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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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jetzt ganz offen. »Ich spüre ihn noch.«
    Teravian griff nach ihren Schultern. Hart. »Sag es ihm. Sag ihm, dass ich ihn nicht betrogen habe.« Tränen liefen seine Wangen hinunter. »Sag ihm, dass ich für ihn mein Leben gegeben hätte.«
    Aryn erwiderte Teravians gequälten Blick. »Er weiß es.«
    Die Kerze flammte auf, dann erlosch sie. Sein Lebensfaden, der so hell wie Stahl gewesen war, wurde dunkel. Boreas, König von Calavan, war tot.
    Ein tiefes Gemurmel erhob sich. Männer hatten sich in einem Kreis um ihn herum versammelt, und sie sprachen mit leisen Worten eine Totenklage.
    Möge er nun in den Hallen von Vathranan leben,
Möge sein Blut dem Land Leben spenden.
    Möge er nun die Winde von Vathranan spüren,
Er sitzt zu Vathris' rechter Hand.
    Jemand berührte sanft Aryns Schulter. »Schwester?«
    Sie drehte sich um und blickte in warme braune Augen in einem glatten, dunklen Gesicht. Es war Lirith, so perfekt, wie Aryn sie kannte. Sie griff mit ihren verkrüppelten Fingern nach Liriths schlanker Hand.
    »Du bist wieder gesund«, stieß sie hervor. »Bei Sia, du bist gesund.«
    Lirith lächelte. »So gesund, wie es nur geht. Dank dir. Deine Magie hat den Zauber der Nekromantin ungeschehen gemacht.«
    »Ich glaube, sie hat mehr als das getan, Beshala.«
    Sie sahen Sareth an. Er zeigte nach unten, auf seine Füße, die fest auf dem Boden standen. Ein Fuß war in Leder gekleidet. Der andere Fuß war nackt und perfekt geformt. In seinen Händen hielt er ein Stück geschnitztes Holz. Sein Holzbein.
    Lirith sprang auf die Füße und warf die Arme um ihn. »Sareth … o Sareth!«
    Er drückte sie fest an sich; auf seinem Gesicht lag Staunen. »Beshala«, war alles, was er sagte, und er streichelte ihr schwarzes Haar. »Meine Geliebte.«
    Aryn schaute auf ihre Hände nieder. Die Rechte war noch immer verkümmert. Warum hatte die Magie sie nicht wieder unversehrt gemacht so wie Sareth?
    Weil du unversehrt bist, ertönte Teravians Stimme in ihrem Kopf, und er nahm ihre rechte Hand.
    Sie schaute auf, blickte in seine Augen und nickte.
    Als sich ihre Lebensfaden berührt hatten, hatte sie mehr erfahren als nur den Zauber, den er ersonnen hatte, um Shemal zu schaden. Sie hatte auch seine Erinnerungen gesehen. König Boreas hatte von dem Plan der Hexen gewusst, Teravian gegen die Krieger von Vathris zu benutzen; Ivalaine selbst hatte es dem König erzählt, und er wiederum hatte es Teravian gesagt. Ihr Abwehrplan war einfach: Teravian sollte Liendra und die Hexen glauben lassen, dass sie seine Ergebenheit hatten. Er sollte ihr Vertrauen gewinnen, ihre Pläne in Erfahrung bringen und sie dem König enthüllen, bevor sie in die Tat umgesetzt werden konnten.
    Aber Boreas und Ivalaine hatten nicht mit der Anwesenheit der Nekromantin gerechnet. Shemal hatte Teravian klar gemacht, dass, sollte er ihre Anwesenheit verraten, sie seinen Vater und seine Mutter töten würde. Teravian hatte gewusst, dass sie dazu die Macht hatte, und so hatte er dem König nicht die volle Wahrheit sagen können. Aber obwohl er Shemals Befehle ausführte, erforschte er insgeheim ihre Schwächen und erschuf einen Zauber, der ihr schaden konnte.
    »Der Zauber hätte dich getötet«, sagte Aryn. »Du hättest dein ganzes Leben in ihn gelegt, und er hätte dich mitgerissen. Und es hätte dennoch nicht ausgereicht.«
    Trotz ihrer grimmigen Miene umspielte ein Lächeln seine Lippen. »Aber er hat ausgereicht – weil du da warst.«
    Er seufzte, dann legte er Boreas sanft wieder auf den Boden. Die Männer um sie herum fuhren mit ihrem Klagelied fort.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Sareth, der Lirith noch immer festhielt. Sein Blick war auf den toten König gerichtet.
    Aryn ergriff Teravians Hand. »Sie werden dir noch immer folgen. Die Krieger haben gesehen, wie du Shemal verjagt hast, sie haben gesehen, wie du um deinen Vater geweint hast. Sie wissen, dass du ihn nicht verraten hast. Du musst nur wieder die Illusion des Stiers erschaffen.«
    »Nein, Aryn«, sagte er entschlossen. »Ich werde keine Illusionen mehr erschaffen. Ich glaube, Liendras Komplizinnen sind alle geflohen, aber die Männer haben sie gesehen, und ihre Leiche liegt noch immer da. Sie wissen, dass ich mit den Hexen im Bund stand. Sie werden mir niemals folgen.«
    »Ich fürchte, das stimmt«, sagte Lirith. »Ich habe gesehen, was geschehen würde, wenn Ihr diesen Pfad wählt. Die Männer würden sich gegen Euch wenden, die Krieger würden ihre Schwerter niederlegen und nach

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