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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Galt, während sich in der Tiefe hinter ihnen die gewellten Felder von Eredane erstreckten. Grace schnappte nach Luft, denn sie waren die letzte halbe Meile zu Fuß gegangen. Dann drehte sie sich um, und ihr stockte der Atem. Sie befanden sich hoch über der diesigen Luft des Tieflandes, und es gab nichts, was ihre Sicht einschränken konnte.
    »Er ist gewachsen«, sagte Larad.
    Ein scharfer Wind wehte über das Hochland und trocknete den Schweiß auf Graces Haut. Zwar kamen die Sterne erst langsam zum Vorschein, aber es gab nicht den geringsten Zweifel: Der Riss war größer geworden; er fraß ein schwarzes Loch in den Nordhimmel. Das betäubende Gefühl der Langweile verschwand; wieder verspürte Grace den scharfen Stich der Furcht. Sie hieß den Schmerz willkommen, denn er klärte ihre Gedanken und erinnerte sie an ihr Ziel.
    Larad berührte ihren Arm. »Seht doch, Euer Majestät. Dort unten.«
    Grace brauchte einen Augenblick, um es im schwindenden Licht zu erkennen. Unter ihnen – weit entfernt, aber nicht so weit, wie sie gern gehabt hätte – bewegte sich ein dunkler Fleck auf der Straße. Er kam schnell heran und erklomm das Hochland wie der Tropfen einer dunklen Flüssigkeit, der nach oben statt nach unten floss.
    »Anscheinend verfolgt uns Euer Schatten«, sagte der Runenmeister leise.
    Grace wusste, es war anatomisch unmöglich, aber es fühlte sich so an, als würde ihr Herz sich die Speiseröhre hinaufschieben. »Könnt Ihr sehen, was das ist?«
    Larad streckte die rechte Hand aus. Er flüsterte: »Halas.« Im Zwielicht leuchtete die silbrige Rune mit ihren drei gekreuzten Linien auf seiner Hand deutlich auf. Gleichzeitig glommen seine Augen blutrot, wie bei einem Tier, das von einem Taschenlampenstrahl getroffen wurde.
    Die Nacht kam jetzt schneller. Grace konnte es nicht mit Sicherheit sagen, aber es hatte den Anschein, als würde der Schatten anhalten und dann in einen Spalt zwischen den Felsen fließen und dort verschwinden.
    Sie zog an Larads Ärmel. »Habt Ihr etwas erkennen können?«
    »Nein«, sagte er, und das rote Licht verschwand aus seinen Augen. »Was auch immer unser Verfolger ist, ich glaube, ihm ist klar geworden, dass wir ihn entdeckt haben. Als ich das Ding ins Auge fasste, schien es zwischen den Felsen zu versickern. In dieser Nacht sehen wir es bestimmt nicht wieder. Oder überhaupt noch einmal. Es wird nur noch verstohlener sein.«
    Fröstelnd schlang Grace die Arme um den Oberkörper. »Aber warum sollte uns jemand folgen?«
    Larad gab keine Antwort. Knirschende Schritte ertönten. Sie drehten sich um und sahen Sir Brael herankommen.
    »Die Männer haben eine flache Stelle neben der Straße gesehen«, sagte er. »Ein steinerner Unterschlupf bietet etwas Schutz vor dem Wind. Sollen wir dort Euer Zelt aufschlagen, Euer Majestät?«
    Grace musste daran denken, wie sich der Schatten wie ein Tropfen die Straße entlangbewegt hatte. »Nein«, sagte sie schaudernd. »Der Mond wird bald aufgehen, und er ist fast voll. Wir reiten weiter nach Schloss Galt. Wenn wir uns beeilen, können wir um Mitternacht da sein.«

17
    Sie erreichten Schloss Galt kurz vor Mitternacht, genau wie Grace gehofft hatte. Es war keine weitläufige, von Mauern umgebene Anlage wie Calavere, sondern eine wuchtige Turmfestung, die sich auf einem windumtosten Felsvorsprung erhob. Sie hämmerten ans Tor. Die Wachen antworteten zwar, misstrauten aber allen Reisenden, die so spät ankamen, und hätten sie fortgeschickt. Aber in diesem Augenblick kam der König selbst im Nachthemd und mit einer Kerze in der Hand hinunter, von dem Lärm angezogen. Er erkannte Grace sofort, rügte seine Männer – wenn auch auf Graces Drängen hin nicht zu sehr, hatten sie doch nur ihre Pflicht getan – und bat die Reisenden hinein.
    Grace bat den König, wieder zu Bett zu gehen und sich durch sie keine Unannehmlichkeiten bereiten zu lassen, aber er wollte nichts davon hören und befahl, dass man im Saal ein spätes Abendessen servierte. Seine Zwillingsschwester Kalyn erschien. Obwohl man sie geweckt hatte, sah sie so frisch und ausgeruht wie immer aus, und sie servierte ihnen eigenhändig Brot, Fleisch und Bier. Grace achtete darauf, nur einen kleinen Schluck aus dem Krug mit dem schaumigen, dunklen Gebräu zu nehmen, den man vor ihr abstellte. Sie hatte genügend Geschichten über das Bier von Galt gehört, und die meisten endeten damit, dass man hinfiel und lange Zeit nicht mehr aufstand.
    »Könnt Ihr uns den Grund für Eure

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