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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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hatten. Sie erschien vollendet: eine Frau, Königin und Hexe in der Blüte ihrer Macht. Selbst ihr verkümmerter rechter Arm, der so winzig und verdreht war, erschien als ein Teil des Ganzen.
    Auch Teravian hatte sich verändert. Auch wenn er nie so massig wie sein Vater König Boreas werden würde, hatte sich seine schlanke Gestalt dennoch ausgefüllt, und er ließ die breiten Schultern nicht mehr hängen. Er trug jetzt einen schwarzen Bart wie sein Vater vor ihm, und wenn er bei einem Grinsen die Zähne zeigte, erinnerte er Grace an den bulligen und einschüchternden König Boreas – und zwar so sehr, dass sie einen Stich der Trauer verspürte. Aber wenn er sich ernst und nachdenklich zeigte, was viel öfters der Fall war, erinnerte das Antlitz des jungen Königs stets an seine Mutter Königin Ivalaine.
    »Ich hoffe bloß, dass das Baby bald kommt«, sagte Aryn, rutschte auf dem Stuhl herum und zog eine Grimasse.
    »Das wird es«, sagte Teravian.
    Sie schaute ihn böse an. »Das kannst du nicht wissen.«
    »Das kann ich wohl«, sagte er, und ein gereizter Tonfall schlich sich in seine Stimme ein. »Ich habe die Sicht, schon vergessen?«
    »Nein, die hast du nicht. Ich könnte gleich explodieren, und du würdest es nicht wissen, denn die Sicht funktioniert nicht mehr. Oder, Lirith?«
    Die dunkelhaarige Hexe machte einen Schritt zurück. »Ich glaube, da halte ich mich raus, Schwester.«
    Grace wagte es nicht, ihre Heiterkeit zu zeigen, aber innerlich lachte sie. Auch wenn Aryn und Teravian die wahre Liebe gefunden hatten, bedeutete das noch lange nicht, dass sie ganz vergessen hatten, wie man sich stritt. In der Tat schienen sie es noch ganz genau zu wissen. Glücklicherweise wurde ihr Streit unterbrochen, als Taneth anfing zu weinen.
    Meister Larad hielt das Baby mit ausgestreckten Armen, einen angewiderten Ausdruck auf dem Gesicht. »Ich glaube, es will was.«
    »Vielleicht will er wie ein Kind gehalten werden und nicht wie ein Sack Korn«, sagte Lirith und eilte zu dem Runenmeister.
    »Ich glaube nicht, dass es eine kluge Idee war, es mir zu geben«, sagte Larad. »Ich habe kein Talent dafür, Kinder zu trösten.«
    »Dazu braucht man kein Talent, Meister Larad«, erwiderte Lirith. »Bloß Wissen. Sicherlich hat ein Gelehrter wie Ihr keine Angst, etwas Neues zu lernen.«
    Der Runenmeister schaute sie finster an, aber er widersprach ihr nicht.
    »Hier, legt den Arm unter ihn, um ihn zu stützen, und lasst seinen Kopf in Eurer Ellenbeuge ruhen. Und haltet ihn nahe an Euch. Babys wollen fühlen, dass sie sicher und geliebt sind. Na also.«
    Taneth hatte zu quengeln aufgehört, seine Augen schlossen sich. Larads Lippen zuckten in der Andeutung eines Lächelns, dann sah er auf und starrte die anderen finster an. Alle wandten ihre Aufmerksamkeit bemüht anderen Dingen zu. Aber als Grace ein paar Minuten später verstohlen hinblickte, fand sie Larad in einer Ecke wieder, wo er Taneth mit unbeholfenen, aber sanften Bewegungen wiegte.
    Den ganzen nächsten Tag vermieden sie das Thema Riss und die Schwächung der Magie, sondern sprachen über alltägliche Dinge wie Babys und die Herstellung von Decken und die alltägliche Plage, ein Königreich zu regieren, so dass sie am Abend mit Unterstützung von viel Wein oft und viel lachten.
    Aber alle waren nüchtern am nächsten Morgen, als Grace und Larad von Calavere aufbrachen – zusammen mit Lirith und Taneth. Aryns Wangen waren trocken, aber Grace erkannte an ihren geröteten Augen, dass sie geweint hatte.
    Ich möchte euch begleiten, Schwestern, sagte Aryn mit bebender Stimme über die Fäden der Weltenkraft.
    Und wir möchten, dass du uns begleitest, webte Lirith zurück, aber du weißt, dass du bleiben musst. Sie beide brauchen dich.
    Aryn seufzte, berührte mit der linken Hand ihren Bauch und lehnte den Kopf an Teravians Schulter.
    »Habt ihr alles, was ihr für die Reise braucht?«, fragte der junge König.
    »Ja, haben wir«, antwortete Grace. Euer Verdrossenheit war wieder mit Vorräten beladen und schaute so elend wie immer drein. »Danke.«
    Meister Larad und die Ritter saßen bereits auf ihren Pferden. Lirith stieg in den Sattel, und Grace reichte Taneth zu ihr hoch. Sie legte das Baby in eine Leinenschlinge, so dass es sicher an ihrer Brust ruhte. Für Lirith und Taneth war es Zeit, zu ihrem Volk zurückzukehren; Sareth wartete.
    Grace umarmte Aryn und Teravian, küsste beide und stieg auf Shandis' Sattel, bevor sie in Tränen ausbrechen konnte.
    Teravians

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