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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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aber sie wusste, dass dieser Pfad zu einem Tal und einer halb zerstörten Burg an den Ufern eines Sees führte.
    Sie hatte Kelcior schon lange einen Besuch abstatten wollen, hatte aber immer die Befürchtung gehabt, dass das König Kel als Zustimmung für seine Heiratsanträge interpretieren würde. Jetzt war es keine Stunde Ritt entfernt. Aber Kel war nicht in seiner Burg; er war in Malachor geblieben, um Melia und Falken in ihrer Abwesenheit mit Rat und Tat zu unterstützen.
    »Der Barde hat mehr Erfahrung darin, Königreiche zu zerstören, statt sie zu führen, falls du das nicht weißt«, hatte Kel in dem knurrigen Versuch eines Flüsterns zu Grace gesagt, das man in der halben Festung hatte hören können.
    Aber sie hatte nicht mal eine Stunde übrig. Seit sie den Wald hinter sich gelassen hatten, konnte Grace nachts wieder den Riss sehen. Er war noch immer da, und sie war sich sicher, dass er größer geworden war – ein schwarzes Loch, das doppelt so groß wie Eldhs gewaltiger Mond war.
    Sie ritten weiter und ließen die stumme Göttin der Kreuzung hinter sich.
    Drei Tage später kamen sie nach Glennens Schanze. Die Stadt stand am Ufer eines Flusses, eine halbe Meile vom Königinnenpfad entfernt. Etwa hundert Häuser mit Schieferdächern, die sich an den Fuß eines Hügels mit einer bescheidenen Steinburg schmiegten. Als sie näher kamen, fiel Grace auf, dass an einigen Stellen der Stadtgrenze noch Überreste einer hellen Steinmauer standen, aber größtenteils hatte man sie abgerissen und die Steine fortgeschafft. Seit dem Krieg sind viele Mauern niedergerissen worden, dachte Grace. Und nicht nur die um Städte.
    Glennens Schanze war schmutzig, eng und voller Leben. Es gab mindestens genauso viele Tiere wie Menschen, und sie alle unterhielten sich, lachten oder blökten laut. Die Domäne Eredane hatte am längsten unter der Unterdrückung der schwarzen Ritter gelitten, und ihre Bewohner waren vielleicht am dankbarsten, dass man sie von ihnen befreit hatte. Als sie im Herzen der Stadt über einen Markt ritten, entdeckte Grace Leute, die dort Mysterien verkauften – kleine geschnitzte Holzfiguren, die die Götter der sieben Mysterienkulte repräsentierten –, sowie Kräuterweiber, die ihre Tränke feilboten. Unter der Herrschaft der schwarzen Ritter hatte so etwas unter Todesstrafe gestanden. Jetzt fand der Verkauf am hellen Tag statt.
    Sie kamen an den Rand des Marktes. Dort hob eine alte Frau kleine grüne Glasflaschen von dem Tisch, auf dem sie aufgereiht gestanden hatten, öffnete sie eine nach der anderen und goss ihren Inhalt in die Gosse.
    Grace lenkte ihr Pferd von den anderen fort und ritt zu ihr. »Was tut Ihr da, Schwester?«
    Die Frau schaute nicht auf. »Falsch«, murmelte sie. »Alles ist falsch.«
    »Was ist falsch?«, sagte Grace und schüttelte den Kopf.
    »Meine Tränke, die sind falsch. Aus ihnen ist alles Gute entschwunden. Sinnlos, sie noch länger zu verkaufen. Heute Morgen wollte ich einen Fruchtbarkeitszauber über meine Hennen sprechen. Aber sie gehen nur aufeinander los und zerhacken einander die Eier. Sia ist wütend. Sie hat die Welt mit einem Fluch belegt.«
    Die Alte nahm die nächste Flasche und leerte sie. Die grüne Flüssigkeit vermengte sich mit dem Dreck in der Gosse. Grace wollte etwas sagen, sah aber, dass Brael ihr das Zeichen gab, ihnen zu folgen. Die Alte murmelte weiter vor sich hin, während sie ihre Tränke wegschüttete. Grace wendete Shandis und folgte den anderen.
    Sie ritten weiter, bis sie zu einem Gasthaus in der Nähe der Stadtmitte kamen. Nach einer Diskussion mit dem Wirt, der so jovial und rotgesichtig war, wie ein Wirt sein sollte, führte man sie zu Zimmern in der ersten Etage. Jetzt, da sie in Eredane waren, hätte Grace König Evren ihre Aufwartung machen und darum bitten müssen, die Domäne durchqueren zu können. Aber es war keine Zeit für solche Formalitäten; das Königsschloss von Erendel lag fünfzig Meilen westlich von hier. Sie erzählte dem Wirt, sie sei die Tochter eines calavanischen Kaufmanns, die in Geschäften ihres Vaters unterwegs sei. Niemand würde diese Geschichte in Frage stellen. Heutzutage waren viele Reisende auf den Straßen – ein weiterer Vorteil der Freiheit.
    Sie aßen in einem privaten Speiseraum und zogen sich früh auf ihre Zimmer zurück. Am späten Abend drangen Musik und Gelächter aus der Schankstube, aber Grace verspürte keine Lust, nach unten zu gehen.
    Nach Mitternacht erwachte sie. Das Gasthaus war

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