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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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knochigen Hand ab. »Bist du noch immer nicht darüber hinweg, Tochter? Es ist Zeit, dass du mit den Fragen aufhörst und damit anfängst, Antworten zu finden.«
    Grace griff in die Tasche im Inneren ihres Umhangs und zog die Rune der Hoffnung hervor. »Wisst Ihr, was ich hiermit machen muss?«
    Grisla sah sie finster an. »Und warum sollte ich über so ein Ding Bescheid wissen?«
    »Ich habe Euch gesehen.« Grace strich mit dem Daumen über die Steinscheibe. »In König Kels Lager, da habe ich Euch gesehen, wie Ihr mit Runen die Zukunft befragt habt. Aber es ergab keinen Sinn. Kel hat Euch als seine Hexe bezeichnet. Was also seid Ihr – Runensprecherin oder Hexe?«
    Grisla rollte mit ihrem einen Auge. »Und warum sind die Menschen immer so darauf aus, eine Wahl zu treffen? Dies oder das, links oder rechts, das eine Ding oder das andere? Begreifst du nicht? Am Ende sind wir alle bloß die beiden Seiten derselben Münze.«
    Grisla riss Grace die Rune der Hoffnung aus der Hand, bevor sie reagieren konnte. Sie wirbelte sie zwischen den knochigen Fingern umher, dann warf sie sie in die Luft. Die Rune verschwand.
    Grace keuchte entsetzt auf. »Der Schlüssel …«
    »Ist direkt hier, Tochter.« Grisla griff hinter Graces Ohr, dann zog sie die Hand zurück. Zwischen ihren Fingern steckte die Steinscheibe. Sie gackerte, dann schnippte sie Grace die Rune zu, die sie unbeholfen auffing.
    »Das ist nicht witzig«, sagte Grace. »Das ist der Schlüssel, um die Verteidigungsanlage der Festung zu erwecken. Ohne sie gibt es keine Hoffnung.«
    »Unfug.« Grisla schnalzte mit der Zunge. »Es besteht immer Hoffnung. Dazu brauchst du keinen Steinsplitter. Außerdem, bloß weil du einen Schlüssel hast, muss das noch lange nicht bedeuten, dass es ein Loch gibt, wo man ihn auch reinstecken kann.«
    Grace war zu müde zum Streiten. Sie schaute wieder zu den fernen Schatten. »Sie verlassen sich auf mich, Grisla. Sie erwarten von mir, den Schalter für die magische Verteidigung der Festung zu finden, um den Fahlen König aufzuhalten, bis die Krieger von Vathris eintreffen. Aber selbst wenn Boreas es bis hierher schafft, sind wir vom Schicksal trotzdem zur Niederlage verurteilt. Das besagen die Legenden der Krieger.«
    Grisla trat mühsam an ihre Seite. »Nun, immerhin kannst du sagen, dass du es versucht hast. Das ist doch schon etwas, oder?«
    Grace erschauderte unter ihrem Umhang. »Welchen Sinn hat es, gegen die Dunkelheit anzutreten, wenn niemand mehr übrig bleibt, um sich daran zu erinnern.«
    »Da.« Grisla deutete nach unten auf den Hof. »Er weiß, dass es zählt, Widerstand zu leisten, selbst wenn man verlieren wird.«
    In der Tiefe trat eine Gestalt in Grau aus einer Unterkunft, die breiten Schultern waren gekrümmt. Durge.
    Grace starrte die Vettel an. »Was meint Ihr? Weiß er … weiß er, was er in sich trägt?«
    Grisla legte den Kopf schief. »Und du, Tochter? Weißt du, was er denkt – was in seinem Herzen ist?«
    Grace hielt eine Hand an die Brust und fühlte ihren eigenen Herzschlag; er erschien so verletzlich. »Man kann nichts für ihn tun. Das hat die Waldkönigin gesagt.«
    Grisla zuckte mit den knotigen Schultern. »Nun, ich würde mich mit der Herrin des Dämmerwaldes nicht streiten. Es würde schwer fallen, auf dieser Welt jemanden zu finden, der weiser als sie ist. Dennoch, selbst wenn man nichts für ihn tun kann, hast du nicht darüber nachgedacht, was er noch für dich tun könnte?«
    Obwohl sich Grace alle Mühe gab, den Sinn dieser Worte zu ergründen, gelang es ihr nicht. Die vor ihr liegende Aufgabe war so gewaltig, und Durge konnte ihr jeden Tag – jeden Augenblick – genommen werden. Die Standhaftigkeit des Ritters war das Einzige, das sie all die Meilen hatte weitermachen lassen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie das ohne ihn überstehen sollte.
    »Ich wünschte, Melia und Falken wären hier«, sagte sie leise.
    Grisla kicherte. »Die sind nicht so weit weg, wie du glaubst, Tochter.«
    »Was meint Ihr?«
    Die Vettel schwieg. Aber der Blick aus ihrem einen Auge glitt über die Schattenkluft, in Richtung Fal Threndur. Bevor Grace etwas sagen konnte, erhob sich unten ein donnernder Laut, der fast die Steine der Festung erzittern ließ.
    »Wo ist meine Hexe? Bringt mir meine Hexe!«
    Grisla zuckte zusammen. »Das klingt, als wäre Seine Ungestümheit wach. Schätze, ich sollte besser nach unten gehen und sehen, was er will, bevor sein Gebrüll noch diesen Turm einstürzen lässt.« Sie drehte sich

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