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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Reise nach Süden verraten, Euer Majestät?«, sagte Kylar, als sie gegessen hatten. »Ich muss gestehen, ich bin überrascht, Euch hier zu sehen. Seit der Schatten am nördlichen Himmel erschienen ist, bleiben die meisten Leute zu Hause. Merkwürdige Zeiten, in der Tat. Ziegen gehen verloren, und ihre Besitzer machen sich nicht die Mühe, sie zu suchen. Alte Frauen starren ihre Webstöcke an, als hätten sie noch nie im Leben Tuch gewebt. Und es hat den Anschein, als wäre jedes zweite Fass Bier, das mein Haushofmeister ansticht, verdorben.«
    »Ich bin sicher, dass Königin Grace ihre guten Gründe für die Reise hat«, sagte Kalyn entschieden. Sie sah Grace an, und in ihren sanften braunen Augen lag Sorge.
    »Natürlich«, stotterte König Kylar und sah entsetzt aus. Die Quaste am Ende seiner Schlafmütze wippte auf und ab. »Bitte verzeiht mir meine Unhöflichkeit, Euer Majestät.«
    Grace schob ihren Krug von sich. »Nein, ich werde Euch nicht vergeben, denn Ihr habt jedes Recht, mir diese Frage zu stellen, Euer Hoheit. Ihr seid so freundlich gewesen, uns zu dieser späten Stunde aufzunehmen. Ich erzähle es Euch gern, und …«
    Larad warf ihr einen scharfen Blick zu.
    »Und es ist besser, Ihr lasst es sein«, sagte Kalyn und drückte kurz Graces Hand. »Keine Sorge, Euer Majestät. Wir wissen, dass das, was auch immer Ihr tut, dem Allgemeinwohl dient. Wir brauchen keine Einzelheiten zu hören.«
    Grace seufzte. »Danke.«
    »Ihr müsst uns nur eines sagen«, fuhr Kalyn fort. »Wie können wir Euch helfen?«
    Nach einer kurzen, aber willkommenen Nachtruhe brachen sie eine Stunde nach Sonnenaufgang wieder auf. Grace hatte darüber nachgedacht, Kylar vor ihrem schattenhaften Verfolger zu warnen, sich dann aber dagegen entschieden. Was auch immer dieser Schatten war, er würde nicht in Galt bleiben. Zumindest eines war Grace klar: Er verfolgte sie.
    »Stimmt etwas nicht, Meister Larad?«, fragte sie, als sie in die Sättel stiegen. Das Gesicht des Runenmeisters war grau und verkniffen, und er schien kaum aufrecht stehen zu können.
    Sie konnte seine gemurmelte Erwiderung nicht verstehen, aber immerhin schnappte sie die Wörter ›Hammer‹ und ›Schädel‹ auf. Anscheinend hatte er die Geschichten über das Bier von Galt nicht gehört.
    Obwohl Larad indisponiert war, kamen sie an diesem Tag gut voran, denn König Kylar hielt den Teil des Königinnenwegs, der durch Galt führte, stets in Ordnung. Ihr Lastenmaultier war jetzt mit Vorräten aus Kylars Speisekammer beladen, und es hatte irgendwie einen Ausdruck in seinem Antlitz, als hätte man es verraten. Damit hatte es nun anscheinend nicht gerechnet. Grace hatte angefangen, das Maultier ›Euer Verdrossenheit‹ zu nennen, denn genauso sah es aus, dennoch sträubte es sich nie und hielt immer Schritt mit den Pferden.
    Sie verbrachten die Nacht in einem kleinen, netten Gasthaus; Larad zog sich allerdings hastig und mit vor den Mund gehaltener Hand auf sein Zimmer zurück, als der Wirt einen schaumgekrönten Becher vor ihm abstellte.
    Am nächsten Tag führte die Straße abwärts in ein felsiges Tal und folgte dem Verlauf eines lauten Stroms, und am Abend schlugen sie ihr Lager am Rand eines grüneren, weniger kargen Landes auf. Am nächsten Morgen ertappte sich Grace dabei, wie sie sich auf dem Sattel vorbeugte, und am Nachmittag des nächsten Tages – dem vierten nach ihrem Aufbruch in Galt – ritten sie eine Anhöhe hinauf und sahen endlich das, worauf sie so sehnlichst gewartet hatte: ein Schloss mit sieben Türmen, das sich in der Ferne auf einem Hügel erhob.
    »Calavere«, murmelte sie, und ihr Herz schlug schneller. Shandis schnaubte, und sogar Euer Verdrossenheit stellte die langen Ohren auf. Sie trabten die letzte Meile zum Schloss, sie hatten keine Angst, die Tiere zu ermüden, denn trotz ihrer Eile wollte Grace dort einen Tag bleiben. Eine Rast in der Gesellschaft guter Freunde würde gut tun – auch wenn sie nur kurz sein würde.
    Vor Calaveres Toren warteten schon Aryn, Teravian und Lirith.
    »Wie konntest du uns spüren?«, fragte Grace und ergriff Aryns Hände. »Im Augenblick kann ich mit der Gabe kaum weiter als hundert Schritte tasten.«
    Ich brauche keine Magie, um zu spüren, wann du kommst, Schwester, kam Aryns herzliche Erwiderung durch die Weltenkraft. Mein Herz weiß es.
    Grace lachte und umarmte die andere Hexe fest, und zum ersten Mal seit Tagen dachte sie nicht an Drachen oder Risse oder Schatten. Dann waren Lirith und Teravian

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