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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Schimmel ergoss sich über die Straße und kroch an den Hauswänden empor. Auf allen vieren brachte Iliev sich in Sicherheit, bis er aufstehen konnte. Er fluchte und spuckte aus.
    »Wie viele sind gestorben?«, sagte er und reichte dem Matrosen eine Hand, der sie ergriff und aufsprang. »Vielen Dank jedenfalls, du hast mir das Leben gerettet.«
    Schlagartig wurde es auf der Hauptstraße vor ihnen still. Überall lagen Tote, die der stinkende Schlamm eingehüllt hatte. Selbst im Tod konnte man noch die panischen Bewegungen erahnen, mit denen sie nur Augenblicke zuvor geflohen waren.
    »Sie bewegen sich«, sagte der Matrose.
    »Dann müssen wir uns auch bewegen. Wir wollen uns vergewissern, wer noch da ist, und dann gehen wir zum Hügel.«
    Unter den Blicken der Toten drehten sie sich um und rannten fort. Stertius wollte sie durch die Parks führen, um direkt vor den Palasttoren die Prachtstraße zu erreichen. Das war der Moment der größten Gefahr.
    In der Stadt herrschte ein ohrenbetäubender Lärm. Inzwischen wusste jeder, welcher Tod den Bürgern drohte, und das Geschrei ging inzwischen sogar selbst erfahrenen Kämpfern wie den Ocenii auf die Nerven. Iliev hatte sieben Matrosen seines Kommandos verloren, und es wäre um ein Haar noch schlimmer gekommen. Er betete zu Ocetarus, nicht gegen sie kämpfen zu müssen. Doch der Verlust verstärkte nur noch seine Entschlossenheit.
    Die verbliebenen sechsundzwanzig und die beiden Estoreaner rannten in Richtung des größten Lärms. Sie hatten erwartet, dass die Bürger vor den Toren standen und Einlass begehrten, doch mit einer solchen Masse hatten sie nicht gerechnet. Die Prachtstraße und der Platz vor dem Siegestor waren voller Menschen. In hellen Scharen kamen immer mehr die Straße herauf. Das Tor stand offen, und die Bürger strömten hinein. Die Wächter im Torhaus trieben sie mit Rufen an, und einige hatten sogar Seile über die Mauer geworfen oder Leitern angestellt. Auch vor den Mauern standen die Menschen in großen Gruppen und warteten darauf, endlich hinüberklettern zu können.
    »Geradaus hindurch, Kashilli«, sagte Iliev. »Wir müssen ihnen erklären, dass sie bald das Tor schließen müssen.«
    »Aye, Käpten.«
    Schon lange bevor sie den Rand der Menge vor dem Tor erreichten, begann Kashilli zu rufen.
    »Hier kommt ein Kommando der Ocenii, macht Platz. Macht Platz für euren Marschall und euren Ersten Seeherren. Macht Platz.«
    Gesegnet seien die eingeübten Reaktionen der einfachen Bürger, dachte Iliev. Menschen, die gerade noch bereit gewesen waren, sich gegenseitig zu erschlagen, um ihr Leben zu retten, wichen sofort aus. Bürger tippten einander auf die Schultern und wiesen auf den anrückenden Kashilli und seine Schutzbefohlenen hin, und sogleich öffnete sich eine Gasse vor dem linken Tor. Ob es nun sein Anblick war oder ob es an den Worten lag, die er rief, war Iliev egal. Hauptsache, sie waren bis auf zwanzig Schritte heran, ehe der Schwung nachließ. Danach konnten sie die Hämmer als Brechstangen einsetzen.
    Iliev versuchte, wenigstens den Anschein von Höflichkeit und Ordnung zu wahren. Er drängelte nicht, sondern beschränkte sich darauf, die Bürger zur Seite zu winken.
    »Der Marschall hat wichtige Informationen, die den Kampf für uns entscheiden werden. Macht Platz, damit ihr selbst überlebt.«
    Die Menschen drängten sich nun um sie und keilten sie vor dem Tor ein. Einige Bürger hofften, mit dieser Welle nach drinnen geschwemmt zu werden. Kashilli brüllte die Wächter am Tor an, ihnen zu helfen. Inzwischen kamen sie überhaupt nicht mehr voran.
    »Kashilli, wir müssen weiter!«, rief Iliev. »Keine Zeit verschwenden.«
    Kashilli hörte ihn trotz des Getöses der Menge, der Tausend trampelnden Füße und der Bitten, in die vermeintlich sichere Zuflucht eingelassen zu werden. Verzweiflung lag in der Luft, und allmählich sprach sich herum, dass die Toten sich näherten. Iliev war überrascht, dass die Fäulnis noch nicht angekommen war.
    Mit einiger Verspätung stellte sich eine Reihe von Wächtern mit Schilden und Speeren auf und räumte unter dem Tor und davor eine Gasse frei. Das reichte dem Kommando aus, hineinzulaufen und sich in Richtung des Brunnens abzusetzen. Hinter ihnen strömten sogleich wieder die Bürger herein. Vasselis war bei einem Wächter stehen geblieben und trug ihm auf, das Tor zu schließen und die Bürger in die Parks zu schicken. Iliev unterstützte ihn. Die Toten kamen zum Palast, der jetzt nicht mehr der

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