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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Nacht noch immer über die Welt geherrscht hatte, und war ohne Tira aufzuwecken von der Pritsche geschlüpft. Die Wachen hatten ihr zugenickt, als sie den Wehrturm betreten hatte und zu den Wehrgängen hinaufgestiegen war. Sie war sich nicht sicher, warum sie hergekommen war. Vielleicht würde sie in der Ferne die Zukunft erkennen können.
    Aber alles, was sie sah, waren Schatten. Sie griffen in den Nordhimmel, höher als die Eisenzahnberge, und verhüllten die Sterne. Als sich jetzt die Morgendämmerung näherte, konnte sie sehen, was die Schatten in Wirklichkeit waren: große Rauchwolken. Der Rauch stieg so schwarz wie Tinte hinter den schneebedeckten Gipfeln der Fal Threndur auf und schrieb unheilvolle Runen in den Himmel.
    Das Tor fängt an, sich zu öffnen. Die Rune, die Travis vor einem Jahr bei der Wintersonnenwende in das Tor gebunden hat, wird schwächer. Der Fahle König wird bald losreiten.
    Der Gedanke schickte einen Schauder durch ihren Körper, aber wenigstens hatte es den Anschein, dass sie nur gegen einen Feind würden kämpfen müssen, denn König Kel hatte seltsame Neuigkeiten über die schwarzen Ritter gebracht. Grace hatte mit dem Heerführer bis lange nach Mitternacht gesprochen. Während das Feuer niedergebrannt war, hatte sie gelauscht, wie er über die Geschehnisse in den nördlichen Ländern berichtete, durch die er die letzten Monate gereist war.
    Vieles davon war ihr bekannt gewesen: Die Pylonen des Fahlen Königs waren erwacht, seine Raben flogen am Himmel und spionierten das Land aus. Aber es gab auch viele Neuigkeiten. Kel erzählte, dass die Pilger, die dem Ruf des Rabenkults nach Norden folgten, sich in der Hafenstadt Omberfell im Norden von Embarr versammelten und auch in Kelcior, der uralten malachorianischen Festung nördlich von Eredane, wo Kel und seine Leute bis zur Vertreibung durch die schwarzen Ritter gelebt hatten.
    »Warum?«, fragte Sir Tarus. »Zu welchem Zweck versammeln sich die Anhänger des Raben an solchen Orten?«
    Durge gab die Antwort. »Sie warten darauf, dass ihr Herr, der Fahle König, aus seinem Gefängnis befreit wird, damit sie ihm dienen können.«
    König Kel seufzte tief. »Ich verabscheue es, wie ein düsterer Embarraner zu klingen, aber ich glaube, da liegt Ihr richtig.«
    Grave versuchte zu verstehen, was diese Nachrichten bedeuteten. Soweit sie gewusst hatten, hatten die schwarzen Ritter Kelcior gehalten. Auch wenn sie von Kelephon hinters Licht geführt worden waren, glaubten die Ritter von Ewigsee fest daran, gegen den Fahlen König zu kämpfen. Sie hätten ihre Festung Berashs Dienern niemals freiwillig überlassen.
    Als sie ihre Verwirrung darüber zum Ausdruck brachte, berichtete König Kel etwas Erstaunliches. Während der letzten Monate hatten sich die schwarzen Ritter für einen Großangriff auf die verbliebenen Domänen vorbereitet: Perridon, Galt, Toloria und Calavan. Kelephon würde die Domänen erobern, vorgeblich im Dienst des Fahlen Königs, dabei hatte er vor, Berash im letzten Augenblick zu verraten, die Großen Steine selbst zu ergreifen und sich zum König des wieder auferstandenen Malachor zu erklären.
    Vor vierzehn Tagen hatte sich Kel zufolge alles verändert. Plötzlich hatten die schwarzen Ritter sämtliche Disziplin verloren. Sie hatten Kelcior den Pilgern des Rabenkults überlassen und sich von den Grenzen von Perridon und Galt zurückgezogen. Hunderte von Rittern waren sogar an den Ufern des Farwanders entlang zurück nach Westen geritten, als wollten sie nach Ewigsee zurückkehren. Was hatte Kelephon vor?
    »Vielleicht ist er abgelenkt«, sagte Aldeth. »Ich bin viel besser im Anschleichen als im Kämpfen, aber soviel ich weiß, führen sich Kriege nicht von allein. Sie benötigen eine Menge Konzentration.« Der Spinnenmann zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist er mit den Gedanken woanders.«
    Es war schwer zu sagen, aber gegen die Logik von Aldeths Schlüssen hatte sich nichts einwenden lassen. Aber wenn es stimmte, was lenkte Kelephon dann ab?
    »Vielleicht kommt das Ende schneller, als er geglaubt hat«, krächzte jetzt eine raue Stimme hinter Grace. »Vielleicht war er gezwungen, zu seinem Meister zurückzukehren, bevor man seinen Verrat entdecken kann.«
    Grace drehte sich um. Eine unförmige Gestalt in grauen Lumpen humpelte ihr auf dem Wehrgang entgegen.
    »Grisla«, sagte sie. Ihr Atem verwandelte sich in der Luft zu Nebel. Sie schüttelte den Kopf. »Oder soll ich Vayla sagen?«
    Die Vettel winkte mit einer

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