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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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brechen, aber sie konnte es nicht, und jedes Mal, wenn der Prinz aufschrie, fühlte sie eine Hitzewelle durch ihren Körper rasen.
    Schließlich war er befriedigt, und er döste eine Weile, den Kopf auf ihre Brüste gelegt. Dann schlüpfte Lirith aus dem Bett. Sie hob ihr Gewand auf.
    Der Prinz setzte sich auf. »Geh nicht«, sagte er leise. »Ich möchte wissen, wer du bist.«
    Lirith wandte ihm den Rücken zu. »Nein, Euer Majestät«, sagte sie leise. »Das wollt Ihr nicht.«
    »Dreh dich um.« Sein Blick war jetzt klarer. »Und bring die Kerze näher heran. Ich glaube, ich könnte dich sehen.«
    Lirith drückte das Gewand an den Körper. »Bitte, Euer Majestät. Lasst mich gehen.«
    »Nein.« Seine Stimme war jetzt härter, befehlender. »Ich bin der Sohn des Königs. Du wirst mir gehorchen, Frau. Wenn nicht, rufe ich die Wachen, und ich werde auf die eine oder andere Weise sehen, wer du bist.«
    Endlich trat ein Ausdruck auf Liriths Gesicht: Qual. Sie holte tief Luft und drehte sich um.
    Eine Vielzahl von Gefühlen flackerte dem Kerzenlicht gleich über sein Antlitz: Entsetzen, Staunen, dann Scham. Er warf sich auf die Robe und bedeckte seine Blöße damit.
    »Bei den Sieben, was habt Ihr getan?« Er ballte die Hände zu Fäusten. »Was habe ich getan?«
    Liriths Gesicht erschien jetzt wie aus Stein gemeißelt. »Wir haben getan, was wir tun mussten, Euer Majestät.«
    Ein Laut entrang sich ihm, zur Hälfte bitteres Gelächter, zur Hälfte verzweifeltes Stöhnen. »Seid Ihr verrückt? Wir mussten dies nicht tun. Wir müssen gar nichts tun – begreift Ihr das nicht?«
    Lirith schüttelte den Kopf. »Ihr irrt Euch, Euer Majestät. Ich musste dies tun, genau wie Ihr. Was auch immer morgen geschehen wird, Ihr müsst ihm Euch als Mann mit Macht stellen.«
    Seine Brauen verzogen sich zu einer einzigen dunklen Linie. »Was wisst Ihr davon?«
    »Ich fürchte, nicht viel, aber genug. Ich bitte Euch, Euer Majestät, was auch immer Ihr tut, denkt an Eure Domäne, denkt an Eure zukünftige Gemahlin und denkt an Euren Vater. Verratet sie nicht, ganz egal, was man Euch auch anbieten sollte.«
    Der Blick des Prinzen war dunkel und unlesbar.
    Lirith streckte eine Hand aus. »Ich bringe Euch auch eine Warnung. Es hält sich noch jemand im Schloss auf, eine Person, mit der Liendra verbündet ist. Wir glauben, sie ist diejenige, die …«
    »Geht«, sagte Teravian.
    Lirith starrte ihn an. Sein Gesicht war blass, seine Augen weit aufgerissen, weil er eine Vision hatte.
    »Sie kommt«, flüsterte er.
    Mit zitternden Händen streifte sich Lirith das Gewand über und warf sich den Umhang über die Schultern. Sie eilte zur Tür, dann sah sie noch einmal zurück.
    »Bitte, Euer Majestät.« Ihre Stimme brach. »Falls wir jemals Freunde waren, und ich glaube, dass es so war, dann hört mir jetzt zu. Ganz egal, was morgen auch geschieht, vergesst nicht, wer Ihr seid.«
    Er starrte nicht länger sie an, sondern die Dunkelheit. »An Eurer Stelle würde ich gehen. Sie ist fast da.«
    Lirith keuchte auf, dann schob sie die Kapuze über den Kopf, riss die Tür auf und eilte nach draußen. Aryn riss sich den Ring vom Finger und öffnete die Augen. Ihre Handflächen waren schweißfeucht, ihr dröhnte der Schädel.
    »Sia, steh uns bei«, flüsterte sie. »Was sollen wir nur tun?«
    Einen Augenblick lang war ihr Verstand dunkel und erstarrt. Dann kam ihr eine Idee; es war wie ein Flüstern, das in ihrem Inneren ertönte. Sie eilte hinaus und kehrte in ihr eigenes Gemach zurück. Hier herrschte Stille, allein das Kaminfeuer sorgte für etwas Licht. Sie begab sich zu der Holztruhe, in der sie ihren Schmuck und die anderen Wertgegenstände aufbewahrte. Auf den Knien hob sie den Deckel, nahm ein kleines, in Pergament eingewickeltes Päckchen heraus und packte es aus. Drinnen lag ein Halstuch. Seine Stickerei war nur zur Hälfte fertig gestellt, und in der Mitte des weißen Stoffs war ein dunkler Fleck. Blut. Ihr Blut.
    Ihr fielen wieder die Worte ein, die Lady Melia in diesem Gemach an einem regnerischen Tag gesagt hatte. Jetzt enthält das Tuch einen kleinen Teil Eurer Macht. Es wird Eurem Gemahl Glück in der Schlacht bringen …
    Glück, ja. Würde es sonst noch etwas anderes bringen?
    Aryn nahm Nadel und Faden, setzte sich und fing im Schein des Kaminfeuers an zu nähen.

8
    Grace stand in ihren pelzgefütterten Umhang gewickelt oben auf dem Festungsturm und blickte in das Tal der Schattenkluft. Sie war vor einer Stunde aufgestanden, als die

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