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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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die Hände in die Hüften und starrte ihn finster an. »Was sollte mich daran hindern, Euch zurück nach Burg Todesfaust zu schicken?«
    »Das werdet Ihr nicht tun, Euer Majestät.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil Ihr einen logischen Verstand habt und weil Ihr bereits erkannt habt, dass ich Euch auf dieser Reise begleiten muss.« Er deutete mit dem Kopf auf die Lichtkugel. »Selbst dieser einfache Runenzauber erweist sich als Herausforderung. Es muss etwas unternommen werden, bevor sämtliche Magie erlischt, und unsere Chancen, eine Lösung zu finden, sind größer, wenn Meister Wilder und ich zusammenarbeiten.«
    Grace war wütend genug, um ihm aus reiner Opposition zu widersprechen, aber bevor sie das konnte, meldete sich die nüchterne Ärztinnenstimme in ihrem Verstand.
    Er hat Recht. Du hast die Angebote der anderen nicht ausgeschlagen, weil du ihre Gesellschaft nicht haben wolltest, sondern weil du gewusst hast, dass sie dir diesmal nicht helfen können. Aber Larad ist ein Runenmeister. Möglicherweise kann er Travis dabei helfen, zu entdecken, was die Letzte Rune ist.
    Trotzdem konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, dass Larad ihr nicht alle Gründe genannt hatte, warum er ihr folgte. Der Runenmeister war dafür bekannt, seine wahren Beweggründe verborgen zu halten. Aber er war auch für seine Überzeugung bekannt, ohne Rücksicht auf sich selbst das zu tun, was seiner Meinung nach dem Allgemeinwohl diente.
    Sie sah ihm in die Augen. »Keine weiteren Tricks, Meister Larad. Von jetzt an fragt Ihr mich, wenn Ihr etwas wollt. Habt Ihr verstanden?«
    Sein Narbengesicht war so unergründlich wie immer. »Ja, Euer Majestät.« Er schloss die Hand um die blaue Lichtkugel, löschte sie aus, und die Nacht senkte sich erneut über den Wald.
    Die Morgendämmerung fand sie bereits unterwegs auf dem Königinnenweg. Larad war ihnen auf einem der kräftigen Maultiere nachgeritten, die die Runenmeister bevorzugten. Mit einem Reiter würde das Maultier aber nicht so schnell wie die Pferde sein, also hatten sie ihm die Ausrüstung und den Proviant aufgeladen, und jetzt hüpfte Larad auf dem Sattel des ehemaligen Packpferdes auf und ab. Der Runenmeister war ein genauso erbärmlicher Reiter wie Travis. So langsam kam Grace zu dem Schluss, dass das Talent für die Zauberei gleichzeitig jedes Talent fürs Reiten ausschloss. Glücklicherweise war das Pferd ein friedliches Tier, und es trug Larad mit einem resignierten Ausdruck auf dem langen Gesicht.
    In den nächsten Tagen schlugen sie ein gleichmäßiges Tempo an, auch wenn Grace ihr Vorankommen unerträglich langsam vorkam. Am zweiten Tag ließen sie den Teil des Königinnenwegs hinter sich, den die Embarraner repariert hatten. Zwar führte die Straße auch weiterhin unerschütterlich durch die Landschaft, aber ihr Pflaster war gesprungen und abgenutzt oder fehlte auch ganz, um durch Gras oder Bäume ersetzt zu sein, so dass man den Weg nur als Fläche zwischen schrägen Hügeln ausmachen konnte. Allerdings standen noch alle Brücken und überspannten Flüsse und Schluchten, ein Vermächtnis der Fähigkeiten der alten Bauherren, die sie errichtet hatten.
    Am vierten Tag ließen sie die silbrigen Bäume des Winterwaldes hinter sich und ritten über Ebenen, die von der Sommersonne goldgebacken worden waren. Zu ihrer Linken erhoben sich die Fal Erenn, die Morgenrotberge, eine purpurgraue Bergkette, deren zerklüftete Stirn von Reifen aus weißen Wolken gekrönt war. Zum ersten Mal seit langer Zeit musste Grace an Colorado denken. Das Beckett-Strange-Heim für Kinder – das Waisenhaus, in dem sie den größten Teil ihrer Kindheit verbracht hatte – war auf einer Hochebene erbaut gewesen, die dieser nicht unähnlich war. Allerdings waren alle Fenster mit Brettern zugenagelt gewesen und hatten die Schönheit der Berge ausgesperrt.
    »Was ist, Euer Majestät?«, fragte Meister Larad und lenkte sein Pferd neben Shandis. »Stimmt etwas nicht?«
    Sie lächelte, nahm den Blick aber nicht von den Bergen. »Nein, ich habe bloß aus dem Fenster gesehen.«
    Am folgenden Nachmittag kamen sie an eine Kreuzung. Eine vom Zahn der Zeit angenagte Statue bewachte das Aufeinandertreffen der Wege, eine namenlose Göttin, die aus mit Moos gefüllten Augen blickte. Die Hauptstraße führte geradeaus weiter, während ein schmalerer Pfad nach links abbog und einen steilen Hügel erklomm. Grace hatte diesen Weg noch nie benutzt – trotz vieler Einladungen im Verlauf der letzten drei Jahre –,

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