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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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versicherte Arducius ihr. »Er … oh!«
    Er sprang hoch, als hätte er sich verbrannt, und schüttelte die Hand, die er auf den Boden gestemmt hatte.
    »Ardu?«, fragte Mirron.
    Doch sie spürten alle das Gleiche wie er. Eine brodelnde, gewaltige Bosheit tief drunten im Boden. Es drehte ihr den Magen um, dass sie sich fast übergeben musste. Ossacer hatte sich schon abgewandt und spuckte. Arducius presste sich die Hände auf die Schläfen und schnitt eine gequälte Grimasse. Nebel wallte in seinem Kopf und drohte, jeden vernünftigen Gedanken auszulöschen.
    »Guter Gott, umfange uns«, brachte sie hervor.
    »Mirron?« Jhereds Stimme drang zu ihr durch.
    »Es geschieht etwas«, sagte sie. »Da wächst etwas.«
    Sie kämpfte gegen die Übelkeit an und ignorierte die erstickten Laute, die Arducius von sich gab, ebenso wie Ossacers ständiges Würgen. Sie suchte die Krankheit, die sich unter ihr zusammenballte wie ein wildes Tier vor dem Sprung. Dahinter lagen starke Energiebahnen, die sie speisten – nein, die etwas anderes speisten. Mirron schlug das Herz bis zum Halse. Gorian konnte sie spüren und sie angreifen, wie er Ossacer angegriffen hatte.
    Doch da war nichts. Kein Zittern in den Energien, die das umgaben, was Gorian da tat. Er hatte die Krankheit tief unten in der Erde erschaffen, während die Oberfläche gesund und normal blieb. Diese Krankheit benutzte er nun, um sein eigentliches Werk voranzutreiben. Gorian wusste nicht, dass sie seinen Energien nachspürte. Oder er reagierte nicht darauf, falls er es wusste. Sie konnte die Struktur des Werks abtasten. Weiter, weiter bis ins offene Land, wo Gras und Bäume wuchsen. Weiter bis zu …
    Mirron schlug die Augen auf und konnte nicht in Worte fassen, was sie gerade gesehen hatte. Doch sie konnte etwas anderes sagen.
    »Lauft«, sagte sie.
    »Was?«
    Sie sprang auf und zerrte Ossacer hoch.
    »Lauft!«

 
27

    859. Zyklus Gottes,
    12. Tag des Genasab
     
    W ovor sollen wir weglaufen?« Jhered schrie Mirron fast an. Er rechnete nicht damit, eine Antwort zu bekommen. Sie war kreidebleich und abwesend. Was sie auch in den Energiebahnen unter der Erde beobachtet hatte, es hatte sie furchtbar erschreckt.
    »Mirron, halt, warte doch!«
    Unter den Flüchtlingen, die sie noch umringten, brach Panik aus. Arducius und Ossacer schleppten sich hinter ihnen her. Sie wussten nicht recht, was im Gange war, und versuchten immer noch, die Quelle und das Ausmaß der Bedrohung herauszufinden. Einige Bürger hatten sich bereits auf den Weg gemacht und eilten zur Juwelenmauer zurück. Manche wandten sich nach Norden und Süden zu ihren Zelten und Angehörigen oder versuchten einfach zu fliehen, selbst wenn sie nicht wussten, wovor.
    Jhered hielt Mirron am Arm fest, drehte sie zu sich herum und legte ihr dann die Hände auf die Schultern.
    »Mirron!«
    Sie zuckte zusammen und starrte ihn an. Sie zitterte am ganzen Körper, auf ihren Lippen stand Schaum, und sie war so verängstigt, dass ihm fast das Herz brach.
    »Wohin sollen wir laufen?«
    Sie schüttelte den Kopf, und ein einsame Träne rann herab. »Das spielt wahrscheinlich keine große Rolle.«
    Jhered drehte sich nach Westen um, zum offenen Land. In der Ferne grollte es. Es war leise und ließ den Boden beben, zuerst nur leicht, wurde aber mit jedem Herzschlag stärker. Mirron wollte sich losreißen, doch er hielt sie fest.
    »Es ist zu spät zum Weglaufen. Du musst dir etwas einfallen lassen. Zusammen mit Ossacer und Arducius.«
    »Du verstehst das nicht«, wandte Mirron mit bebender Stimme ein. »Es ist zu groß, es wird ihn verschlingen, und uns dazu.«
    Jetzt konnten alle das Grollen hören. Flüchtlinge und Soldaten wandten sich gemeinsam nach Westen. Im Augenblick war noch nichts weiter zu sehen außer einem Flimmern in der Luft, wie die heiße Sonne es manchmal erzeugte. Eine Weile rührte sich niemand. Es konnte ein Heer sein, das sich von dort näherte, obwohl niemand von weiteren feindlichen Kräften im Umkreis von tausend Meilen wusste. Die Menschen freuten sich immer noch über den Sieg, Mirrons panischer Ausbruch hatte jedoch Verwirrung gestiftet. Es war ein gefährlicher Schwebezustand. Fünfzigtausend Flüchtlinge. Wenn sie losrannten, würden sie alles niedertrampeln.
    Jhered blinzelte nervös. Er glaubte, er hätte eine Welle im Land entdeckt, weit entfernt am Horizont. Mirrons Furcht griff auch auf ihn über, doch er wollte es noch nicht ganz glauben. Abermals bebte der Boden, und die Menschen stießen

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