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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Hause zurückkehren.«
    »Was können wir dann tun?«, fragte Aryn.
    »Mir werden sie nicht folgen«, erwiderte Teravian. »Aber es gibt jemanden, bei dem sie es tun würden.«
    Sareth sah so irritiert aus, wie Aryn sich fühlte, aber Lirith nickte. »Ich sehe das auch so. Es gibt noch jemanden, dem die Krieger von Vathris nach Norden zur Burg Todesfaust folgen werden.«
    Das war zu viel für Aryn. »Aber Boreas ist tot. Wen meint ihr denn?«
    »Dich«, sagte Teravian und berührte ihre Wange. »Ich spreche von dir, Aryn.«
    Sie starrte ihn mit offen stehendem Mund an. Das war Wahnsinn. Aber bevor sie etwas sagen konnte, durchdrang ein rubinfarbenes Licht die Luft. Die Männer brachen ihr Klagelied ab; erstauntes Gemurmel ertönte. Aryn folgte ihrem Blick in die Höhe.
    Blutrotes Licht erfüllte den Himmel; die Morgendämmerung brach herein. Aber die Morgendämmerung war bereits hereingebrochen. Wie konnte es am Himmel zwei Sonnen geben?
    Eine der feurigen Kugeln schrumpfte und senkte sich vom Himmel herab; sie erhellte den Boden vor Aryn. Dann wurde das Licht schwächer – aber es verschwand nicht –, und enthüllte ein kleines Mädchen in einem weißen Kleidchen. Seine Füße waren nackt, und der Wind wehte die roten Locken aus seinem narbigen Gesicht.
    Trotz aller Trauer und Müdigkeit verspürte Aryn Staunen. Und Hoffnung.
    »Tira«, sagte sie. »Wieso kommst du zu uns?«
    Das Mädchen lachte und warf die Arme um Aryn.
    »Nein!«, ertönte ein erstickter Aufschrei.
    Aryn schaute auf. Ihr Erstaunen war Furcht gewichen. Lirith war erstarrt; Sareth hielt sie fest.
    Sanft löste sich Aryn von Tira, stand auf und ging zu der Hexe. »Schwester, was ist?«
    Liriths Hände krümmten sich zu Klauen. Ihre Stimme war heiser, sie klang wie eine Beschwörungsformel. »Die Tore des Winters haben sich geöffnet. Der Fahle König reitet hinaus, und seine Armee hinter ihm ist wie ein Meer der Finsternis.«
    Die in Hörweite befindlichen Männer stießen Flüche aus und machten mit den Händen Abwehrzeichen. Teravian sprang auf die Füße.
    »Es ist alles umsonst gewesen«, sagte der Prinz und griff nach Aryns Arm. »Wir brauchen zwei Wochen, um nach Todesfaust zu marschieren. Königin Grace wird niemals so lange die Stellung halten können.«
    Plötzlich begriff Aryn. »Du irrst dich. Es ist nicht umsonst gewesen. Grace wird die Festung nicht lange halten müssen, bevor wir da sind.«
    Teravian sah sie an, als sei sie verrückt, aber sie kniete neben Tira nieder. Sie berührte das narbige Gesicht des Mädchens. »Bist du gekommen, um uns zu Grace zu bringen?«
    Tira schüttelte den Kopf. »Durge«, sagte sie.

14
    Es war fast Showtime.
    Sage Carson, Pastor der Stahlkathedrale, sah im Spiegel zu, wie die Stylistin sein Haar richtete. Ihre Berührung war leicht und energisch. Mit jedem Strich der Bürste lockte sie mehrere kohlrabenschwarze Haarstränge in eine präzise Formation, dann befestigte sie sie mit einem Schub Haarspray.
    Er bewunderte ihre Arbeit; sie unterschied sich nicht sehr von der seinen. Finde die Zögernden und Individualisten, die, die von der Herde abgewichen sind, und bring sie in die Reihe. Es waren immer jene, die sich von der Herde trennten, die Unglück brachten – anderen und sich selbst. Die Welt würde ein besserer Ort sein, wenn jeder demselben Pfad folgte. Dem richtigen Pfad. Und Carson hatte die letzten zwanzig Jahre damit verbracht, dafür zu sorgen, dass sein Pfad derjenige war, dem alle folgten.
    Es klopfte an der Tür zur Garderobe. Sie öffnete sich, und der Kopf von Kyle Naughton, einem der jungen Co-Produzenten, schob sich hindurch.
    »Zwanzig Minuten bis zur Sendung, Mister Carson. Auf der Bühne ist alles fertig, und der Chor wärmt sich auf.«
    Carson senkte den Kopf zu einem Nicken, dann verharrte er. Die Stylistin war noch immer am Bürsten.
    »Danke, Kyle. Ich komme gleich. Ich glaube, das wird heute Abend eine ganz besondere Show.«
    Kyle grinste und hob den Daumen. Er richtete das Headset, dann schob er sich zurück und schloss die Tür.
    Wenn man den jungen Mann jetzt so sah, fiel es schwer zu glauben, dass Kyle vor vier Jahren ein Drogensüchtiger gewesen war, der seinen Körper für den nächsten Schuss jedem verkaufte. Carson hatte ihn auf der East Colfax gefunden, kurz nachdem er nach Denver gekommen war. In jenen Tagen war Carsons Programm nicht das gewesen, was es jetzt war – das Fernsehprogramm mit den höchsten Einschaltquoten von ganz Colorado. Um die Botschaft zu

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