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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Atreska blickten, so schwer es ihnen auch fiel, sich zu konzentrieren. Roberto und der Karku Harban standen bei ihm über dem Tor der Festung. Auch sie beobachteten nicht mehr die Feinde, die von vorne angriffen, sondern hatten sich umgedreht und blickten in Richtung Neratharn.
    Der Himmel hatte sich verdunkelt, und dann war ein höchst ungewöhnlicher Lärm entstanden. Als wäre ein Berg eingestürzt. Grelles Licht hatte das Schlachtfeld überflutet, und er hatte sich wie alle anderen schaudernd umgedreht und zitternd ein Dankgebet gesprochen, weil er nicht das Ziel dessen geworden war, was sich hinter dem Flüchtlingslager abgespielt hatte.
    Im Osten aber, jenseits der Mauern, marschierten die Toten weiter. Für fünfzig, die von Steinen zerquetscht oder vom Pulver zerfetzt wurden, kamen jeweils hundert noch näher heran. Auch die Bogenschützen schossen inzwischen, hatten bisher aber nicht viel Erfolg. Die größten Sorgen machte er sich wegen der Leitern.
    Wenn die ersten Toten auf der Mauer standen, konnte sich die Angst wie eine Flutwelle ausbreiten.
    Die Tsardonier hatten immer noch nicht eingegriffen. Ihre Geschütze standen außer Reichweite und bewegten sich nicht.
    »Wartet nur, ihr Schweinehunde«, sagte Davarov. »Euch werde ich später noch in der Luft zerreißen.«
    Das Selbstvertrauen der Verteidiger wuchs. Abrupt klarte der Himmel hinter ihm wieder auf, und die Sonne schien auf das Lager und das offene Gelände hinter der Barriere. Als an der westlichen Front Jubelrufe ertönten, die drei Meilen bis zum Wall zu hören waren, drehte Davarov sich um. Zehntausende stimmten ein. Die meisten hatten nicht sehen können, was sich auf dem Schlachtfeld abgespielt hatte, doch sie erkannten die triumphierenden Rufe der anderen.
    »Ich kann es kaum glauben«, sagte er.
    »Glaube es«, erwiderte Roberto. »Ich weiß, wozu sie fähig sind.«
    Davarov lächelte und umarmte Roberto wie ein Bär. »Weißt du, was das bedeutet? Wir werden siegen. Die Kerle da werden niemals unsere Mauern bezwingen. Wir sind im Vorteil, es ist schon fast vorbei.«
    Roberto lächelte nicht und erwiderte die Umarmung nicht. Davarov ließ ihn los und trat zurück.
    »Was ist, Roberto?«
    »Solange nicht jeder Tote der Erde übergeben ist, solange ich nicht Gorians Kopf vor mir auf dem Silbertablett sehe, ist es noch nicht vorbei.«
    Auch auf dem Wall jubelten jetzt die Kämpfer. Davarov drehte sich um und war drauf und dran, eine Erwiderung zu brüllen, die sie zum Verstummen bringen sollte, obwohl ihm eher danach gewesen wäre, in den Jubel einzustimmen. Die Toten rückten nicht weiter vor. Während weiterhin die Geschosse zwischen ihnen einschlugen, standen sie einfach da, als warteten sie auf das Unvermeidliche.
    »Wir haben es geschafft«, sagte Davarov, und eine ungeheure Erleichterung überkam ihn. »Wir haben es geschafft, Roberto. Schau nur.«
    Roberto sah sich um und schüttelte den Kopf.
    »Schießt weiter. Da stimmt etwas nicht, ich spüre es.«
    Davarovs Feierlaune verflog. Nachdem er viele Jahre unter Roberto Del Aglios gedient hatte, wusste er genau, dass man sich große Sorgen machen musste, wenn der Befehlshaber so etwas sagte.
     
    Gorian spürte, wie sie dahinschwanden. Alle vergingen. Erst ein paar, dann eine wahre Flut. Jeder hinterließ eine Energiebahn, die im Nichts endete. Die Bahnen zuckten wild, schrumpften und taten ihm weh, bis er sich fühlte, als durchbohrten zehntausend Nadeln sein Herz und sein Bewusstsein.
    Er schrie lange und laut. Die Toten umgaben ihn, und die Gor-Karkulas schauderten, wo sie auch standen oder saßen. Seine Qualen speisten sich aus allen Energiebahnen, die er kontrollierte. Es war, als wäre sein Körper in Brand geraten. Das Herz pochte schmerzhaft hinter den Rippen, seine Beine wurden kraftlos, und er taumelte gegen die Seitenwand des Wagens. Er legte die Hände an den Kopf und schrie abermals.
    Es war vorbei. Seine Untertanen, die ihn geliebt und ihm vertraut hatten, die er zu sich geholt hatte. Alle waren fort. Sie hatten sie ihm entrissen. Er hatte versucht, sie zu besiegen, doch gegen alle drei konnte er nicht gleichzeitig kämpfen. Wieder kam eine Schmerzwelle, und er keuchte, presste die Hände auf den Bauch und sank vor Erschöpfung auf die Knie.
    »Kessian!«, rief er. Blut quoll aus seinem Mund. Er spuckte es aus. Seine inneren Organe waren beschädigt. Er hatte sich zu sehr verausgabt. »Kessian.«
    Draußen wartete sein Volk auf seine nächsten Befehle. Im Süden an den

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