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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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zu langsam sein und Fangzähne würden sich in Fleisch senken und Gift ins Blut spritzen. Die Meuchelmörder bildeten einen Kreis um Grace und Travis; die Vipern kamen näher.
    »Staub!«, rief eine Stimme.
    Farr stand ein Dutzend Schritte weit entfernt; er hielt die linke Hand hoch. Blut regnete von seiner Handfläche, aber es verschwand, bevor es im Sand landete. Die Luft summte und flackerte, als wäre sie voller Insekten, die so klein waren, dass man lediglich das Funkeln des Sonnenlichts auf ihren Flügeln sehen konnte.
    Wie von ihm angezogen schnellten die Vipern auf Farr zu; sein Gesicht war schweißüberströmt. Er stieß die Hand nach vorn.
    »Staub!«, rief er erneut.
    Jede Viper explodierte in eine schwarze Wolke. Einen Augenblick konnte keiner atmen oder etwas sehen. Dann riss ein Windstoß den stinkenden Rauch mit sich und säuberte die Luft.
    Travis rieb sich die brennenden Augen. Von den Schlangen war keine Spur mehr zu sehen. Farr band sich hastig einen Lappen um die Hand und stoppte den Blutfluss. Das Summen verklang. Die Morndari waren weg.
    Farr warf den drei T'gol einen angewiderten Blick zu, dann trat er zu der Steintür, achtete aber sorgfältig darauf, nicht mit ihr in Kontakt zu kommen.
    »Was ist das?«, wollte Travis wissen. Sein Hals brannte von dem Rauch.
    »Das ist eine Blutfalle.« Farr sah Grace an. »Ihr habt Recht. Das war ein Tempel, und ich weiß jetzt, dass das die Ruinen von Golbrora sind, dessen Zauberer-Priester die schwarze Viper als heilig verehrten. Blutfallen waren dazu gedacht, Diebe davon abzuhalten, die Tempelschätze zu stehlen. Ein Dieb, der in das Loch hineingriff, um die Tür zu öffnen, fand sich gefangen, während man ihm das Blut aussaugte.«
    »Und die Vipern?«, sagte Larad mit hochgezogenen Brauen.
    »Die sollten sich um mögliche Komplizen des Diebes kümmern. Es war schwer – mein Zauber war schwach –, aber ich habe sie vernichtet.«
    Travis fühlte, wie es in ihm brodelte, und er ballte die Hände zu Fäusten. Obwohl Farr behauptete, dass sein Zauber schwach gewesen war, erschien er selbstzufrieden, beinahe schon arrogant. Aber Travis hätte die Vipern auch beseitigen können, und zwar indem er weniger Blut vergossen hätte als Farr. Davon war er überzeugt.
    Hör auf damit. Das ist kein Wettstreit. Hadrian hat diese Dinge studiert, du nicht. Und sei dankbar, dass er es hat, oder ihr alle hättet wie Rafid geendet.
    Grace kniete nieder und berührte Rafids Leder. »Ich verstehe das nicht. Warum wollte er die Tür öffnen?«
    »Stimmen«, sagte Travis. Er erinnerte sich an das Flüstern, das er gehört hatte, als er sich dem Altar näherte. »Er hat Stimmen gehört.«
    Farr nickte. »Es ist, wie ich gesagt habe. Er fürchtete Magie, darum hat sie ihn in ihren Bann geschlagen.«
    »Er war schwach, wenn er dem nicht widerstehen konnte«, sagte Kylees grob. Sie drehte sich um und ging. Avhir warf einen letzten Blick auf die leere Lederkleidung, dann folgte er ihr.
    »Kommt«, sagte Vani und berührte Grace an der Schulter. »Der Tag ist fast vorbei.«
    Travis warf einen letzten Blick zur Tür und wagte es nicht einmal, darüber nachzudenken, was sich wohl auf der anderen Seite befand. War Rafid wirklich schwach gewesen? Er bezweifelte es. Man überlebte keine neun Jahre in der Stummen Festung, wenn man schwach war.
    Es hätte genauso gut du sein können, der die Hand in das Loch steckte, und nicht Rafid.
    Aber das war nicht geschehen; das war nicht sein Schicksal. Travis steckte die Hände unter die Achseln und ging hinter den anderen her, während die Sonne in genau dem Moment den westlichen Horizont berührte und die Ruinen von Golbrora in blutrotes Licht hüllte.

29
    Die Kamele trotteten über silbrige Dünen, im Mondlicht so lautlos wie Geister.
    Grace zog die Decke enger um sich, während der Höcker ihres Kamels sich unter ihr hob und senkte. Der Schweiß des Tages war eine getrocknete Kruste auf ihrer Haut, und jetzt zitterte sie. Nach Einbruch der Nacht hatte die Wüste ihre Hitze schnell in den sternenlosen Himmel entlassen. Oben glitzerten Sterne wie kalte Edelsteine – außer in dem Riss, der so schwarz wie die Vipern war, die in den Ruinen von Golbrora aus der Steintür gekrochen kamen. Nur dass der Riss nichts war, was man mit Blutzauberei bekämpfen konnte, nicht wie die Schlangen. Er war das Nichts.
    Wie kannst du das Nichts bekämpfen, Grace?
    Es erschien unmöglich, aber sie ließ nicht zu, dass sie so dachte. Ihre einzige Hoffnung

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