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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Antwort zuvor. »Ich fürchte nicht, Euer Majestät. Eine gebundene Rune kann nur mit einer gebundenen Rune erweckt werden.«
    Oragien warf seinem jungen Schüler einen scharfen Blick zu. »Ihr seid schlau, Meister Graedin, aber Ihr wisst noch nicht alles.« Er wandte sich wieder Grace zu. »Es ist wahr, dass man eine gebundene Rune nicht einfach dadurch erwecken kann, dass man ihren Namen spricht. Aber es gibt noch andere Möglichkeiten, wie man eine gebundene Rune zum Leben erwecken kann. Ihre Magie könnte so beschaffen sein, dass gewisse Dinge sie erwecken.«
    Grace schüttelte den Kopf. »Was für Dinge?«
    »Eine gebundene Rune könnte erwachen, wenn sie mit Wasser in Kontakt kommt oder von einem Feuer erhitzt wird, es reicht auch schon, wenn die Sterne am Himmel in bestimmter Position stehen. Fast alles könnte die Magie der Rune auslösen. Das bleibt allein dem überlassen, der sie erschaffen hat.«
    Grace kaute auf ihrer Unterlippe herum. Oragiens Worte erinnerten sie an etwas, das Grisla gesagt hatte. Bloß weil du einen Schlüssel hast, muss das noch lange nicht bedeuten, dass es ein Loch gibt, wo man ihn auch reinstecken kann …
    Vielleicht hatten sie die Sache falsch angefasst. Vielleicht hatten sie das Schlüsselloch nur deshalb noch nicht gefunden, weil es gar keines gab.
    »Hoffnung«, murmelte sie und betrachtete die Rune. »Was gibt uns Hoffnung?«
    »Das Leben«, erwiderte Graedin, ohne zu zögern. »Wo Leben ist, ist auch Hoffnung.«
    »Ja.« Grace nickte. »Und was bringt einem noch Hoffnung?«
    Oragien strich sich den langen weißen Bart. »Das Herannahen des Frühlings bringt Hoffnung. Und der Anblick eines kreisenden Adlers.«
    »Ein Banner, das im Wind flattert«, sagte Graedin aufgeregt. »Männer, die sich in Freundschaft die Hände reichen. Ein herangereiftes Weizenfeld. Ein Neugeborenes im Arm zu halten.«
    Grace hob eine Braue. »Hier gibt es keine Babys, Meister Graedin. Wir brauchen etwas anderes.«
    »Die Morgendämmerung«, grollte eine Stimme.
    Alle starrten Durge an. Der Embarraner blinzelte; die Aufmerksamkeit, die ihm alle plötzlich widmeten, machte ihn verlegen.
    »Verzeiht«, sagte er. »Ich werde euch nicht wieder unterbrechen.«
    Grace drückte seinen Arm. »Nein, Durge. Ihr habt Recht. Die Morgendämmerung bringt Hoffnung. Der Morgen nach der Nacht. Das Licht nach der Dunkelheit.«
    Sie hatte die Rune zahllose Male studiert, den cremefarbenen Stein und die drei silbernen Linien auf seiner Oberfläche untersucht. Aber hatte sie die Rune dabei jemals draußen im Tageslicht betrachtet? Sie vermochte es nicht zu sagen.
    Draußen war es Nachmittag, und Sonnenlicht strömte goldenen Säulen gleich durch die hohen Fenster am einen Ende des Saales. Grace näherte sich einem der Sonnenstrahlen. Es konnte unmöglich so einfach sein. Trotzdem streckte sie die Hand aus, so dass das Sonnenlicht auf die Rune fiel und den weißen Stein in Gold verwandelte.
    Nichts geschah. Sie wartete zehn Herzschläge ab. Dann zwanzig. Ihre Hand erwärmte sich im Sonnenlicht und fing an zu schwitzen. Sie seufzte.
    »Vergebt mir, Euer Majestät«, sagte Durge hinter ihr. »Ich wollte Euch keine vergeblichen Hoffnungen machen.«
    »Worum geht es?«, fragte Sir Tarus und betrat zusammen mit Kommandant Paladus den Saal.
    »Leider um nichts«, sagte Grace. Sie zog die Hand wieder aus dem Sonnenstrahl.
    Die Rune leuchtete weiterhin golden.
    »Aber das ist unmöglich«, murmelte sie.
    Doch dem war nicht so. Tatsächlich wurde die Rune heller. Die Silberlinien glühten jetzt wie flüssiges Kupfer. Die Rune war heiß und lag schwer auf ihrer Handfläche.
    »Bei allen Göttern«, fluchte Paladus. »Sie wächst.«
    Die Scheibe hatte den Durchmesser einer Vierteldollarmünze gehabt. Jetzt war sie zwei Mal so groß. Drei Mal so groß. Sie wurde so schwer, dass sie Grace aus der Hand fiel und auf den Binsen am Boden landete. Sie versammelten sich darum – in sicherem Abstand – und sahen zu, wie die Rune wuchs, bis sie die Größe eines Esstellers hatte. Sie strahlte nun so hell, dass man sie nur mit zusammengekniffenen Augen betrachten konnte.
    »Seht nur«, sagte Oragien leise.
    Von der Oberfläche der Rune schoss ein Lichtstrahl in die Höhe, der heller als die in den Saal einfallenden Sonnenstrahlen war. Staubflocken tanzten in der goldenen Säule, jede davon brannte wie ein glühender Funke. Dann strömten die Funken zusammen, aus Chaos wurde Ordnung, und sie nahmen erkennbare Form an.
    Es war ein Mann. Er

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