Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher
Schatten einer Tür. Lange Zeit geschah gar nichts, und Aryn bekam Kopfschmerzen. Das hier war nicht richtig, Sia wusste es; sie wollte gerade den Ring vom Finger ziehen und den Zauber brechen, da ging eine Gestalt den Korridor entlang.
Es war eine Frau, auch wenn Aryn ihr Gesicht nicht erkennen konnte. Sie war in einen blutroten Umhang gehüllt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Als die Gestalt näher kam, trat Lirith vor und verstellte ihr den Weg.
Die Kapuze rutschte zurück und enthüllte eine hübsche, etwas pausbäckige junge Frau. Sie starrte Lirith mit überraschten braunen Augen an. Aryn war ebenfalls überrascht, denn sie erkannte die Frau. Es war Belira, eine der jungen Hexen, die Aryn vergangenes Jahr bei dem Großen Hexenzirkel verspottet hatten.
Belira schrie auf und wollte fliehen, aber Lirith war schneller. Ihr Arm schnellte vor, und sie berührte Belira. Die junge Frau verdrehte die Augen und sank zu Boden. Hatte Lirith einen Zauber benutzt? Oder eine Giftnadel? Lirith zog Beliras schlaffe Gestalt in ein Zimmer. Dann hüllte sie sich in den roten Umhang, schloss die Tür und eilte den Korridor entlang.
Die Hexe kam zu Teravians Gemächern. Dort stand jetzt Herzog Petryen Wache. Lirith beugte den Kopf, die Kapuze verbarg ihr Gesicht. Petryen grinste breit, aber er sagte kein Wort. Der Herzog öffnete die Tür; Lirith trat ein.
Einen Augenblick lang wurde alles dunkel, und Aryn befürchtete, dass der Zauber gebrochen war. Dann wurde alles wieder heller, und sie schaute in das Gemach des Prinzen.
Es war ziemlich dunkel – das einzige Licht kam von einer einsam brennenden Kerze. Teravian lag auf dem Bett, in eine weiße Robe gekleidet, die vorn mit einer Schärpe zugebunden war. Seine Augen waren geöffnet, aber er starrte ins Leere und schien Liriths Eintreten kaum zu bemerken. Auf dem Tisch neben dem Bett lag ein umgefallener Weinpokal. Der Prinz musste den größten Teil seines Inhalts getrunken haben, denn es waren nur wenige Tropfen verschüttet. Lirith tauchte eine Fingerspitze in den verschütteten Wein, dann führte sie sie an die Zunge. Sie holte zischend Luft.
Sie haben ihn unter Drogen gesetzt, dachte Aryn. Sie wollen das Risiko nicht eingehen, dass er sich weigert.
Lirith trat an das Bett. Sie zögerte, dann griff sie nach dem Prinzen.
Seine Hand schoss in die Höhe und packte ihr Handgelenk.
»Ich weiß, dass du da bist.« Er lallte, aber in seinem Tonfall lag noch immer eine gewisse Härte. »Was auch immer ihr mir in den Wein getan habt, lässt meine Sicht verschwimmen, aber ich verfüge über andere Sinne.«
Lirith sagte kein Wort.
Sein Mund verzog sich zu einem hämischen Grinsen. »Also bist du gekommen, um die Arbeit zu Ende zu führen, die meine Mutter begonnen hat?«
Energisch befreite sich Lirith aus seinem Griff. Ihre Finger schoben sich unter die Robe.
Er keuchte auf und setzte sich aufrecht hin.
»Pst«, machte Lirith und drückte ihn zurück in die Kissen.
»Nein«, flüsterte er. »Nein, tu mir das nicht an. Du verstehst nicht, was das aus mir machen wird.«
Aber seine Pupillen waren so erweitert wie die einer Katze in voller Dunkelheit, und er wehrte sich nicht, als Lirith die Robe öffnete. Seine Brust war glatt, bleich und flach; sie streichelte sie mit den Händen. Ein leises Stöhnen entfuhr ihm.
Auch Aryn gab einen leisen Laut von sich. Es konnte keinen Zweifel geben, dass Teravian zumindest was seinen Körper betraf ein Mann war.
Du solltest dir das nicht anschauen. Du solltest den Zauber jetzt brechen.
Aber sie tat es nicht. Lirith ließ den Umhang zu Boden gleiten, dann folgte ihr Gewand. Im Kerzenlicht war ihr Körper so glatt und wohlgeformt wie eine Figur aus poliertem Ebenholz. Sie legte sich neben ihm aufs Bett und zog ihn an sich, ihre Arme hoben sich dunkel von seiner milchweißen Haut ab.
»Nein«, murmelte er erneut, aber diesmal waren seine Augen geschlossen, und er drängte sich bereits an sie. Seine Hände wanderten über ihren Körper, und er liebkoste ihren Hals und ihre Brüste mit den Lippen, einen Ausdruck vollkommener Verzückung auf dem Gesicht. Liriths Miene war in dem Dämmerlicht unlesbar, aber ihre Berührung war sanft und erfahren. Sie griff nach unten, führte ihn in sich ein.
Das erste Mal war schnell – unbeholfen und vorbei, bevor es richtig begonnen hatte –, aber das zweite Mal war langsamer, viel träger, da sich der Prinz mit größerer Selbstsicherheit bewegte. Die ganze Zeit wollte Aryn den Zauber
Weitere Kostenlose Bücher