Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
Königs.
    »Mylady«, sagte er mit heiserer Stimme voller Sorge. »Mylady, geht es Euch gut?«
    Sie brachte kein Wort mehr heraus, aber sie schaffte ein Nicken. Sie war sich vage der vielen Ritter um sie herum bewusst. Der König und seine Männer mussten sich durch das Chaos zu ihr durchgekämpft haben. Sie war sich auch bewusst, dass Teravian in der Nähe stand. Krieger hielten ihn an den Armen gepackt, aber er wehrte sich nicht. Sein Gesicht war aschfahl, und er starrte ins Leere, als wäre er blind.
    Dann riss er die Augen plötzlich weit auf. »Vater!«, rief er. »Hinter dir!«
    Boreas wirbelte herum, Aryn noch immer in den Armen, und was sie erblickte, schickte neues Entsetzen in ihr Herz. Shemal war nicht zu Boden gegangen, sondern stand noch immer da. Sie legte die weißen Hände um den Schwertgriff und zog die Klinge aus der Brust. Sie leckte sich das schwarze Blut von den Lippen, dann lächelte sie und streckte das Schwert aus.
    »Du bist eine Närrin«, sagte sie, und der Blick ihrer leblosen Augen waren auf Aryn gerichtet. »Du hättest deinen Zauber vollenden sollen. Du hättest dich opfern sollen, um mich zu vernichten. Jetzt schau dir an, was dich dein Fehler gekostet hat. Denn ich bin nicht vernichtet. Und du wirst trotzdem sterben.«
    Shemal stieß mit dem Schwert nach Aryns Brust.
    Boreas brüllte auf. Er schwang Aryn mit seinen starken Armen herum, fort von der Nekromantin, dann stieß er sie von sich. Sie taumelte zur Seite, fort von dem König.
    Ein feuchtes Schmatzen ertönte, gefolgt von einem leisen Ausstoßen von Luft, wie ein erstauntes Keuchen. Stille senkte sich über das Feld; kein Mann bewegte sich, so als hätte ein Zauber sie alle gebunden. Aryn drehte sich langsam um.
    Boreas schaute sie an. Sein Mund stand offen, in seinen Augen lag ein Ausdruck, wie sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte: Überraschung.
    »So«, sagte der König, und noch während er sprach, sprudelte Blut aus seinem Mund. Er sank auf die Knie, dann sah er auf die Schwertspitze, die aus der Mitte seiner Brust ragte.
    Shemal stand hinter ihm, einen zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht. »Nicht das, was ich vorgehabt habe«, sagte sie, »aber trotzdem effektiv.« Sie riss das Schwert aus seinem Körper.
    Eine Flut Blut schoss aus Boreas' Mund. Er verdrehte die Augen, dann fiel er kopfüber auf den harten Boden.
    Aryn war wie die Ritter erstarrt, zu keiner Bewegung fähig. Sie konnte den gefallenen König nur anstarren. Aber Teravian riss sich von den Männern los, die ihn festhielten, und rannte herbei.
    »Nein!«, rief er aus und warf sich neben dem König zu Boden. »Vater!«
    Shemal grinste höhnisch. »Du kleiner Lügner«, säuselte sie. »Du hast ihn also doch geliebt, oder? Und doch hast du ihn verraten. Wie erbärmlich.«
    Teravian senkte den Kopf. Shemal glitt näher heran. Sie legte eine Hand auf seine Schulter. Er zuckte zusammen, wich ihr aber nicht aus.
    »Jetzt webe den Zauber«, summte sie mit ihrer Grabesstimme. »Hol den Stier zurück an den Himmel und rufe die Krieger von Vathris zu dir. Sie werden dir immer noch folgen.«
    Er schaute entsetzt auf.
    »So ist es richtig, mein schöner Prinz! Webe die Magie. Du weißt, was du tun musst.«
    »Ja«, murmelte er. »Ja, ich weiß es.«
    Der Prinz schloss die Augen und streckte die Hände aus. Shemal sah mit hämischer Freude zu.
    Aryn …
    Sie erstarrte, als sie die Stimme in ihrem Bewusstsein vernahm. Es war Teravian.
    Aryn, du musst mir helfen.
    Was?, schaffte sie mühsam zurückzusenden.
    Ihr Götter, Aryn, sei jetzt nicht begriffsstutzig. Uns bleibt nur ein Augenblick. Sie kann uns nicht durch die Weltenkraft sprechen hören, aber sie wird in wenigen Sekunden misstrauisch werden, wenn ich die Illusion des Stiers nicht wieder heraufbeschwöre. Wir müssen den Zauber schmieden.
    Welchen Zauber?
    Diesen hier …
    Er verzichtete auf Worte. Stattdessen näherte sich sein Lebensfaden dem ihren und verband sich mit ihm, und das Wissen strömte in sie hinein. Ein schreckliches Wissen.
    Entsetzen erfüllte sie – und Bedauern. Wie lange hatte er allein und im Verborgenen an Zaubern gearbeitet, in dem Wissen, dass ein Fehltritt seinen Tod bedeutete, in dem Wissen, dass Erfolg das Gleiche bedeuten konnte?
    Das ist jetzt egal, Aryn. Ich habe schon so lange Zeit an diesem Zauber gearbeitet, aber mir ist erst heute klar geworden, dass er nicht funktionieren würde – mir fehlt die Macht, ihn allein anzuwenden. Aber du kannst mir helfen. Tu es. Nicht für mich,

Weitere Kostenlose Bücher