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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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spuckte den widerlichen Schleim aus und blies ihn aus den Nasenlöchern. Die Welle polterte weiter, zog ungehindert zur Barriere und übertönte die Schreie der Hilflosen, die sie überrollte.
    Jhered sah sich um. Hinter ihm war die Erde verwüstet, nur Sumpf und Moder. Er machte ein paar Schritte in Richtung Mauer. Sein Herz schlug heftig, er spürte den Puls im Hinterkopf wie einen Schmiedehammer. Endlich schluckte er, hustete und übergab sich. Dann wischte er sich den Dreck vom Gesicht und säuberte seine Augen.
    Da. Sie mussten es sein. Er rannte los. Unsicher, taumelnd. Der klebrige Dreck wollte seine Stiefel nicht freigeben.
    »Mirron«, gurgelte er. Noch einmal hustete und würgte er. »Arducius.«
    Sie lagen still am Boden und hatten sich umarmt. Unter dem Schleim, der auch sie bedeckte, waren sie kaum noch zu erkennen. Braun, grün und dampfend. Langsam rührten sie sich wieder, hoben die Köpfe und blickten nach links. Jhered folgte dem Blick. Dort kniete Ossacer mit weit ausgebreiteten Armen. Er schwankte und war von dem gleichen Unrat bedeckt wie sie alle, doch er hatte die blinden Augen geöffnet und starrte in ihre Richtung.
    Mirron rappelte sich auf und half Arducius. Er stützte sich auf sie, und als sie zu Ossacer gingen, zog er ein Bein nach und schrie auf. Jhered mobilisierte alle Kräfte und legte das letzte Stück zu ihnen im Laufschritt zurück. Er packte Arducius’ freien Arm und legte ihn sich über die Schultern, um das verletzte Bein des Aufgestiegenen zu entlasten.
    »Ossie?«, rief Mirron. Ossacer antwortete nicht. »Ossie, nicht nachlassen! Mach weiter!«
    Unzählige Fragen schossen Jhered durch den Kopf. Die Welle hatte die Lager erreicht. Zelte kippten um, wurden zerfetzt und verfaulten wie alles andere. Die Schreie der verstörten Menschen erstarben, als die Welle sie unter sich begrub. Jhered wandte den Blick ab. So viele Menschen, binnen weniger Sekunden einfach überrollt und ermordet. Er schauderte, Übelkeit stieg erneut in ihm auf.
    Mirron und Arducius bemühten sich immer noch um Ossacer. Jhered wusste, dass er sie gerettet hatte, auch wenn er es nicht verstand. Der Schmerzfinder hatte sie vor der Fäulnis, der Krankheit und dem Tod beschützt. Sie schleppten sich zu Ossacer, vier lebende Menschen in diesem verfluchten Land.
    Mirron und Arducius sanken neben Ossacer nieder. Er spürte sie und ließ sich seitwärts gegen Mirron sacken.
    »Ich habe euch gerettet«, sagte er. »Ich habe es geschafft.«
    Seine Haut war runzlig und rissig, seine Haare waren um einen halben Schritt gewachsen, zottig und grauweiß. Er sah jetzt aus, als wäre er in Andreas Kolls Alter. Seine Finger, seine Gliedmaßen waren nur noch Haut und Knochen. Mit Fingern, an denen lange Nägel gewachsen waren, hielt er sich an Mirrons Arm fest und rang um Atem.
    »Oh Ossie, was hast du getan?«, flüsterte sie, während sie ihm übers Haar strich und ihn an sich drückte.
    Arducius kniete vor ihm, hatte ihm die Hände aufgelegt und forschte nach seiner Lebenskraft.
    »Nicht«, sagte Ossacer. Seine Augen waren jetzt trüb und grau, nur im Zentrum um die Pupillen flackerten winzige blaue Punkte. »Es gab nichts, was ich benutzen konnte. Hier hat nichts mehr gelebt, ich hatte nur mich selbst.«
    Ossacer hustete und schüttelte sich dabei am ganzen Körper.
    »Wir können dich heilen«, sagte Arducius. »Wir können alles heilen. Aber gib dich nicht auf.«
    »Nein, das könnt ihr nicht.« Ossacer atmete keuchend ein. Jhered biss sich auf die Unterlippe. »Ihr braucht eure ganze Kraft für Gorian. Ihr müsst ihn aufhalten.«
    Wieder erschütterte ein mächtiger Knall die ganze Ebene, gleich darauf kam das Echo aus mehreren Richtungen zurück. Lauter als das Knirschen und Donnern der Steine waren die tausend hilflosen Gebete an den Allwissenden, der den Menschen an diesem Tag den Rücken gekehrt hatte. Jhered sah nichts als Staub, Dampf und Dunst. So viele Freunde. So viele brave Bürger.
    »Was war das?«, fragte Arducius.
    »Die Mauer«, erklärte Jhered. Die Kehle war ihm eng geworden, er konnte nur noch heiser flüstern. »Wir sollten davon ausgehen, dass wir jetzt allein gegen ihn kämpfen müssen. Ossacer hat recht. Wir dürfen diesen Kampf nicht verlieren, sonst geht es womöglich noch ewig so weiter.«
    »Ich lasse Ossacer nicht hier im Stich«, sagte Mirron. »Das können wir nicht.«
    »Ich habe nicht die Absicht, jemanden im Stich zu lassen«, widersprach Jhered. »Ich werde ihn tragen. Du stützt

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