zukommen ließ.
    Die Furcht war wie ein Schlag in den Magen. Jay und Marty. Er hatte sie völlig vergessen.
    Du kannst sie morgen treffen. Du kennst doch Jay – er wird für sie einen Platz zum Übernachten gefunden haben.
    Travis schaute in beide Richtungen, aber aus keiner Richtung kam ein Auto. Er stolperte über die Straße und stieß die Tür zur Mission auf. Der dahinter liegende Raum war klein, schäbig und von köstlicher Wärme erfüllt. Nach der brutalen Kälte war die Hitze so intensiv, dass Travis einen Augenblick lang wie benommen war und weder denken noch eine Bewegung machen konnte.
    »Mach die Tür zu«, sagte eine raue Stimme. »Was glaubst du, wie wir dieses Haus beheizen? Mit Magie?«
    Die Überraschung fuhr Travis in die Glieder und ließ ihn die Tür schließen, dann drehte er sich um. Der Raum war als eine Art Empfang gestaltet. Neben einem abgenutzten grünen Sofa standen dicht gedrängt mehrere Plastikstühle; auf einem Nierentisch lagen eselsohrige Magazine herum. An der Wand war ein uralter Farbfernseher montiert, die eine Ecke wurde von einem Efeu in einem Topf dominiert, der sich um eine Säule in die Höhe wand und in der beinahe tropischen Hitze üppig wucherte.
    »Und, wonach suchst du heute Nacht?«
    Travis' Blick konzentrierte sich auf den Mann hinter der Theke. Er war klein und stämmig – vielleicht Ende zwanzig –, trug ein Sweatshirt und eine Wollmütze auf dem Kopf. Seine Brauen waren dunkel und dicht, und sein Kinn zierte ein blonder Spitzbart.
    Travis räusperte sich. »Ich brauche einen Platz zum Schlafen.« Er stählte sich, rechnete damit, dass man ihm sagte, dass es keinen Platz mehr gab. Schließlich war es spät. Er konnte nicht erwarten, ein Bett zu finden.
    »Ich glaube, wir haben noch ein Bett übrig«, sagte der Mann. »Ich muss nachsehen. Kannst du eine Minute warten?«
    Travis war zu erstaunt, um etwas anderes tun zu können, als zu nicken. Er hoffte, dass sich der andere Zeit ließ. Dann konnte er sich wenigstens solange aufwärmen.
    »Du kannst solange fernsehen.« Der Mann drückte einen Knopf auf einer Fernbedienung und machte den Ton lauter, dann verschwand er in einem Korridor. Travis sah ihm nach. Er ging in einem seltsam schwankenden Rhythmus; die

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